STEEL PROPHET: Beware

Man kann sich vorstellen, dass viele alte STEEL PROPHET-Fans mit "Beware" nicht hundertprozentig zurecht kommen werden. Was aber das herrliche an diesem Album ist, ist, dass STEEL PROPHET noch immer durch interessante Songideen bestechen und auf ihre Weise unberechenbar bleiben.

Keine Ahnung, ob die Band es so sehen mag, oder nicht (das werden wir im demnächst stattfindenden Interview herausfinden) – Beware erscheint in vielerlei Hinsicht wie ein Neubeginn. Neuer Sänger, neues Label, neue Musiker und in gewisser Weise auch neuer Sound.

Beim ersten Hördurchlauf des neuen STEEL PROPHET-Albums ist man jedenfalls erstmal verunsichert. Mit Sänger Rick Mythiasin hat man ein prägendes Stilelement verloren, allerdings ist das wohl kaum der einzige Grund, weshalb die Musik dieser US-Power-Metal-Band derart verändert erscheint.

Natürlich, die prägenden Gitarrenriffs von Steve Kachinsky sind nach wie vor vorhanden, nicht zuletzt durch die undergroundige Produktion, klingen die aber sägender, als es je zuvor und tatsächlich erscheint es teilweise, als würden die Riffs im Gegensatz zu den Harmonien etwas mehr im Vordergrund stehen. Das erklärt auch, warum Beware insgesamt direkter und erdiger rüber kommt, als die Alben davor und vor allem das zurückhaltendere und ziemlich unterbewertete Unseen wirkt in diesem Kontext fast schon als Abschluss einer Schaffensphase, Beware wie der Start einer neuen.

Und in dieser neuen Ära steht nun eben der ehemalige LONDON und D´PRIEST-Sänger Nadir D´Priest am Mikro und gibt dem ganzen einen neuen Drive. Für Leute, die bislang mit den hohen Vocals von Mythiasin ihre Schwierigkeiten hatten, wird es erfreulich sein, dass D´Priests Stimme ein ganzes Stück tiefer angesiedelt ist und roher wirkt. Dafür sind die Melodielinien, ganz der direkteren Ausrichtung der Musik folgend, nicht derart ungewöhnlich – die Vergleiche mit alten FATES WARNING dürfte man damit ad acta legen können.

Dennoch sind STEEL PROPHET auch auf dem neuen Album weit davon entfernt, konventionell zu Werke zu gehen – allein durch die Umgewöhnung wächst Beware mit jedem Hördurchlauf. An songwriterische Meisterleistungen, wie man sie durchgängig z.B. auf der Debüt-Mini oder auf Messiah fand, kann man nicht ganz anknüpfen. Dennoch ist Beware voll von hervorragenden Metal-Songs mit Langzeitwirkung.

Ganz vorne dabei ist die unkonventionelle Mitsing-Hymne Leatherette, deren Refrain man gar nicht mehr aus dem Ohr bekommt und auch nicht bekommen möchte – das Stück dürfte vor allem live ein absoluter Knaller werden, wohingegen das extrem emotionale und vielschichtige You are my live (Gypsy Mind) vermutlich mehr auf Album funktioniert. Allein dadurch, dass das ganze textlich einen sehr persönlichen Anstrich hat oder zumindest so dargeboten wird, geht das ganze dermaßen unter die Haut, dass man gar von einer der besten STEEL PROPHET-Kompositionen reden mag. Ebenfalls sehr herasusstechend ist Political Greed (Petrol Man) mit seinem thrashig/punkigen Einschlag ausgefallen, wobei man eigentlich bei keinem Stück auf diesem Album von einer 08/15-Komposition reden mag – wie gesagt, erst nach einigen Hördurchläufen erkennt man die Feinheiten.

Man kann sich vorstellen, dass viele alte STEEL PROPHET-Fans mit Beware nicht hundertprozentig zurecht kommen werden. Was ich aber das herrliche an diesem Album finde, und das war auch beim Vorgänger der Fall, ist, dass STEEL PROPHET noch immer durch interessante Songideen bestechen und auf ihre Weise unberechenbar bleiben. Dabei ist man schon seit Gründungszeiten seinen Wurzeln stets treu geblieben und dennoch konnte man nie einen Stillstand in der Entwicklung erkennen. Und das zeichnet die Band auch noch im Jahre 2004 nach ihrer vielelicht auch zwangsweisen kreativen Pause aus, da sieht man auch gern über die ein oder andere holprige Instrumentalpassage hinweg.

Veröffentlichungstermin: 29.07.04

Spielzeit: 48:00 Min.

Line-Up:
Nadir D´Priest Vocals

Steve Kachinsky Guitars

Pete Skermetta Guitars

Vince Dennis Bass

Kevin Cafferty Drums

Produziert von Steve Kachinsky and Nadir D‘Priest
Label: Massacre Records

Hompage: http://www.steelprophet.com

Tracklist:
1. Heavenly

2. Beware

3. Transfusion Vamp

4. Leatherette

5. Angels

6. Killing Machines

7. You are my life (Gypsy Mind)

8. Lost My Way

9. Political Greed (Petrol Man)

10. Moosilauke Cascade

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner