DEAD CAN DANCE: NCC, Den Haag – 12.03.05

Wenn eine Band wie DEAD CAN DANCE nach jahrelanger Pause endlich wieder zum Totentanz lädt, kann man sich das wohl kaum entgehen lassen. Vor allem wenn die Show im sehr schönen und klangstarken Saal des Niederländischen Congress Centrum zelebriert wird.

Wenn eine Band wie DEAD CAN DANCE
nach jahrelanger Pause endlich wieder zum Totentanz lädt, kann man sich das wohl kaum entgehen lassen. Vor allem wenn die Show im sehr schönen und klangstarken Saal des Niederländischen Congress Centrum zelebriert wird.

Wie kaum eine andere Formation haben es DCD geschafft, Einflüsse aus allen möglichen Bereichen der Musik in einem unverwechselbaren Stil zu vereinen. Im Kosmos von DCD treffen mittelalterliche Kirchenchöre auf Didgeridoos, bezaubern asiatische Saiteninstrumente mit klassischen Gitarren um die Wette, alles untermalt mit Texten voll seltsamer Mystik und geheimnisvoller Geschichten. Dementsprechend gemischt ist dann auch das Publikum, wie zu vermuten füllt sich der Vorraum des NCC mit einer bunten Sammlung erwartungsvoller Menschen. Aus ganz Holland, Belgien, Deutschland und sonst woher kommen Grufties, Rollkragenpulliträger, aufgebrezelte Hausfrauen, ein paar Metalheads und viele ganz normale Gestalten.

Pünktlich um 20:15 wird das Licht etwas gedrosselt, der Blick fällt gespannt auf die Sammlung an Percussions, Keyboards, Sequenzern, Drums und ein paar kleine Combo-Amps auf der Bühne. Statt dem Aufzug der Stars des Abends steht dann aber unerwartet und unangekündigt eine junge Frau schüchtern auf der Bühne, nur von einer Akkustikgitarre beschützt. Mit zarter, schüchterner Stimme haucht sie uns ein kurzes Ich bin LA KIDDA aus Den Haag und darf hier heute für euch ein paar Songs spielen entgegen und fängt einfach an zu spielen. Mit überraschend kraftvoller Stimme bietet sie uns 5 Songs irgendwo zwischen NORAH JONES, BONNIE RAITT und SHERYL CROW, also sehr bluesig das Ganze.

Ein melancholisches If I would die, ein locker fließendes Kind of, wirklich schöne Musik, ein schöne Stimme und eine sympathische, etwas kindliche Sängerin! Wenn man dann erfährt das La Kidda sonst von einer Band begleitet wird ist es doch sehr mutig sich vor ein auf große Musik eingestelltes Publikum zu stellen. Unfassbar dann die Reaktion des Publikums, es gibt La Kidda keine Chance, ignoriert sie und ist teilweise so laut dass man der Musik kaum folgen kann. Ein besonders nerviger Geselle fängt sich dann auch von der Bühne einen spaßigen aber wirkungsvollen Einlauf ein, das Publikum lacht und siehe da, die letzten 2 Songs hat La Kidda auch die verdiente Aufmerksamkeit. Ein stimmungsvoller Auftakt für ein Publikum, das so was Nettes eigentlich gar nicht verdient hatte.

Dann ist es nach kurzer Umbauzeit soweit: Die Musiker betreten die Bühne und hüllen den Saal in einen Percussionszauber. Mastermind Brandon Perry betritt die Bühne, Jubel im Publikum. Als dann Lisa Gerrard fast unbemerkt auf die Bühne schleicht und zu Nierika ihre Stimme erhebt ist statt Jubel einfach nur fasziniertes Schweigen angesagt. Es sind 3 Minuten der Show vorbei und wohl Jeder im Saal hat eine Gänsehaut in jedem Körperwinkel. Die Schönheit der Musik zeigt erstaunliche Wirkung, zum Ende eines jeden Songs herrscht erstmal Stille. Da ist es fast schon eine Frechheit wenn sich da hinten irgendwo wer die Nase putzt! Auch die Band ist irritiert, nach 3 Songs kommt von Brandon dann doch ein verwirrtes Is there anybody out there?. Publikum und Band lachen, das letzte Eis ist endgültig gebrochen. Wo die Stille nach den Songs fast magisch ist, nervt es dann aber doch, dass das Publikum immer, wenn es einen Song erkennt, laut losklatscht. Hier und da dauert es immer eine Weile bis man den Song zuordnen kann, und wenn dann nach 2 Minuten plötzlich das Rumgeklatsche losgeht passt das nicht in dieses Konzert. Der Sound ist erstklassig, man hört jedes noch so exotische Instrument sauber raus. Dazu gibt es eine dezente, aber sehr wirkungsstarke Lightshow.

Ein Live-Konzert von DEAD CAN DANCE gleicht einer Messe, wenn Lisa Gerrard ganz in weiß gekleidet, engelsgleich über die Bühne schwebt und mit ihrer unglaublichen Stimme das Publikum vom ersten Ton an hypnotisiert. Sie spielt optisch aber fast keine Rolle auf der Bühne, steht entweder hinter ihrem Podest wenn sie ihre Stimme erhebt oder zieht sich in den Hintergrund zurück wenn sie nur musikalische Begleitung an Percussions, Flöte usw. beiträgt. Dem gegenüber steht Perfektionist Brandon Perry, mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme und seiner Kontrolle über das musikalische Geschehen stellt er sich gern in den Mittelpunkt. Begleitet werden die Beiden von einer erstklassigen Band, die meisten Musiker sind nun auch schon seit Jahren mit am Start. Wo Brandon und Lisa ihren festen Platz haben wuseln die Musiker nach jedem Song erstmal über die Bühne und begeben sich zum nächsten Instrument, um es wie die vorherigen erstklassig zu bedienen. Nie hat man das Gefühl, es handele sich nur um eine Begleitband. Jeder trägt seinen eigenen Teil zur Magie auf der Bühne bei, spielt seine Parts mit erkennbarer Leidenschaft. Man merkt den Musikern deutlich an wie froh sie sind, als DEAD CAN DANCE wieder auf der Bühne zu stehen. Die längere Pause, die Brandon und Lisa 1998 eingelegt hatten um sich anderen Projekten zu widmen wie Soundtrackmusik (z.B. Gladiator), merkt man der Band kaum an. Kaum zu glauben dass dies hier eine der ersten Shows seit so vielen Jahren ist.

Das macht sich dann aber doch hier und da etwas bemerkbar. Nachdem Black sun etwas wackelig anfängt wird es von Brandon abrupt abgebrochen. Stop, sooo spielen wie das nicht! Als dann bei dem nächsten Song der Keyboarder etwas wirres Zeug spielt reagiert Brandon sehr harsch und verspielt erstmal seinen Sympathiebonus beim Publikum. Perfektion ist ja ganz schön und zeichnet die DCD-Kunstwerke aus, aber übertreiben sollte man auch nicht! Die nächsten 2-3 Songs herrscht erstmal negative Stimmung auf und vor der Bühne. Aber dann gelingt es DCD doch wieder, sich in einen Rausch zu spielen und nach kurzer Zeit schwebt wieder die anfängliche magische Stimmung durch das NCC und hält sich bis zum Ende der Show, das recht schnell kommt. Aber das täuscht gewaltig, ein Blick auf die Uhr zeigt an das gerade eineinhalb Stunden an einem vorbeigeflogen sind. Egal ob die gespielten Klassiker nun auf Lisa`s Stimme gebaut waren oder durch orientalische und mystische Klangbilder in andere Welten entführten, man war durchweg im Trance (abgesehen vom kurzen Stimmungsbruch in der Mitte des Sets durch Brandons Reaktionen). Es folgt noch ein gutgelaunter Zugabenblock, beendet vom wohl bekanntesten DCD-Song Severance. Nachdem das Publikum nicht daran denkt, den Saal zu verlassen und die Standing Ovations nicht enden wollen, kommt Lisa Gerrard nochmal auf die Bühne und singt, nur von einer Gitarre begleitet, Hymn for the fallen. Hier singt sie nicht mit ihrer typischen DCD-Stimme, trägt den Song mit ihrer reinen Sprechstimme vor und es klingt ganz anders, aber nicht weniger faszinierend. Zum Abschluss nimmt Lisa zum ersten Mal direkt Kontakt zum Publikum auf und wirft uns ein warmes Lächeln entgegen. Der Applaus gehört nicht uns, er gehört euch. Ihr seid ein Teil dieser Magie.

So bleibt ein toller Abend im Gedächtnis, gezeichnet von magischen Momenten und großer Musik. Entgehen konnte einem aber leider nicht die Kälte zwischen dem Paar Lisa und Brandon. Es gab keinerlei Kontakt zwischen den Beiden, es stand jeder für sich und es waren keinerlei Vibes zwischen den beiden zu spüren wie es noch vor Jahren der Fall war. Das hat nichts mit der musikalischen Darbietung dieses Abends zu tun, war aber deutlich spürbar und nahm der Show das was ein Konzert des Jahres ausmacht. Dieses Konzert bleibt aber auf jeden Fall ein Erlebnis für die Ewigkeit. Und weil das wohl schon jeder vorher wusste, konnte man sich vor Ort einen Gutschein kaufen für die Show des Abends. Dieses Konzert wurde professionell mitgeschnitten und für 30,-Euro gab es einen Freischaltlink wo man sich seine CD sichern konnte. So wird dann demnächst eine CD eintrudeln von dem Konzert das man selbst live erleben durfte. Eine tolle Idee, und wenn man sieht was manche Megaseller heute für Shirts nehmen auch nicht wirklich zu teuer!

Playlist:

1. Nierika

2. Rakim

3. Minus sanctus

4. The ubiquitous Mr. Lovegrove

5. The lotus eaters

6. Crescent

7. The love that cannot be

8. Black Sun

9. The wind that shakes the Barley

10. How fortunate the man with none

11. Saltarello

12. Dreams made flesh

13. Saffron

14. Yamyinar

15. I Can See Now

16. American Dreaming

17. Sanvean

Zugabe:

18. Yulunga

19. Salem`s lot

20. Severance

21. Hymn for the fallen

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