XANDRIA: Ravenheart

"Ravenheart" ist ein abwechslungsreiches Gothic Rock-Album, welchem es aber etwas an Eigenständigkeit mangelt und welches deswegen – trotz des Coverbildes – etwas gesichtslos wirkt.

Mal ehrlich: eigenständig klingt das, was XANDRIA auch auf ihrem zweiten Album dem Hörer servieren, nun wirklich nicht, da können die Band und das Label noch so sehr das Gegenteil behaupten. Letztendlich schwimmt man eben doch im Fahrwasser von erfolgreichen Bands wie WITHIN TEMPATION oder auch LACUNA COIL. Gleich beim Titelsong und Opener etwa werden die gleichen Zutaten verwendet, die einem von den genannten Bands bereits vertraut sind: ein einfacher, tanzbarer Rhythmus, mehr oder weniger metallische Gitarren, deren Powerchords von orchestralen Keyboards verdeckt werden, dazu eine von Frontfrau Lisa mit glockenklarer Stimme intonierter Ohrwurmrefrain. Wer die Referenzbands mag, wird auch an Ravenheart Gefallen finden, wer damit hingegen bisher nichts anzufangen wusste, bei dem wird auch das zweite Album von XANDRIA gar nichts auslösen, denn die meisten der Songs schlagen in eine ähnliche Kerbe wie der Titelsong, sei es nun das mit einem nicht besonders songdienlichen, aber auch nicht gerade anspruchsvollen, mit viel Hall versehenen Gitarrensolo daherkommende The Lioness, Fire of Universe mit seinen lieblichen Melodien und mit der von Stakkatoriffs dominierten Strophe oder das seichte The Answer. Auf der anderen Seite stehen Stücke wie das mit Sitarklängen beginnende, verträumte Back To The River mit seinem atmosphärischen, gehauchten Gesang oder Eversleeping, das Lisa nur von einem Piano begleitet zeigt.

Das Problem an Ravenheart ist, dass es zwar nicht an Abwechlsung mangelt, das Album aber in jeder Hinsicht zu simpel gehalten ist, um auch langfristig zu einem interessanten Hörerlebnis zu werden. Sowohl die Songstrukturen, als auch die Riffs und die Melodien sind so angelegt, dass die Kompositionen sofort ins Ohr gehen. Eine Ausnahme bildet hier einzig das mit einem dramatischen Riff versehene, von gutem Zusammenspiel von Gitarren und Keyboards geprägte Snow White, welches komplexer arrangiert ist und mit passend platzierten Breaks überzeugen kann. Beschäftigt man sich jedoch länger und intensiver mit dem Album, gibt es nicht mehr viel Neues zu entdecken, so dass sich schnell Langeweile einstellt, zumal sich die simplen Melodien recht schnell abnutzen. Zudem klingt Sängerin Lisa nicht so ausdrucksstark wie ihre Kolleginnen, und ihr meist recht hoher, aber etwas dünner Gesang ist auf Dauer etwas anstrengend, wenn sie auch eher überzeugen kann als noch bei den Live-Performances im letzten Sommer.

Alles in allem ist Ravenheart ein abwechslungsreiches Gothic Rock-Album, welchem es aber an Eigenständigkeit mangelt und welches deswegen – trotz des Coverbildes – etwas gesichtslos wirkt. Wer auch bei WITHIN TEMPTATION schon schnell einen Sättigungseffekt bemerkt hat, der sollte auch von Ravenheart Abstand nehmen. Für Fans der Holländer und hingegen ist das Album durchaus eine Anschaffung wert.

Veröffentlichungstermin: 24.05.2004

Spielzeit: 49:53 Min.

Line-Up:
Lisa – Gesang

Marco – Gitarre & Keyboard

Philip – Gitarre

Gerit – Schlagzeug

Produziert von José Alvarez-Brill
Label: Drakkar Records

Hompage: http://www.xandria.de

Tracklist:
1. Ravenheart

2. The Lioness

3. Back To The River

4. Eversleeping

5. Fire Of Universe

6. Some Like It Cold

7. Answer

8. My Scarlet Name

9. Snow-White

10. Black Flame

11. Too Close To Breathe

12. Keep My Secret Well

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