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WITH FULL FORCE 1999

Das With Full Force war dieses Jahr ein rundum gelungenes Festival. Geile Bands, nette Leute, gute Stimmung – was will man mehr?!

25.06.-27.06.1999

Vorwort

Freitag, 25.06.1999

Hypocrisy

Crematory

Destruction

Sepultura

Monster Magnet

Children Of Bodom

Samstag, 26.06.1999

Samael

Theatre Of Tragedy

Mercyful Fate

S.O.D.

Manowar

Sonntag, 27.06.1999

A.O.K.

Temple Of The Absurd

Misfits

Ministry

Skyclad

Zum Ausklang: Ein paar Impressionen..!

Vorwort


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Das With Full Force war dieses Jahr ein rundum gelungenes Festival. Das fing schon damit an, daß wir problemlos unsere Pressepässe bekamen – ohne den Zusagen, die sich dann doch als falsch herausstellten und den nervenden Verhandlungen! Genauso problemlos gestaltete sich die Suche nach einem Zeltplatz. Backstage war als wir ankamen eigentlich gar kein Zeltplatz vorgesehen, doch die überaus nette Security erlaubte uns ohne viel Trara auf dem Parkplatz zu zelten. Die Dixis waren ok, es gab eigentlich auch genügend davon und auch das Essensangebot war überdurchschnittlich – wenn wir als Schwaben auch zugegebenermaßen etwas ratlos waren, was sich denn nun hinter der Bezeichnung ‘Roster’ verbirgt. 😉

Die Preise hielten sich im Rahmen, die Leute waren freundlich, die Security achtete darauf, daß keine Feuer brannten – das mag manchem übertrieben erscheinen, doch wer dieses Jahr beim Dynamo war und wem das Hirn noch nicht völlig vernebelt worden ist, wußte diesen Einsatz zu schätzen.

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Kurzum – ein Lob an die Veranstalter die bewiesen, daß es möglich ist, ein Festival ohne große Schwierigkeiten zu einem vernünftigen Preis zu organisieren. Das Wochenende war vollkommen, das Wetter hätte nicht besser sein können und die Stimmung auf dem Gelände war fantastisch. Punks, Metaller und auch ein paar Gothics feierten ein Wochenende friedlich miteinander, wir haben zumindest nichts anderes erlebt. Deshalb will ich hier auch gar nicht mehr viel drumrum reden, sondern kommen wir zum Wesentlichen: dem Festival!

Freitag, 25.06.

Nach einer Anreise ohne größere Staus oder Orientierungsschwierigkeiten mangels fehlender Beschilderung erreichten wir das Festivalgelände, durften unser Zelt beim Auto aufstellen (was wir dann auch gleich taten), tranken ein Bierchen und begaben uns zur Mainstage, wo uns schon der Lärm entgegen dröhnte.


Hypocrisy

Leider hatten wir den Gig von Hypocrisy nur zur Hälfte und auch nur vom Pommesstand aus beobachten können. Schade, aber das Hungergefühl nach rund sechs Stunden Anfahrt zum Festival war einfach stärker. Trotzdem hinterließen die Schweden einen durchweg positiven Eindruck bei mir. De Sound war zwar etwas grell, so daß manche Gitarrenattacken in den Ohren schmerzten, doch Hypocrisy bretterten ihre schnellen und melodiösen Stücke mit Power ins Publikum. Das ganze klang abwechslungsreich und präzise, ein schöner Auftakt für das Festival.


Crematory

blankEs hatte sich eine beachtliche Anzahl an Menschen vor der Bühne versammelt, und alle wollten sie die Pfälzer sehen. Nun ja, was soll ich sagen, die Band spielte routiniert ihr Set, auf großartige Effekte oder Bühnenshow verzichteten Crematory. Stellenweise wirkte die Band nicht unbedingt überzeugend, ein wenig mehr als einen Sänger, der eben auf der Bühne umherlatscht und ab und zu zum Mitklatschen auffordert, kann man eigentlich schon erwarten. Lediglich der Bassist zeigte, daß er nicht auf der Bühne festgewachsen ist und schüttelte ein wenig seinen Kopf.

Nicht nur Sänger Felix durfte singen, gegen Ende des Sets forderte er das Publikum auf, der Keyboarderin Katrin Goger ein Ständchen zum Geburtstag zu singen, was von der Meute mit einem halbherzigen „Happy Birthday“ beantwortet wurde.

Neben neuem Material spielten Crematory natürch auch – wie könnte es anders sein – „Ist es wahr“. Von Fans wurde der Song gefeiert, während Crematory-Hasser einmal mehr Gelegenheit hatten, sich über den Akzent des Sängers und die ‚dominanten‘ Keyboards auszulassen.


Destruction

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Auch Destruction feiern 1999 ihr Comeback und treffen mit ihrem ’80er Thrash-Revival momentan genau in’s Schwarze! Viele alte Fans waren in den ersten Reihen zu sehen, so daß man sich beim Anblick der vielen Kutten etliche Jahre zurückversetzt kam. Es war schon toll, die vielen alten Kracher wie “Mad Butcher”, “Curse The Gods” oder “Total Desaster” live zu erleben, und der neue Song names “The Butcher Strikes Back” passte ebenfalls wie die Faust auf’s Auge.

Apropos Auge: Destruction spielten mit stechend leuchtenden Augen (ob es sich hierbei um Kontaktlinsen oder besonders gute Illegalitätika handelte ist derzeit noch ungeklärt *g*). Daumen hoch für diese Ladung Thrash!


Sepultura

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Tja, meiner Meinung nach sind Sepultura einfach nicht mehr das, was sie einmal waren. Sänger Derek ist daran nicht unbedingt alleine schuld, die Entwicklung in Richtung Hardcore hat der Band eher geschadet als genutzt. So sah dann auch die Show nicht nach einer Metalband aus. Die Herren Musiker hüpften herum und langweilten dadurch, daß jeder Song gleich klang.

Von Spaß an der Musik konnte nicht die Rede sein, Derek und der Rest der Band wirkten einfach zu verkniffen. Hardcore-Sepulturafans mögen dies anders sehen, doch auf mich wirkte der Auftritt gewollt grimmig. Kein Mensch erwartet von Sepultura eine Spaß-Show, doch ein paar Gefühlsregungen seitens der Musiker würden die Band sympathischer machen.

Abgesehen von Sound, der maßgeschneidert für die Gitarrenriffs war, konnte mich nichts an diesem Auftritt begeistern. Auch kleine Showeinlagen wie der Einsatz von Trommeln konnten meine Enttäuschung nicht wettmachen. Irgendwann gab es dann doch noch einen kleinen Lichtblick: Derek kündigte den nächsten Titel an: Arise!

Doch auch damit konnten mich die Brasilianer nicht überzeugen: Unglaublicherweise wandelte die Band auch dieses alte Stück zu einem hardcoreartigem Song ab. Schade drum, aber nach dieser Show stellt sich mit die Frage, ob Sepultura wirklich noch eine gute Band sind. Früher stand für Sepultura für eigenständiges, abwechslungsreiches Songwriting, aggressive LiveShows und gute Platten. Nach diesem Auftritt hab ich den Eindruck, daß sie im Mittelmaß untergehen werden – oder ich kann mit ihrer hardcore-lastigen Mucke einfach nicht umgehen.


Monster Magnet

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Es war eine einzig Party vor den Maistage als Monster Magnet aufspielten, ehrlich gesagt, war ich doch ein wenig erstaunt, daß diese Band fast alles an Fangruppierungen ansprach. Metaller, Hardcorefans, Punks – alle feierten zusammen.

Frontmann Dave Wyndorf war bereits nach den ersten Songs komplett naßgeschwitzt und obwohl er auf mich immer einen etwas bekifften Eindruck macht, kann von Langeweile oder Gleichgültigkeit keine Rede sein. Der Mann rennt auf der Bühne umher, reißt seine Gitarre in die Höhe und übt sich in allen erdenklichen Rockstarposen.

Durch sein aktives und beherztes Stageacting wurde es einfach nicht langweilig auf die Bühne zu starren und mitzuklatschen. Ein gelungener Auftritt, mit einer Band, die nach so vielen Festivalgigs noch keine Abnutzungserscheinungen zeigte, sondern durch ihre grandiose Spielfreude überzeugte und verdient von der Meute gefeiert wurde.


Children of Bodom

Das Zelt, in dem CHILDREN OF BODOM auftraten, betraten wir leider viel zu spät, da die Band ihren Gig fast schon beendet hatte. Und auch bei dieser Band war ich erstaunt, wie leicht es uns gelang uns in die vorderen Reihen durchzuarbeiten. Ich hätte vorne doch ein größeres Gedränge erwartet, doch die Leute, die sich vor der Bühne aufhielten gingen ab wie Sau!

Und live gilt für CHILDREN OF BODOM noch mehr, was für sie auf Platte gilt: Die Songs sind fast nicht zu unterscheiden. Man kennt zwar alle Parts, die gespielt werden, mir persönlich gelingt es aber zum großen Teil bis heute noch nicht, diese irgendwelchen Songs zuzuordnen. Aber was soll’s? Die Musik geht live dermaßen nach vorne los, daß man einfach mitgehen muß und die Band agiert mit einer Spielfreude, die so manchem Act auf der Mainstage gut getan hätte.

Alexi Laiho ist der geeignete Frontmann für diese Band und von finnischer Zurückhaltung kann bei ihm auf der Bühne in keiner Weise die Rede sein. Das Publikum hatte also guten Grund, CHILDREN OF BODOM abzufeiern und erneut hat sich die Band in meiner Gunst (oh Mann, bin ich wichtig 😉 ) hochgearbeitet!

Dannach ging’s – nach einem kurzen Abstecher in Das Backstage-Zelt, wo Mambo Kurt zumindest bei den meisten für gute Stimmung sorgte – ab in die Schlaftüte.

Samstag, 26.06.

Nach tollem Frühstück und Kaffee war es an der Zeit, die ersten Bierchen zu trinken, und da ein Festival ja meist mehr zu bieten hat, als Bands, begaben wir uns auf Erkundungsgang. Das Angebot an den Ständen war wirklich überdurchschnittlich, so gab’s vor allem Schmuck zu vernünftigen Preisen, was gewisse vampster-Redakteure gleich ausnutzten und fast schon kiloweise Silbergeschmeide erstanden. Zwischendurch probierten wir uns noch an verschiedenen Essensständen durch und vampiria erlag ihrer Faszination an Erdbeerbowle – obwohl ja kalte (!) Bowle eigentlich kein Festivalgetränk ist!

Nachdem wir uns gestärkt, geduscht und uns warmgetrunken hatten, konzentrierten wir uns wieder auf die Bands:


Samael

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Statt Samstag nacht um 4 Uhr ‚durften‘ Samael bereits um 17.25 spielen, da Bolt Thrower kurzfristig ausgefallen waren. Einerseits war das gut so, denn ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich mitten in der Nacht noch Lust gehabt hätte, eine Band anzusehen. Andererseits mußten die Schweizer nun bei strahlendem Sonnenschein auf die Bühne, was der Atmosphäre eher abträglich war.

Es war offensichtlich, daß Samael noch nicht ausreichend auf den Gig vorbereitet waren. Zwischen den einzelnen Songs gab es immer wieder recht lange Pausen, die wohl auf mangelnde Abstimmung zurückzuführen waren. Anscheinend mußten sie ständig ihren Sampler neu programmieren und die Setlist miteinander absprechen.

In diesen Pausen zeigte sich auch, daß Vorph nicht unbedingt ein begnadeter Entertainer ist. Zumeist stand er mit dem Rücken zum Publikum und seine Ansagen waren eher spärlich. Trotzdem konnte der Mann vollkommen überzeugen, er hat einfach Ausstrahlung. Die Art wie er sich bewegt und seine Gestik unterscheiden sich angenehm vom üblichen 08/15 Gepose, er wirkt im Gegensatz zu vielen anderen nicht übertrieben böse und dadurch lächerlich, sondern weiß genau, wo die Grenze zwischen glaubhaftem Stageacting und alberner Imagepflege verläuft.

Einen optischen Gegensatz zu den spärlichen aber effektvollen Posen des Sängers bildete Bassist Masmisien, der den komplette Set mit bewundernswerter Hingabe durchbangte.

Samael spielten Songs von den Alben „Ceremony of Opposites“, „Passage“ und auch das ein oder andere neue Stück vom kommenden Album „Eternal“. Bei dem Gig wurde schnell deutlich, daß Elektroparts für Samael immer wichtiger werden, selbst die älteren Stücke waren weniger gitarrenbetont – was aber nicht heißen soll, daß sie weniger brutal waren. Die Band hat nichts von der Brachialität, die sie ausmacht, verloren.

Trotz der ungünstigen Bedingungen, die Lightshow ging völlig unter, war dieser Auftritt einer der Höhepunkte des Festivals. Das sahen viele im Publikum ähnlich, denn die Zugab-Rufe wollten nicht verstummen. Schließlich gaben die Veranstalter bekannt, daß es keine Zugabe geben würde, als Entschädigung dafür sollen Samael nächstes Jahr nochmals auf der Mainstage spielen.


Theatre of Tragedy

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Es war durchaus witzig anzusehen, wie sich die ersten Reihen mit Jungs füllten, die alle auf eine Person warteten. Angesichts der Fanmassen hatte Liv Kristine dann auch ein relativ leichtes Spiel, die Leute gingen vom ersten Song an mit.

Daß der Rest der Band hinter der norwegischen Frontfrau fast verschwindet ist ja bekannt, allerdings halten sich Raymond und Co. auch vornehm zurück – beziehungsweise erscheinen gar nicht erst auf der Bühne. Der eigentlich Bassist der Band wurde durch Waldemar Sorychta von Grip Inc. ersetzt, da er gar nicht erst erschienen war.

Ohne Liv Kristine wäre der Auftritt mit Sicherheit eine Katastrophe geworden, die Musiker standen lustlos herum, und wirkten auf mich alles andere als motiviert. Umso deutlicher hingegen war, das die Sängerin auch im Umgang mit dem Publikum talentiert ist. Eigentlich bin ich nicht der größte Theatre-Fan, doch der Auftritt erzeugte trotz Hitze das ein ums andere Mal eine angenehme Gänsehaut bei mir. Die Songs des Àegis–Album wirken erst live richtig und schaffen eine unglaublich schöne Atmosphäre.

Erwähenswert ist noch, daß Liv Kristine nach dem Gig seelenruhig in der Menschentraube, die sich schnell um sie bildete, Autogramme gab. Auf ihre Ankündigung hin, daß sie nach dem letzten Song „Tanz der Schatten“ am Massacre-Stand Promos des Labels verschenken und Unterschriften verteilen würde, setzte ein wahrer Run auf das kleine Zeltchen ein. Allein für diese Aktion sollten ihr Massacre einen Orden verleihen, denn so einen Ansturm habe ich selten gesehen….


Mercyful Fate

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Lange Zeit durfte ich MERCYFUL FATE gar nicht sehen und nun innerhalb von wenigen Wochen gleich 3 mal (bei 2 Festival-Shows und 1 Club-Gig). Da könnte man doch meinen, daß da gewisse Abnutzungserscheinungen auftreten, doch dies war in keiner Weise der Fall!

Erstaunlicherweise waren recht wenig Leute vor der Bühne, um die Show der Legende abzufeiern, so war es für mich und Vampi ein leichtes, in die vorderste Reihe zu gelangen und auch Boxi hatte keine Probleme nach dem Fotografieren zu uns zu gelangen.

Allerdings zog ich doch die zweite Reihe vor, da man hier massig Platz zum Bangen hatte und sich so richtig austoben konnte. Und das war auch dringend notwendig, denn der King und seine Mannen brachte mal wieder eine Show, die es in sich hatte. Von der Song-Auswahl her gab es keine Unterschiede zum Dynamo, und auch das Stage-Acting verlief ähnlich. Dennoch konnte besonders
King Diamond die Menge erneut mitreißen und mit seinen intensiven Blicken in die Augen fast jedes Fans in den vorderen Reihen schaffte er eine geradezu unheimliche Bandnähe. Grandios!

Besonders belustigend tat sich in den ersten Reihen ein stockbesoffener Altfan hervor, der jedem einzelnen sein FATE-Tattoo auf dem Arm präsentieren mußte, mir also gleich fünfmal, und dabei überhaupt keine Zeit mehr zum Bangen hatte 🙂

Und dabei bot die Band doch sowas von geilen Songs! ‚Satans Fall’, ‚Come to the Sabbath’, ‚A Corpse without Soul’ oder ‚Last Rites’ sind echte Garanten für einen unvergeßlichen Auftritt und ich bin ‚gottfroh’, daß dieses Jahr nicht wieder was passierte, daß mich dem Genuß von MERCYFUL FATE entzogen hätte.


S.O.D.

blank Billy Milano hatte mir im einem Interview erzählt, daß S.O.D.-Shows immer sehr spontan seien. Allerdings war bei diesem Auftritt nicht allzuviel von Spontanität zu sehen, die Show glich sehr der vom diesjährigen Dynamo und auf neue Gags wartete man vergeblich.

Trotzdem war es für viele ein Erlebnis, diese Band live zu erleben. Es ist schließlich nicht jeder in der glücklichen Lage, S.O.D. dreimal innerhalb weniger Wochen live zu sehen. Auch hier zeigte sich wieder, daß die neuen Stücke zwar gut beim Publikum ankommen, aber lange noch nicht so bekannt sind wie die Songs von „Speak English Or Die“. blank

Die Musiker selbst hatten Spaß bei der Sache – wenn ich mir auch nicht hundertprozentig sicher bin, ob Danny Lilker noch zu Gefühlsregungen imstande ist. 😉 Billy stapfte trotz seiner Körperfülle weitaus aktiver über die Bühne als manch anderer an diesem Wochenende und animierte das Publikum zu Singspielchen bei „Diamonds and Rust“ und bei „United Forces“ wobei es sich herausstellte, daß der Mann nicht einfach zufrieden zustellen ist – so wurde das Ganze eben solange wiederholt, bis es ihm gefiel.

Neben Krachern wie „Shenenigans“ und „March of the S.O.D.“ gab die Band noch ein Medley der besonderen Art zum besten: 5 Songs in 7 Sekunden. Slayer kamen auch zu Ehren, „Reign in Blood“ wurde kurzerhand intoniert und als sich alle darüber freuten, abgebrochen. Und die Stimmung ist bei ihren Gigs wohl immer bombig, was wohl auch daran liegt, daß viele lange Zeit auf sie gewartet haben.


Manowar

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Manowar begannen ihren Set mehr als unüblich, denn auf das altbekannte Intro wartete man vergeblich. Stattdessen betrat urplötzlich Joey DeMaio gemeinsam mit einem Veranstalter des WFF, der ihm als Simultanübersetzer diente, die Bühne. In Joeys ganz eigener Art erklärte er dem Publikum, daß Karl Logan bei einem Motorradrennen ein Bein gebrochen hatte, der dann auch mit Krücken und begleitet von mehreren Damen die Bühne betrat.

Dennoch wollten MANOWAR den Gig nicht canceln und so bestritt Logan seinen Part im Sitzen. Und dann gings endlich los, mit ‚Manowar’ begann zunächst wieder eine Runde mit alten Songs, die von Anfang an die Höhepunkte des Sets sein sollten. Doch auch im späteren Verlauf des Auftritts konnte ich um einiges mehr mit der Show anfangen als auf dem Dynamo. Keine Disco-Coverversionen, nur purer Metal und auch die ‚neueren’ Stücke wurden so ausgewählt, daß die Altfans was damit anfangen konnten.

So gehörten im zweiten Teil ‚The Gods made Heavy Metal’, ‚Heart of Steel’ und ‚Hail and Kill’ genauso zu den Reißern des Sets, wie auch die alten Klassiker. Einzig peinlich war mal wieder der ‚Frauen’-Teil der Show, bei der sich ein Blondchen namens Heidi für den ‚Fangitarristen’ entblätterte und mit peinlichen Sätzen für so manches ‚Aua’ sorgte.

Doch auch diese Showeinlage konnte den großartigen Set nicht zerstören und so ließ sich sogar Boxi dazu herab, lobende Worte über den Auftritt zu äußern! 😉

Nach Manowar war für uns der Abend gelaufen, statt uns im Zelt die Füße in den Bauch zu stehen und Bands wie Tanzwut oder Painflow zu lauschen, genehmigten wir uns noch eine Erdbeerbowle und ließen den Tag langsam vor dem Zelt ausklingen.

Sonntag, 27.06.

Der Sonntag begann wie auch die beiden anderen Tage, wunderbares Festivalwetter, so machten wir uns mal wieder bester Laune (außer Andy, der in der Nacht doch sehr unter seinen Zeltnachbarn, die einen wirklich bescheuerten Spruch nach dem anderen abließen) zur Mainstage, wo es ja auch Heute allerhand zu sehen gab.


A.O.K.

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A.O.K. besitzen eine besondere Art von Humor, der nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Ich finde es eigentlich nur bedingt witzig, wenn nackte Männer mit aufblasbaren Riesenpimmeln zu „Sexy Sexy Lover“ von Modern Talking über die Bühne stolpern. So sah’s anfänglich auch im Publikum aus, während sich manche schlapplachten, schüttelten andere verständnislos den Kopf.

Songs sind ja irgendwie Nebensache bei dieser Band, ihr musikalischen Schaffen würde ich mit Dilettantismus in vollendeter Perfektion umschreiben. Drei Akkorde, von denen eineinhalb richtig gegriffen sind, reichen schließlich. A.O.K. haben sich ihren pubertären Humor bewahrt und kompensieren zur Schau gestelltes musikalischen Unvermögen halt mit Salatköpfen und anderen gesunden Dingen, die sie großzügig im Publikum verteilen. Oder sie klauen sich gegenseitig die Shorts… oder sie beschimpfen sich…

Kleine Anekdote am Rande: ich dachte doch, ich würde die Vampster Chefs gut kennen, doch einer davon hat es irgendwie geschafft, 7 Jahre lang seine Vorliebe für extrem doofe Scherze zu verheimlichen. A.O.K. kündigten ein Lied namens “Stromausfall” an und boten eine besondere Performance: Sie posten wie die Weltmeister, brüllten sich die Lunge aus dem Leib – nur es war kein Ton zu hören. Schließlich vernahm ich ein ersticktes Lachen zu meiner Rechten, und was mußte ich sehen? Besagter Vampster lachte Tränen und konnte gar nicht mehr aufhören.

Er war nicht der einzige, das Geschehen auf der Bühne sah so echt und gleichzeitig so blöd aus, daß das komplette Festival unter einem kollektiven Lachanfall zu leiden schien. Das war dermaßen ansteckend, daß auch ich begann zu grunzen. 😉


Temple Of The Absurd

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Der Himmel hatte sich etwas verdunkelt, und so konnten Sabina Claasen und ihre Band vor einer Kulisse aus schwarzen Gewitterwolken spielen.

Die Hamburger hatten sich etwas einfallen lassen, Sängerin Sabina betrat die Bühne mit Fackeln in den Händen, die sie dann an zwei Feuerspucker weiterreichte. Optisch war das ganze schon mal nicht schlecht. Auch akustisch wurde einiges Geboten, die Songs knallten richtig schön und es ist immer wieder erstaunlich, was für Töne diese Frau von sich geben kann. Ihre Vocals klingen kräftiger und aggressiver als die mancher männlicher Kollegen. Doch nicht nur stimmlich kann Sabina überzeugen, ihr Stageacting war eindrucksvoll. Ihre Bewegungen waren theatralisch und doch nicht übertrieben.

Immer wieder setzten die beiden Feuerspucker links und rechts der Bühne Akzente und auch der Rest der Band wußte zu überzeugen. Die Templaner schienen sich richtig zu freuen, wieder auf einer Bühne zu stehen und bedankten sich beim Publikum für die tolle Tour, die sie im Vorprogramm von Pro Pain hatten.

Wie bekommt man als Band eine bessere Spielposition? Ganz einfach, man stellt sich in einen Stau und schon rutsch man auf dem Billing nach oben. So geschehen mit Pro Pain, die eigentlich vor den Misfits auf die Bühne sollten, das aber nicht schafften und so eben nach den Psychos auf die Bretter durfen.


Misfits

blankSo, ich weiß jetzt definitiv, was ich einmal nicht sein möchte: Roadie bei den Misfits. Warum? Die Band ist nicht nett zu ihren Helfern: Bassist Jerry Only riß eine Saite und natürlich war der Roadie schuld daran – zumindest dachte der gute Mann dies und machte jenen armen Menschen so richtig schön zur Sau – auf der Bühne!

Die Herren Misfits waren einfach gigantisch. Ich war zwar skeptisch, da mir die neuen Sachen nicht unbedingt gefallen und der Meinung war, daß Misfits ohne Glenn Danzig ein Ding der Unmöglichkeit sei, doch die Amis belehrten mich schnell eines besseren. Schon das über und über mit riesigen Stacheln dekorierte Schlagzeug und die Kostüme der Band sind was besonderes.

blankDer ‘neue’ Sänger Michale Graves kann den Schinkengott ohne weiters ersetzen und stimmlich erreicht er Evil Elvis ohne Probleme.

Die Psychopathen boten eine Show, bei der man nur hoffen konnte, daß man diesen Menschen niemals alleine begegnen würde. Sie wirken einfach leicht irre und besonders Michale Graves fetzte wie ein Derwisch auf der Bühne umher, dabei hatte er immer mal wieder diesen unbeschreiblichen Blick, mit dem er durch dich hindurch zu schauen scheint und trotzdem dich genau fixiert und sich dein Gesicht einprägt.

Neben neuen Titeln fehlten auch Klassiker wie „138“, „20 Eyes“, „Halloween“ und „Last Caress“, was laut Graves eine Metallica-Coverversion ist, „Mummy, can I go out and kill tonight“ und natürlich „Die Die Die my Darling“ nicht. Bei diesen Songs zeigte die Jungs, daß diese Titel zeitlose Klassiker sind, die auch heute noch so richtig arschtreten.

Soundtechnisch war das alles so wie es sein soll, lediglich Gitarrist Doyle nervte ein wenig, da er in jeden Titel seine Fipser einbauen mußte – das kann er wohl noch nicht so lange 😉 . Trotzdem ist die Art, mit der er sein Instrument malträtiert, fantastisch. Der Muskelprotz schlägt die Saiten nicht einzeln an, sondern drischt mit der ganzen Hand auf den Korpus, was beim Verzerrungsgrad der Gitarre auch völlig zum spielen ausreicht.


Ministry

War das langweilig! Ich bin zwar kein großer Elektro Freund, aber Ministry haben schon den ein oder andern Song produziert, der auch mir gefällt. An ihrem Auftritt hingegen hat mir gar nichts gefallen. Wäre ich Gitarrist bei dieser Band, es wäre mir einfach peinlich auf einer Bühne rumzuhüpfen und minutenlang einen Akkord zu spielen.

Der ganze Set war extrem monoton, ein fast durchgängiger Stampfbeat, nuscheliger Gesang und langatmige Songs, die sich wenig voneinander unterschieden haben. Die Stimmung in der vorderen Reihen war anfangs trotzdem recht gut, der Mob hüpfte und tobte. Allerdings verließen nach und nach immer mehr Leute das Gelände, ob das nun an den öden Titeln lag, oder ob die Leute einfach nur müde waren, sei dahingestellt. Uns hat jedenfalls nicht gefallen und so machten wir uns noch mal bei einem Dosenbierchen über Pommes und Roster her.


Skyclad

blankDas Festival-Zelt war zu Beginn des Auftritts von SKYCLAD bereits ziemlich leer und so kann man davon ausgehen, daß nicht nur wir die einzig Müden auf dem Gelände waren. Dennoch ließen sich SKYCLAD mal wieder nicht davon beirren und spielten auch vor einem etwas kleineren Publikum einen hervorragenden Set. Und es fällt mir schwer, etwas besonderes über diesen Auftritt zu schreiben, denn kennen tut man die Show der Band durch deren enorme Live-Präsenz ja fast schon auswendig 😉

‚Brothers beneath the Skin’, ‚Spinning Jenny’ oder ‚Bury Me’ brachten nur beispielhaft genannt die Menge zum Tanzen, Singen und Bangen, eben so wie man das von einem SKYCLAD-Auftritt gewohnt ist.

Etwas verwundert war ich allerdings über Martins Ansage zu ‚Well beside the River’ in der er mal wieder zum Ausdruck brachte, wie angepisst er doch vom Musik-Business ist und daß die Band derzeit auf der Suche nach einem neuen Label ist. Genaueres konnte ich über eine Trennung vom Label Massacre derzeit noch nicht in Erfahrung bringen, wir bleiben aber auf jeden Fall dran und werden darüber berichten!

Für Amorphis reichten die Kraftreserven dann beim besten Willen nicht mehr, und so begaben wir uns zum Zelt und lauschten den Finnen aus der Ferne.




Fazit: Ein rundum gelungenes Festival, bei dem wir einige nette Leute kennenlernten, das toll organisiert war und wo wir nächstes Jahr bestimmt wieder hinfahren!

Schade war nur – aber das ist auf jedem Festival so – daß wieder viel zu viele Bands spielten, die man sehen wollte und es dann doch nicht geschafft hat. Aber das ist eben Festival…

Zum Ausklang: Ein paar Impressionen…


Als Mambo Kurt – den ich ehrlich gesagt, nur eingeschränkt witzig finde – Samstag nacht im VIP-Zelt aufspielte, konnte man einige der ach so wichtigen Menschen beim ausgelassenen Feiern beobachten. Auch wir unwürdigen wollten kurz von der Luft der wichtigen und tollen Menschen im Metalbiz schnuppern und trafen Danny Lilker. Boxi musste natürlich sofort ein Foto mit seinem Jugendidol haben und damit dieses wichtige Stück Zeitgeschichte nicht nur über seinem Bett hängt, wird es hier veröffentlicht:

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“Die Sonne schien ihr auf das Hirn, da nahm sie einen grünen Schirm!” 😉

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Die Festivalbesucher werden auch immer jünger – und die Klamotten immer bunter!

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Ganz stolz auf sein Liv Kristine-Autogramm auf dem nackten Oberkörper…

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Beim WFF gibt’s jede Menge Stände mit lustigen Dingen wie “Roster” oder Erdbeerbowle…

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Wir sind soooooooo müde…..

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Die vampsters berichten aus der ersten Reihe!

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Das ist wahre Nähe zu den Fans! Liv Kristine beim Fingerwundschreiben!

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Nach seinem “Auftritt” waren wir überzeugt: Er hatte nicht nur Alkohol im Blut..!

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