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DARKTHRONE: A Blaze in the Northern Sky

Unholy Black Metal.

Es ist an der Zeit, eine Band zu ehren, welche als eine der wenigen von sich behaupten kann, wahren, wirklich truen, Black Metal zu erschaffen. Und niemand kann dies diesen Norwegern absprechen, denn nur wenige schaffen es, sich über derart lange Zeit selbst treu zu bleiben. Selbst wenn es bedeutet, sich in das Land der Schatten zurückzuziehen und die Anhänger mit einer leeren Website, welche nur das berühmte Logo auf schwarzem Grund zeigt, zurückzulassen. Selbst wenn es bedeutet, eine Nominierung auf einen nationalen Musikpreis öffentlich abzulehnen, da die Überzeugung, kein Teil des neumodischen Black Metal-Zirkus´ sein zu wollen, stärker wiegt als medialer Ruhm. Selbst wenn es bedeutet, nie auf einer Europatour die Sau rauszulassen. Und nun ist es an der Zeit, dem genialen Schaffen von DARKTHRONE auch auf vampster Tribut zu zollen und sich zu verneigen vor ihrem Meisterwerk: A Blaze in the Northern Sky.

Auf dem Vorgänger Soulside Journey huldigten DARKTHRONE noch dem Death Metal. Niemand hätte eine solch radikale Entwicklung zwischen zwei Alben erwartet, bisher waren erst Schweizer wie HELLHAMMER / CELTIC FROST in ähnlich kranke Tiefen vorgestossen. Doch Fenriz und seine Mitstreiter bewiesen – nomen est omen – dass ihre Feuersbrunst am Nordhimmel neue Kältemassstäbe für den Black Metal setzen sollte. Auf den ersten Blick gibt sich das Werk äusserst widerborstig und weist motivierte Hörer mit seiner schroffen, rohen Produktion in ihre Schranken. Hier will ein Album nicht gefallen, hier will es wie eine eisige Festung erobert werden – ohne Rücksicht auf Verluste. Nach einem beklemmenden, beschwörenden Intro illustrieren bereits die ersten Takte des über zehn Minuten langen Openers Kathaarian Lifecode, dass in dieser Soundlandschaft barbarische Sitten herrschen: Trigger, Keyboards, cleaner Gesang, holde Engelsstimmen – alles untrue, alles nicht vorhanden. Stattdessen: Ein verzerrter, höhenlastiger Bass (so paradox kanns gehen), ein authentisches Schlagzeug, Gewittergitarren auf höchstem Niveau von sägender Schönheit und ein heiserer, kranker Kreischer, der selbst die Wölfe im Wald in die Flucht schlägt. Wer jetzt stumpfes, seelenloses Gerumpel erwartet, wird eines Besseren belehrt. DARKTHRONE sind nicht im Dauerrasermodus, nein, sie grooven in verschiedenen Tempobereichen. Und Groove bedeutet, dass Drums und Bass zusammen den Teppich auslegen, auf dem die Gitarren ihre hypnotischen Pirouetten vollziehen. Dazu gesellt sich ein oft mit viel Hall angereichertes, bedrohliches, hasserfülltes Kreischen – Nocturno Culto spuckt Gift und Galle, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Bereits der Opener macht klar, dass dieser Black Metal von Abwechslungsreichtum und hypnotischer Bessenheit geprägt ist – und DARKTHRONE verstehen es, den Spannungsbogen mit Leichtigkeit die gesamten zehneinhalb Minuten aufrecht zu erhalten.

In the Shadow of the Thorns schlägt in dieselbe Kerbe und treibt den Hörer mit klirrenden Gitarren, scheppernden, stoischen Beats und dem berühmten, einmal geäusserten Zitat unholy black metal in den Wahnsinn. Nach etwa sechseinhalb Minuten gesellen sich noch kurz cleane Gitarrenklänge hinzu, welche schliesslich der Macht der verzerrten Geister erliegen. Tonnenschwere, schleppende und satanisch verzerrte Gitarrenklänge läuten danach einen weiteren Höhepunkt ein: Paragon Belial. Oberflächlich betrachtet wägt man sich hier in Sicherheit, einen simplen Song vorzufinden. Irrtum. Spätestens wenn sich die das Gitarrenduett in die höheren Gefilde verabschiedet und der Bass mitzieht, ist der Kiefer unten. Wer jemals den Bass als marginal im Black Metal angesehen hat, kriegt hier den vollen Gegenbeweis. So segelt der Tieftöner zusammen mit den Sechssaitendschinns in die Höhe und sämtliche vier Saiten werden mal rasch im Dunstkreis des zehnten Bundes komplett in Anspruch genommen, um die durch und durch kranken (Dis)harmonien zu zelebrieren. Jazz und Black Metal? BLACK SABBATH in der Tiefkühltruhe? Keine allzu abwegigen Gedanke, wie dieser Geniestreich von DARKTHRONE beweist.

Im hymnischen Where Cold Winds Blow wird das Tempo etwas angehoben, manisch wird durch die extreme Kälte gerast und man glaubt beinahe, die Schreie Nocturno Cultos in der Eiswüste sehen zu können. Kraft und Verzweiflung, wunderbare Dissonanzen, eine Gitarre die ausbricht und dann wieder von der restlichen Woge mitgerissen wird in den Abgrund. Plötzlich wird das Tempo gedrosselt, und dennoch findet keine Entspannung statt. Die Atmosphäre brennt in den Ohren wie Trockeneis an den Händen. Der Titeltrack wartet schließlich mit ähnlich groovigen Kunststücken wie Paragon Belial auf, doch wird hier auch wieder auf quälende, schleppende Parts gesetzt, welche wohl mehr als nur Gehörgangskorrosion verursachen. Den Abschluss bildet The Pagan Winter, welches jedoch nicht mit dem Pagan Metal üblichen Harmonien einlädt, sondern eher teuflisch anmutendem Gelächter eine Herberge bietet. Die Gitarrenmelodien scheinen sich jenseits von braven Noten und Harmonien aufzuhalten, in vielschichtigen Arrangements verbreiten sie auch zum Abschluss mitreißend noch Angst und Schrecken.

Was bleibt, ist ein Meisterwerk, welches für den (norwegischen) Black Metal wegweisend war und noch immer ist. Trunken von Misanthropie, Kälte und Energie – räudig, schroff und manisch – Black Metal. Oder um es mit DARKTHRONEs wahren Worten zu sagen:

We are a Blaze in the Northern Sky

The next thousand Years are ours.

Veröffentlichungstermin: 1991

Spielzeit: 42:02 Min.

Line-Up:
Fenriz: Percussion, Satanic Poetry and Haunting Chants

Nocturno Culto: Lead Guitar and Voice (of The Night)

Zephyrous: Electric Rhythm Guitar

Dag Nielsen: Session Bass Guitar

Produziert von Erik Avnskog
Label: Peaceville Records

Homepage: http://www.darkthrone.no

Tracklist:
1. Kathaarian Lifecode

2. In The Shadow Of The Thorns

3. Paragon Belial

4. Where Cold Winds Blow

5. A Blaze In The Northern Sky

6. The Pagan Winter

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