HAVOC UNIT: h.IV+ [Hoarse Industrial Viremia]

Zynisch, hochintelligent und nichts für Hörer mit schwachen Nerven: Eine bitterer Koitus von Black-Death Metal und Industrial.

…AND OCEANS sind Geschichte. Zehn Jahre nach ihrem Bestehen, nach vier Alben haben die Finnen einen verdammt mutigen Schritt gewagt: Neuanfang bei null. Die Finnen, die nun auf den friedlichen Namen HAVOC UNIT hören, haben sich keineswegs die Hörner abgestoßen, im Gegenteil. h.IV+ [Hoarse Industrial Viremia] ist ein bestialisches Album geworden. Zwischen Industrial und Black-Death Metal fletscht das Kollektiv die Zähne und beißt 13 Mal gnadenlos zu.

Hier sehen sie alle alt aus, RED HARVEST ist eine Clowntruppe gegen die hier dargebotene Boshaftigkeit und Gewalt. Chaotisch und verworren klingen die Songs von HAVOC UNIT, sind einerseits klar strukturiert, aber durchzogen von wirren Samples und Synthies, so dass man leicht den Überblick und den Song aus den Augen verlieren kann. Das ist genau das faszinierende an HAVOC UNIT, das stresst und hält die Sache trotzdem interessant. Die eingesetzte industrielle Kälte wird vor allem durch eben die elektronischen Instrumente erzeugt. Die ganze Musik wirkt dadurch extrem ungemütlich und boshaft. Die oftmals ungewöhnlich rhythmischen Riffs und das komplexe Drumming lassen leichte Erinnerungen an MESHUGGAH aufleben.

Wenn sich noch der düstere und brutale Gesang dazu gesellt, blasen HAVOC UNIT auch den Letzten weg. Und selbst dieser ist gerne verzerrt und wird elektronisch verfremdet. Dennoch weiß das Quartett, wann es Zeit ist, zurückzuschalten. Das bizarre Sprachsample am Ende von When Children Are No Longer Enough [C.oitus O.rgasm C.atholic K.ids] jagt nicht nur Angst ein, auch die Spannung wird ins Bodenlose aufgebaut. Extrem intensiv ist auch der einzige Song, der ein wenig beruhigend wirkt: Ignoracio Elenci [Reversed Genesis] ist das einzige Stück des Albums mit klarem Gesang, fließt leicht dahin und wirkt auch ansonsten wie das Auge des Sturms.

So philosophisch wie dieses Stück ist beileibe nicht alles auf h.IV+ [Hoarse Industrial Viremia] angehaucht. Denn HAVOC UNIT sind so politisch inkorrekt, dass es denjenigen, die South Park schon nicht ertragen, hier keine Chance mehr haben. Texte wie in Generation Genocide [Humanitarian Vivisection], Klan Korps [Volkssturm & Erregung] und Rape Scene Act I [The Fine Art of Quality Time] stoßen bitter auf und zeigen, dass nach …AND OCEANS die vier Musiker gut daran getan haben, sich auch in Sachen Namen neu zu orientieren. Alte Fans könnten unter Umständen leicht verstört werden.

h.IV+ [Hoarse Industrial Viremia] ist ein mutiges, unbarmherziges und knallhartes Album zwischen technischem Black-Death Metal und bitterbösem Industrial. Wer sich darauf einlässt, braucht einen starken Magen und einen Hang zur Misanthropie. Es braucht gewiss seine Zeit um hier hineinzufinden und auch starke Nerven, um das Album am Stück durchzuhören, doch dieses zynische und hochintelligente Werk ist mit seiner Vielfalt ein echter Dauerbrenner.

Veröffentlichungstermin: 4. Februar 2008

Spielzeit: 53:37 Min.

Line-Up:
jos.f – Vocals
t.kunz – Guitar, Bass
sa.myel – Drums, Bass, Guitar
heinr.ich – Keys

Label: Vendlus Records

Homepage: http://www.h-i-v.fi

Tracklist:
1. مبيد الدّيدان [Vermicide] 2. I. esus [The Lithurgy of Inhumanity] 3. When Children Are No Longer Enough [C.oitus O.rgasm C.atholic K.ids] 4. Generation Genocide [Humanitarian Vivisection] 5. Viremia [Regime HIV+] 6. Kyrie Eleison [Totalitarian Libertarianism] 7. Nihil [Operation Blitzkrieg] 8. Man vs. Flesh [Structured Suicide] 9. Ignoration Elenchi [Reversed Genesis] 10. Kill All Nations [The Manual of Terrorism] 11. Kristallnacht [From Revolution to Recorstruction] 12. Klan Korps [Volkssturm & Erregung] 13. Rape Scene Act I [The Fine Art of Quality Time]

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