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OSIAH: Kairos

OSIAH legen auf ihrem vierten Album “Kairos” alles in Schutt und Asche – recht viel härter kann man Deathcore bald nicht mehr interpretieren.

Die Zahl null auf der Kelvin-Skala repräsentiert bekanntlich den absoluten Nullpunkt, die theoretisch tiefstmögliche Temperatur. Ein musikalisches Äquivalent hierfür steht zwar noch aus, könnte aber nicht mehr allzu weit in der Zukunft liegen. Denn in punkto Härte nähern wir uns seit geraumer Zeit immer mehr dem tatsächlich Machbaren an. OSIAH aus Großbritannien sind dabei keine Ausnahme, wie „Kairos“ in rund 54 Minuten darlegt.

Der brutale Deathcore des Quintetts ist selbstverständlich den aktuellen Hörgewohnheiten entsprechend ungemein druckvoll produziert, so dass jedes Riff, jeder Breakdown mit der größtmöglichen Wucht in der Magengrube landet. Zwischen dominanter Death-Metal-Couleur in „Great Nothing“, kleineren technischen Eskapaden („White Feather“) und plakativen Slam-Parts schöpfen OSIAH munter aus dem Genre-Fundus, um Shouter Ricky Lee Roper die Spielwiese seiner Träume zu bereiten.

OSIAH legen auf “Kairos” alles in Schutt und Asche

Dabei legt der variable Frontmann höchstselbst all das in Schutt und Asche, was seinen Bandkollegen durch die Lappen ging. Zwischen Growls, Screaming und Pig-Squeals meistert Roper jede Disziplin, um der unerbittlichen Zerstörungsorgie seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Gerade weil „Kairos“ den Pegel nahezu komplett am Anschlag hält, macht die Platte eine gewisse Ausdauer und Resilienz zur Grundvoraussetzung. Immerhin: Obwohl das Gesamtwerk um eine Viertelstunde gestutzt wohl eine rundere Sache gewesen wäre, finden OSIAH im letzten Drittel mit dem Material der EP “Chronos” (2023) einen Weg, unsere Aufmerksamkeit wieder an sich zu binden.

Vornehmlich gelingt das durch das hochaggressive „Elder King“, wo nicht nur die Gitarren zwischendrin dem Wahnsinn anheimfallen, sowie dem anschließenden „The Golden Throne“. Hier führt eine unheilschwangere Leadgitarre durch den Refrain, während Blastbeats und Doublebass den Weg ebnen – zumindest, bis der nächste Beatdown-Part über uns hereinbricht. Locker lassen OSIAH erst mit dem siebenminütigen „Hues Refract“, wo es zum Finale atmosphärisch wird und sogar ein paar klar gesungene Passagen Einzug erhalten.

Erst im Finale lassen uns OSIAH kurz aufatmen

Zugegeben, das mag Punkte auf der noch imaginären Heavy-Skala kosten, ist nach all der Tortur aber eine wahre Wohltat, um wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu finden. Im Vergleich zu den teils ähnlich gelagerten INGESTED orientieren sich die Briten jedoch noch zielstrebiger in Richtung Tiefstwert: Recht viel mehr dürfte bald wohl nur theoretisch möglich sein.

Veröffentlichungstermin: 08.12.2023

Spielzeit: 54:36

Line-Up

Ricky Lee Roper – Vocals
Chris Keepin – Gitarre
Andy Mallaby – Gitarre
Carl Dunn – Bass
Danny Yates – Schlagzeug

Produziert von Andy Mallaby und Christian Donaldson (Mix)

Label: Unique Leader

Homepage: https://osiah.uk/
Facebook: https://www.facebook.com/osiahuk/

OSIAH “Kairos” Tracklist

1. A Great Nothing (Visualizer bei YouTube)
2. White Feather
3. Malice
4. Disillusion
5. The Inherited Sorrow (Video bei YouTube)
6. Kardashev Denied (Video bei YouTube)
7. Guardian
8. Memento Mori
9. Elder King
10. The Golden Throne
11. Seeds Of Despair
12. Hues Refract

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