STAR TREK 10 – NEMESIS [Filmkritik]

Sie fliegt und fliegt und fliegt…

Nach James Bond und Star Wars geht ein weiterer Dauerläufer mit einer neuen Episode ins Rennen: Das unverwüstliche Raumschiff Enterprise. Am Rande der neutralen Zone trifft Android Data (Brent Spiner) auf einen Prototypen von ihm. Wenig später steht Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) vor seinem eigenen Klon. Shinzon wurde einst als Spion im ewigen Bruderzwist zwischen Romulanern und Remulanern erschaffen. Jetzt rückt der Picard-Doppelgänger als Praetor des romulanischen Reichs mit einem Friedensangebot an die Föderation heran – doch was steckt wirklich hinter der Fassade seiner vermeintlichen Freundlichkeit?

Willkommen in einer Welt, wo Helden bedeutungsschwangere Sätze sagen wie „Captain, wir empfangen ein positronisches Signal aus dem Kolarensystem“ oder „Wir verlieren strukturelle Identität auf den hinteren Decks“. Vielleicht ist die unsterbliche Serie (über 500 TV-Folgen seit 1966) mit dem zehnten abendfüllenden Leinwandabenteuer glücklich dort angekommen, wo es nur mehr um das bloße Wiedersehen mit der Legende geht und die Geschichte längst zweitrangig ist. Star Trek wird immer ein Weltenteiler bleiben – wo die fanatischen Fans („Trekkies“) die psychologische Tiefe, die vielschichtigen Gedankenspiele und den außergewöhnlichen Führungsstil von Commander Picard schätzen, läuft der Rest der Menschheit ernsthaft Gefahr, bei den aufgeblasenen philosophischen Betrachtungen in ein schwarzes Loch der Langeweile gezogen zu werden. Letztlich – und das ist auch die Kritik an „Nemesis“ – läuft es im Jubiläumseinsatz einmal mehr auf die klassisch-banale Gewaltlösung hinaus: Am Ende zählt eine Computerstimme in bester James-Bond-Manier den Countdown herunter, die entwaffneten Helden treten in der Kommandozentrale zum archaischen Faustkampf „Gut gegen Böse“ an.

Auf knapp 100 Minuten bietet Star Trek 10 viel Schatten und nur ein Stück weit Licht: Kühne Raumschiffdesigns, eine atmosphärische Grundstimmung und das gewohnt-souverän aufspielende Ensemble gehen einher mit billigen Gruselmasken, lächerlichen Actioneinlagen und einer streckenweise erschreckend-dünnen Handlung. Spannend wird es erst im Finale, wenn die riesigen Raumschiffe zum Showdown antreten, die Unendlichkeit des Weltalls spürbar wird und im Kinosaal echte Fan-Tränen fließen dürfen. Wir halten fest: Im Weltall nichts Neues.

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