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MEGADETH: The System Has Failed

Die beste Scheibe aus dem MEGADETH-Camp seit 1992. Keine Füller (auch wenn die Scheibe zum Schluss ganz leicht abfällt), gesanglich… (ihr wisst schon) und es scheint auch, als wäre es das Beste für die Band, wenn nur einer das Sagen hat.

Es war ein Dienstag wie immer: Nach dem Training nach Hause, püntklich zur Harald-Schmidt-Show daheim gewesen und nochmal den PC hochgefahren.

Ich weiß nicht warum, aber ich bin nochmal auf die Homepage von MEGADETH. Und da stand es dann, rot auf schwarz: „Dave Mustaine – Founder, Vocalist, Lead Guitarist Of Metal Pioneers MEGADETH — Suffers Serious Injury, Announces Departure From MEGADETH; Group Disbanding After Nearly 20 Years Together”.

Fassungslos konnte ich auf einmal nicht mal mehr über Harald Schmidt lachen, fand Antrak plötzlich fehl am Platze und selbst Suzanna nicht mehr attraktiv. Das kann doch nicht sein, war mein erster Gedanke. Ok, The World Needs A Hero war nicht der Meilenstein den mir Dave im Interview versprochen hat und der Vorgänger Risk war verkaufstechnisch ein Fiasko. Aber so mir nichts, dir nichts einfach wegen einer Armverletzung die Band auflösen?

Fast zwei Jahre dauerte bis es im Internet wieder Neuigkeiten über Mustaine zu lesen gab. Seinem Arm ging es besser, vielleicht gibt es sogar eine Reunion im Rust In Peace-Line-Up. Nachdem sich dies zerschlagen hat, war von einem Soloalbum die Rede und dann ging es Schlag auf Schlag: 12 neue Songs im eigenen Studio eingespielt… Chris Poland und zwei Sessionmusiker waren mit am Bord… im September ist bereits Veröffentlichung… bei der kommenden Tour wird mit Nick Menza zumindest ein Musiker des erfolgreichsten Line-Ups dabei sein… evtl. wird Jeff Waters den sicherlich nicht mit auf Tour gehenden Chris Poland ersetzen… Jason Newsted scheint ein Kanditat für den freien Bassistenplatz zu sein…

Aber das ist alles Zukunftsmusik, entscheidend ist jetzt erstmal, welchen Weg Dave Mustaine auf The System Has Failed gewählt hat.

Ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen: Er hat den richtigen Weg gewählt und das stärkste Album seit Countdown To Extinction veröffentlicht. Und diesmal bin ich mir ganz sicher, im Nachhinein habe ich The World Needs A Hero wohl etwas zu gut bewertet *rotwerd*

Gehen wir mal Song für Song durch:

Blackmail The Universe:

Sperrig, aggressiv, böse und fies, versehen mit einem alles niederwalzenden Doublebass. Könnte genauso gut auf So Far … So Good … So What … stehen und ist ein purer Thrashmetalsong. Öffnet Mustaine beim Singen seine Lippen? Zum Glück nicht! Ein perfekt gewählter Opener und kein Weichspüler-Rock wie wohl zu oft in den letzten 10 Jahren.

Die Dead Enough:

Die erste Single. Melodischer Beginn, Midtempo und ein eingängiger Hammerrefrain. Perfekt fürs US-Radio. Hätte auch auf Cryptic Writings stehen können. Was auffällt ist der klare und ausdrucksstarke Gesang von Mustaine. Seiner Stimme scheint die Pause wirklich gut getan zu haben.

Kick The Chair:

MEGADETH-Old-School at its best. Ein Riff jagt das andere, hammerhartes Schlagzeug, textlich recht kurz gehalten, dafür holen die Musiker alles aus ihren Instrumenten. Vor allem die rein instrumentale zweite Hälfte des Songs macht keine Gefangenen. Wer diesen Song nicht gut findet, dem ist nicht mehr zu helfen. Können Hetfield, Ulrich und Hammett so was noch spielen? Ich glaube nicht …

The Scorpion:

Zwar wieder etwas gemächlicher, fast sogar epischer, aber der Song zündete sofort beim ersten Hören. Gesanglich recht melodisch und einwandfrei (wer behauptet eigentlich das Mustaine nicht singen kann…). Ein Ohrwurm.

Tears In A Vail:

Einer dieser typischen MEGADETH-Tracks der letzten Jahre. Solide und gut aber kein Klassiker. Nett und zum Ende des Songs wird wieder Vollgas gegeben.

I Know Jack:

40-sekündiges Gitarrenintermezzo. Passt scho

Back In The Day:

Der Haupt-Riff klingt bewusst wie IRON MAIDEN und auch der Refrain mit seinem „ohoh“ ist recht MAIDEN-lastig. Kurz und knackig, verleitet zum Mitsingen und headbangen und besticht durch ein Klassesolo.

Something I´m Not:

Midtempo, hervorragend gesungen (jaja, ich wiederhole mich), groovt ohne Ende und man merkt Mustaine an, wie angepisst er bei diesem Song ist, bei dem er mit seinen Feinden abrechnet.

Truth To Be Told:

Geht langsam los, dies ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Kurze prägnante Riffs, einprägsamer Refrain, komplizierte Breaks und ein Gitarrengewitter mit Doublebass zum Schluss. Old-School. Geil.

Of Mice And Men:

Wieder ruhiger. Falls es eine zweite Single gibt, wohl der Kanditat dafür. Geht gleich ins Ohr, netter Text, rockt und ist cool.

Shadow Of Death:

Instrumental mit Gitarrenmelodien.

My Kingdom Come:

Nett, nicht mehr und nicht weniger. Typischer MEGADETH-Stoff 2004.

Fazit: Die übrigens absolut fett produzierte Scheibe ist das Beste aus dem MEGADETH-Camp seit 1992. Keine Füller (auch wenn die Scheibe zum Schluss ganz leicht abfällt), gesanglich… (ihr wisst schon) und es scheint auch, als wäre es das Beste für die Band, wenn nur einer das Sagen hat. Die Songs bestechen durch abwechslungsreiches Songwriting, haben immer einen hohen Groovefaktor und die Gitarrenarbeit lässt keinerlei Wünsche übrig. Eine Ansammlung hervorragender Riffs und Soli. Kritikpunkte gibt es keine.

Der jahrelange MEGADETH-Fan, der die Band schon zehn Mal live gesehen hat und Tausende Kilometer nur wegen Mustaine und seinen oft wechselnden Mitstreitern auf der Autobahn verbracht hat, ist glücklich, dass es die Band wieder gibt. Dass er allerdings nochmal so ein Brett hören darf, hätte er nun wirklich nicht gedacht.

Was ihn aber traurig macht, ist, dass eine Band wie METALLICA auf einem Schuhkarton Schlagzeug spielt, 75 Minuten den gleichen Song aufnimmt und das Zwanzigfache verkauft. Es liegt an Euch ab Montag diesen Zustand zu ändern…

Veröffentlichungstermin: 13.09.2004

Line-Up:
Dave Mustaine – Vocals, Guitar

Chris Poland – Guitar

Jimmie Lee Sloas – Bass

Vinnie Colaiuta – Drums

Produziert von Dave Mustaine
Label: Sanctuary Records

Homepage: http://www.megadeth.com

Tracklist:
1. Blackmail The Universe

2. Die Dead Enough

3. Kick The Chair

4. The Scorpion

5. Tears In A Vail

6. I Know Jack

7. Back In The Day

8. Something I`m Not

9. Truth To Be Told

10. Of Mice And Men

11. Shadow Of Death

12. My Kingdom Come

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