POWERWOLF: Return in Bloodred

Ob die Newcomer POWERWOLF tatsächlich nach HAMMERFALL, EDGUY und sonstigen fehlgeschlagenen Heilsbringern die wahren "Retter des Heavy Metals" sind, lest ihr hier!

Es ist schon immer wieder schwierig, sich mit Bands auseinanderzusetzen, die bereits im Vorfeld dermaßen mit Lorbeeren überhäuft und abgefeiert, von Seiten ihrer Labels sogar nicht selten als sogenannte Retter des Heavy Metals tituliert wurden. Nein, die Rede ist nicht etwa von HAMMERFALL, die in den letzten Jahren durch qualitative Regression ihren doch so hoch gepriesenen Status nicht wahren konnten und wir sprechen auch nicht von den in ihren jeweiligen Genres ähnlich überschwänglich behandelten XANDRIA, ZEBRAHEAD oder MARDUK – offensichtlich wartet der Metaller nämlich immer noch auf die ultimative Erlösung, die bisher keiner dieser Hypes erbringen konnte. Auch ein bekanntes Plattenlabel namens Metal Blade Records hatte jüngst scheinbar das Gefühl, dass unsere geliebte Szene wieder einen neuen Messias braucht und so hat man kurzerhand das deutsch-/rumänisch-/französiche Quintett POWERWOLF auserkoren, uns mit ihrem Debütalbum Return in Bloodred vor der (tatsächlich?) bevorstehenden Schwermetall-Apokalypse zu bewahren.

Entgegen meiner negativen Erwartungen an diese Band muss ich aber doch sagen, dass Metal Blade mit POWERWOLF einen sehr hoffnungsvollen Neuling verzeichnen können, denn das erste Lebenszeichen der Mannen um die Gebrüder Charles und Matthew Greywolf (die übrigens Deutsche sind und tatsächlich so heißen sollen!) macht gleich doppelt und dreifach Spaß und wird sicherlich für einen Durchbruch der Truppe sorgen, auch wenn man jene vielleicht nicht gleich als obligatorische Band der Stunde oder eben Retter des Metals bezeichnen muss. Musikalisch sind die Newcomer eigentlich ziemlich einfach zu beschreiben: Man nehme einen Esslöffel DREAM EVIL, eine Prise BLACK SABBATH und eine Messerspitze MERCYFUL FATE – und fertig ist ein spaßiger Mix aus traditionellem Heavy Metal und epischem Doom, dessen lyrische Konzepte dem Hörer den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen sollen. Die simplen Riffs und die coolen Mitgröhl-Refrains sind aber vielmehr derartig geradlinig und groovig ausgefallen, dass es im wahrsten Sinne des Wortes kracht: Statt sich gruselnd unter der Bettdecke zu verkriechen springt man eher begeistert im Dreieck und erwischt sich immer wieder beim Headbangen im eigenen Zimmer – das fängt bereits beim von Wolfsgeheul eingeleiteten Opener Mr. Sinister an und wird mit dem Party-Kracher Kiss Of The Cobra King fortgeführt, um schließlich mit We Came To Take Your Souls seinen vorläufigen Höhepunkt zu erreichen! All diese Stücke bestechen durch die sehr einprägsamen Hooklines, die sich ganz im Sinne des Traditionalisten vornehmlich aus dem Gröhlen des Songtitels und einigen Hohoho-Parts zusammensetzen. Richtiger Gruselfaktor bleibt bislang also eigentlich voll und ganz auf der Strecke, doch lässt zumindest der fast schon an ein wenig an ein Musical wie Tanz der Vampire erinnernde Schlusstrack Son of the Morning Star noch einmal ein bisschen Gänsehaut-Atmosphäre aufkommen und auch das doomige Lucifer in Starlight, das von eisigen Windböen eingeleitet wird und durch ein sehr hörenswertes Interlude besticht, hätte von seiner Stimmung her auch auf einem Album wie KING DIAMONDs The Graveyard eine gute Figur gemacht.

Return in Bloodred ist also eine runde Sache und enthält neben straighten Rockern auch ruhige, umso gruseligere Stücke, bietet einige kurzweile Hits und nebenbei einen kristallklaren Sound. Einzig das schleppende und mit eher schwachem Chorus auflaufende Montecore hat sich bei mir trotz zahlreicher Durchläufe immer noch nicht so recht durchsetzen können, ansonsten kann man POWERWOLF wirklich nur zugestehen, ein vielversprechendes Debütalbum abgeliefert zu haben. Zwei Fragen bleiben am Ende allerdings noch offen: Ob Hymnen wie Demons & Diamonds oder das erwähnte We Came To Take Your Souls auch live so einschlagen können, wie es der Tonträger andeutet und besonders natürlich ob diese Band trotz des hohen Spaßfaktors mit den oben erwähnten Beschreibungen nicht schon jetzt völlig überbewertet wird. Ich für meinen Teil würde es einfach mal so formulieren: POWERWOLF sind keine Retter und könnten die Metalszene definitiv nicht vor dem Untergang bewahren! Sollte das Ende jedoch irgendwann einmal bevorstehen, sorgt Return in Bloodred ohne jeden Zweifel dafür, dass es vorher noch einmal zelebriert wird, bis die Fetzen fliegen!

Veröffentlichungstermin: 04.04.2005

Spielzeit: 40:04 Min.

Line-Up:
Attila Dorn – vocals

Matthew Greywolf – guitars

Charles Greywolf – guitars, bass

Falk Maria Schlegel – keyboards

Stefane Funébre – drums

Produziert von Fredrik Nordström
Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.powerwolf.net

Tracklist:
01. Mr. Sinister

02. We Came to Take your Souls

03. Kiss of the Cobra King

04. Black Mass Hysteria

05. Demons & Diamonds

06. Montecore

07. The Evil Made me Do it

08. Lucifer in Starlight

09. Son of the Morning Star

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