Der Preis für die schnörkelloseste DVD der letzten Monate geht an SEX MUSEUM. Das ist nicht negativ gemeint, es hätte mich nur gefreut, ein klein wenig Bonusmaterial auf der Scheibe zu finden. Ein Interview zum Beispiel, das meine Sympathie der Band gegenüber bestätigt. Doch auf solchen Schnickschnack verzichten die Spanier komplett, sieht man von ziemlich kurzen Einblicken in den Backstage-Bereich, merkwürdigerweise zwischen die einzelnen Songs geschnitten, einmal ab.
Auf Fly By Night – Live At Caracol findet sich genau das Konzert, dessen Tonspuren im letzten Jahr bereits für das Doppel-Live-Album Fly By Night verwendet wurden. Ok, nicht genau das Konzert, drei Songs sind neu dabei: Empty´s My Soul, I Walk Alone und Messing With You.
Keine wirklich große Zugabe, doch wer sich schon immer davon überzeugen wollte, ob die auf der Live-Platte begeisternde Spielfreude beim Zuschauen ähnlich oder gar mehr mitreißt, liegt mit Live At Caracol genau richtig.
Auch die vielen Hardrock-Hörer, denen der Name SEX MUSEUM noch immer nichts sagt, sollten einen Blick riskieren, denn das Konzert macht einfach Laune, die Musik ist sowieso klasse und die Band sollte endlich den Bekanntheitsgrad erreichen, den sie verdienen. Ich bin davon überzeugt, würde die Werbetrommel für SEX MUSEUM effektiver laufen, könnte die Truppe auch hier in Deutschland vor vollem Haus spielen, anstatt überhaupt gar nicht erst auf die Idee einer Tour durch Deutschland zu kommen.
Der Gig von Ende 2003 zeigt die vier Mannen mit Keyboarderin gut gelaunt mit sichtlich viel Spaß auf der Bühne des Madrider Ladens Sala Caracol. Das Publikum zieht, wie zu erwarten war, voll mit: Die Band wird umjubelt, die Songs, ob Eigenkompositionen oder Coverversionen, begeistert aufgenommen. Wie auch das Livealbum zeichnet der Konzertmitschnitt einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen der Spanier, deren selbst geschriebenes Material sich kein Stück hinter den fest in ihr Programm aufgenommenen Interpretationen von DEEP PURPLE (Speedkings), THE DICTATORS (Minnesota Strip), AC/DC (Whole Lotta Rosie) und THE WHO (I´m Free) verstecken muss.
Für mich wie wohl für alle anderen, die durch das Livealbum den Eindruck gewannen, mit SEX MUSEUM ein Juwel der aktuellen Rockszene gefunden zu haben, die mit massig Drive und Esprit mitzureißen wissen, belegen die Filmaufnahmen die Ahnung nur noch zusätzlich.
Eine gelungene Party, die da gefeiert wurde und da wir livetechnisch von SEX MUSEUM mehr als unterversorgten Deutschen wohl auch in Zukunft auf die Konserve zurückgreifen werden müssen, lohnt sich Fly By Night – Live At Caracol allemal.
Veröffentlichungstermin: 31.01.2005
Line-Up:
Miguel Pardo – Gesang
Fernando Pardo – Gitarre, Backgroundgesang
Marta Ruiz – Hammondorgel, Sequenzer
Pablo Rodas – Bass
Roberto Lozano Loza – Schlagzeug
Jorge J Armijos – zweites Schlagzeug (Song 13, 14, 15, 16 und 17)
David Krahe – zweite Gitarre (Song 16 und 17)
Label: Locomotive Records
Homepage: http//www.sexmuseumrock.com/
Email: sexmuseum@telefonica.net
Tracklist:
1. Minnesota Strip
2. Two Sisters
3. Collectors
4. Red Ones
5. Let´s Go Out
6. Last Last
7. Get Lost
8. Where I Belong
9. Empty´s My Soul
10. I Walk Alone
11. Messing With You
12. Jet Sam
13. We Can Move
14. Landlords
15. Street Fight
16. Whole Lotta Rosie
17. Flyin´ High
18. Speedkings
19. Start To Move
20. I´m Free