MATRIX REVOLUTIONS (Filmkritik)

Nach dem genialen ersten Teil und der katastrophalen Fortsetzung geht die "Matrix"-Saga nun in die Schlußrunde. Flop oder top?

„MATRIX REVOLUTIONS“

Schon interessant: Trotz sich ständig überbietender Innovationen auf dem imaginären Waffenmarkt läuft es im Leinwandspiel Gut gegen Böse nach wie vor auf das klassische Finale hinaus. Jedes Mal stehen sich die beiden Hauptkontrahenten am Ende doch wieder Auge um Auge gegenüber und machen es mit Fäusten unter sich aus. Ganz herkömmlich, wie früher auf dem Schulhof. Das Finale der „Matrix“-Saga steht sinnbildlich für diese eklatante Einfallslosigkeit nicht nur im Science-Fiction-Genre: Dem Popkornkino geht die Luft aus.

Wo ein längst zum Klassiker avancierter erster Teil 1999 nicht nur in Sachen Optik Maßstäbe setzte und Gedankenfutter für abendelange Diskussionsrunden abwarf, ist Teil 3 glücklich nur noch Spektakel. Einziger Sinn von „Matrix Revolutions“: Es endlich zu Ende zu bringen. Mit dem bewährten Mix aus Esoterik, kruden Verschwörungstheorien und mächtig viel Pathos, der selbstkreierten Bildästhetik und einem fast schon absurden Feuerwerk aus Spezialeffekten versuchen die Gebrüder Andy und Larry Wachowski zu überspielen, dass ihnen für den Showdown nichts, aber auch gar nichts mehr eingefallen ist.

Doch wie heißt es so schön? „Wat mut, dat mut!“. So taumelt der Krieg der Menschen gegen die Maschinen in die letzte Runde, es gilt, Zion, die verbliebene Zufluchtsstätte der freien Welt, zu verteidigen. Erledigt wird diese Materialschlacht vom sattsam bekannten Personal: Rebellenführer Morpheus (gewohnt ausdruckslos: Laurence Fishburne), Lack- und Ledermietze Trinity (agiert mit der Leidenschaft eines toten Karpfens: Carrie-Anne Moss) und natürlich Neo, dem Messias unter den Powerhelden, der als „Auserwählter“ den Verkehr in der Matrix längst durch lockeres Handauflegen regelt (wie immer mit stoischem Gesicht am Weltretten: Keanu Reeves). Da werden sich selbst erklärte Science-Fiction-Fans schwer tun, den dürftigen Gehalt von „Matrix Revolutions“ schönzureden, denn mehr als ein Wiedersehen mit den Helden ist hier erneut nicht drin.

Wer indes Antworten auf die zahlreichen in den ersten beiden Teilen aufgeworfenen Probleme und Interpretationsmodelle erwartet, darf enttäuscht sein: „Matrix 3“, zeitgleich mit dem zweiten Teil abgedreht, verliert sich im dicht gepackten Dschungel moderner Mythenbildung, speist (wenn überhaupt) mit billigen Erklärungsversuchen ab und scheitert so sauber am selbstgewählten Anspruch. Dass das große Finale laut, banal, prahlerisch, geschwätzig und vor allem sengend langatmig daherkommt, war nach dem katastrophalen zweiten Teil abzusehen. Das eigentliche Drama von „Matrix Revolutions“ ist, dass hier erneut die Form über den Inhalt siegt. Große Geschichten gibt’s dann halt anderswo.

So ist es jedoch zumindest ganz prima, zu sehen, wie sich der Mythos von selbst entzaubert. Nicht nur mit Dialogen hart an der Grenze zur Realsaitre entpuppt sich dieser Aufstand als das, was schon sein Vorgänger war: Ein überraschungsfreier, hoffnungslos aufgeblasener Actionstreifen mit einer widerlichen Portion Pseudoanspruch, die nicht mal im Ansatz das hält, was sie verspricht. Doch der Schein bestimmt nun mal das Bewusstsein, und so finden sich am Ende die Protagonisten superkraft getankt in der Schlammgrube zur visuell einmal mehr beeindruckenden, wenngleich längst nicht mehr sonderlich visionären Prügelnummer ein.

Kino als Computerspiel, alles wie gehabt. Bleiben auf der Habenseite und als reeler Gegenwert fürs Kinoticket einzig die zwanzig Minuten der famos in Szene gesetzten Abwehrschlacht um Zion, die isoliert betrachtet zumindest die Fans von riesigen, aus allen Rohren feuernden Kampfrobotern zufrieden stellen dürfte.

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