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ADRAMELCH: Broken History

"Broken History" ist ein durch und durch makelloses Album, in sich stimmig, voller interessanter Ideen und atmosphärisch dicht. Wer sich für epischen Metal der anspruchsvollen Sorte begeistern kann, kommt an diesem Album eigentlich nicht vorbei.

Siebzehn Jahre liegt die Veröffentlichung von Irae Melanox nun bereits zurück, einer musikalischen Perle, welche ADRAMELCH zwar keinen großen kommerziellen Erfolg einbrachte, welche dafür aber in Undergroundkreisen umso mehr verehrt wird. Damit, dass die italienischen Epic-Metaller sich noch einmal zurückmelden würden, haben sicher die wenigsten gerechnet. Dass es der Band, von der aus dem ursprünglichen Line-up nur noch die beiden Schlüsselfiguren, Sänger Vittorio Ballerio und Gitarrist und Komponist Gianluca Corona, übrig geblieben sind, gelingen würde, ein Album zu erschaffen, welches Irae Melanox ebenbürtig ist, muss dem typischen Fan des 80er-Metals gar undenkbar erschienen sein. Genau das ist dem Quintett allerdings gelungen. Und wenn man mal alle Nostalgie beiseite lässt und die beiden Alben nüchtern miteinander vergleicht, dann ist es der Band sogar gelungen, sich selbst zu übertreffen.

Produktionstechnisch war Irae Melanox alles andere als eine Offenbarung. Broken History tönt zwar deutlich druckvoller, bietet aber ebenfalls keine polierte State-of-the-art-Produktion. Der etwas altbackene Klang ist jedoch genau das, was die Musik von ADRAMELCH braucht, zeichnet er sich doch durch eine Natürlichkeit und Dynamik aus, wie man sie bei modernen Hochglanz-Produktionen allzu sehr vermisst, und fängt so den Geist der Musik der Italiener hervorragend ein. Eben diese Musik gehört zum Besten, was an epischem, leicht progressivem Metal in den letzten Jahren veröffentlicht wurde. Der Band ist das Kunststück gelungen, ihre majestätische, aber ohne jeglichen Bombast aufgeblasene Musik leichter zugänglich zu gestalten, als dies noch bei Irae Melanox der Fall war, ohne dabei ihre Komplexität aufzugeben: Broken History zeichnet sich aus durch eine Fülle großartiger, oft leicht mittelalterlich anmutender Melodien von erhabener Schönheit sowie eine vordergründig straighte Instrumentierung und Rhythmik. Der Teufel steckt jedoch im Detail – sowohl das Schlagzeug-, Gitarren- als auch das Bassspiel sind gespickt mit unzähligen Feinheiten, dass das aufmerksame Zuhören eine wahre Freude ist und man auch nach langer Zeit noch Neues entdeckt. Auf der Detailebene ist Broken History durchaus komplex und hoch anspruchsvoll. Das Album zeichnet sich zudem durch enorm abwechslungsreich gestaltete Songs aus. Sowohl die tendenziell eher treibenden Stücke wie I´ll Save The World, Chuny Calls oder Dethroned In Shame, als auch größtenteils getragene Stücke wie Broken History, Beloved Jerusalem oder das auch wegen des Textes unter die Haut gehende Heap Of Bones weisen eine große Dynamik auf, sei es durch Tempo-, oder Rhythmuswechsel. Die Atmosphäre des Albums wird maßgeblich geprägt durch immer wieder zu hörende akustische Gitarren und sakrale Choräle – ganz in Einklang mit dem lyrischen Konzept des Albums, in dem es um die christlichen Kreuzzüge im Mittelalter geht. Keyboards werden hingegen nur sporadisch eingesetzt: Orgeln und kaum hörbare Piano-Melodien bereichern das Klangbild, werden aber kaum bewusst wahrgenommen.

Auch wenn ADRAMELCH auf Broken History keine Kopie ihres Kult-Albums abgeliefert haben, sondern hörbar gereift sind, ist die Band doch stets eindeutig zu erkennen – und das nicht nur aufgrund der unverwechselbaren Stimme von Vitterio Ballerio. Sein oft, aber nicht durchweg hoher Gesang klingt mittlerweile kräftiger und kontrollierter als vor siebzehn Jahren. Von seinem Charisma hat Ballerio dabei nichts verloren, eher noch hinzugewonnen.

Broken History ist ein durch und durch makelloses Album, in sich stimmig, voller interessanter Ideen und atmosphärisch dicht. Wer sich für epischen Metal der anspruchsvollen Sorte begeistern kann, kommt an diesem Album eigentlich nicht vorbei. Italien hat eben doch mehr zu bieten als mittelmäßige HELLOWEEN-Kopien und Symphonic Hollywood Metal. Zu erwerben ist die CD für 15,50 € bei Hellion Records.

Veröffentlichungstermin: 20.10.2005

Spielzeit: 50:27 Min.

Line-Up:
Gianluca Corona -Electric & acoustic guitars, choirs

Vittorio Ballerio – Lead & backing vocals, choirs

Luca Sigfrido Percich – Drums

Fabio Troiani – Lead guitar, midi programming

Maurizio Lietti – Bass guitar

Chor:

Laura Quartierei – choir direction, soprano

Margherita Fossati – mezzo-soprano

Luca Baruffaldi – bass

Davide Colzi – tenor

Produziert von Gianluca Corona & Adramelch
Label: Underground Symphony

Homepage: http://www.adramelch.com

Email-Adresse der Band: info@adramelch.com

Tracklist:
1. Intro: Fantasia I

2. I´ll Save The World

3. Cluny Calls

4. Choral Prelude

5. Broken History

6. Beloved Jerusalem

7. Heap Of Bones

8. Dethroned In Shame

9. Darts Of Wind

10. Different Times, Different Places

11. Declaimed Prelude (The Bread And The Water)

12. Ten Wiles (Much More Than Begged Mercy)

13. Conclusion

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