XANDRIA: India

XANDRIA werden sich auch weiterhin mit den Vergleichen abfinden müssen, die sie in einen Bottich mit NIGHTWISH, EPICA und AFTER FOREVER werfen.

Ein entschuldigendes Räuspern soll diese Rezension einleiten – *räusper* – schließlich ist India schon seit einer geraumen Zeit im Handel und wohl schon von jedem Rezensenten besprochen worden. Könnte ich den anderen Kritiken noch etwas Originelles hinzufügen? Wohl kaum. Die Bielefelder Gothic Rock Combo, die sich immer wieder vehement gegen die Vorwürfe zu wehren versucht, die ihr Ähnlichkeiten zu NIGHTWISH und Konsorten vorwerfen, lieferte vor einiger Zeit den dritten Longplayer binnen ebenso vieler Jahre auf dem Prüfstand ab.

Grundsätzlich ist bei XANDRIA eine Weiterentwicklung feststellbar: die Songs sind variantenreicher, gehen noch besser ins Ohr und bieten eine noch feinere Klingenführung beim Einsatz der diversen Instrumente. Die Band mochte im Vorfeld vor allem darauf hinweisen, dass sie die Gitarren mächtig aufgedreht haben, um sich härter und rockiger von den ewigen Vergleichen loszustrampeln. Ja, das mag bei dem einen oder anderen Song so sein. So unternimmt Fight Me den Versuch, mit effektvoller und dahinbratender Gitarrenarbeit den NIGHTWISH-Vergleichen davonzuriffen, doch kaum beginnt der melodiöse Refrain mitsamt der allzu sanften Stimme Lisa Middelhauves, ist es um den beabsichtigten Härtegrad geschehen. Doch im bombastischen Soundgewand, das mit Hilfe vom Produzenten José Alvarez-Brill und dem Babelsberger Filmorchester gestrickt wurde, zeigt das Quintett wesentlich höher auf, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Beleg davon liefert gleich der Opener India ab, der ebenso wie das abschließende Return To India das namensgebende Flair gut vermittelt und in Ansätzen an die als Bonus-Feature angepriesenen Tanzvorführungen diverser Bollywood-Streifen auf DVD erinnert.

Ein Element, das XANDRIA von den Größen wie NIGHTWISH und AFTER FOREVER wirklich abhebt, ist die fleißige Einbindung von Folk/Mittelalter-Elementen, wie sie unter anderem in einer der obligaten Balladen Like A Rose On The Grave Of Love, bei der Lisa Middelhauve Unterstützung von LYRIEL-Frontfrau Jessica Thierjung erfährt, oder The End Of Every Story, das im irgendwie XANDRIA-typischen Rhythmus dahergaloppiert.

Inmitten der Genre-Variabilität, die sich in Gothic Rock, Symphonic Metal, Pop-Balladen und Mittelalter-Liedesgut äußert, haben sich bei den zwölf Songs allerdings auch Tracks eingeschlichen, die einfach nichts zu bieten haben und die Plattenrillen lediglich mit angenehmen Tönen füllen – etwa der ruhige Pop-Song Who We Are.

XANDRIA werden sich auch weiterhin mit den Vergleichen abfinden müssen, die sie in einen Bottich mit NIGHTWISH, EPICA und AFTER FOREVER werfen. Da der NIGHTWISH-Bombast eines Indias, dort Pop-Balladen wie Dancer, das genauso spartanisch instrumentiert wie EPICAs Solitary Ground dahinschwebt, und woanders der Versuch, mit verschiedenen Stilelementen zu spielen, um sich – ähnlich wie AFTER FOREVER – von der Masse abzuheben.

Übrigens, kurz vor dem Release des Albums erschien ebenso die Single In Love With The Darkness, die neben ebendiesem Song auch Widescreen enthält. Beide Songs sind direkt dem Album entnommen.

Veröffentlichungstermin: 22.08.2005

Spielzeit: 52:02 Min.

Line-Up:
Lisa Middelhauve – Vocals

Marco Heubaum – Guitar

Nils Middelhauve – Bass

Philip Restemeier – Guitar

Gerit Lamm – Drums

Produziert von José Alvarez-Brill
Label: Drakkar Records

Homepage: http://www.xandria.de

Email-Adresse der Band: info@xandria.de

Tracklist:
1. India

2. Now & Forever

3. In Love With The Darkness

4. Fight Me

5. Black & Silver

6. Like A Rose On The Grave Of Love

7. Widescreen

8. The End Of Every Story

9. Who We Are

10. Dancer

11. Winterhearted

12. Return To India

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