O BROTHER, WHERE ART THOU? [Filmkritik]

So cool wären die "Blues Brothers 2000" gerne gewesen, so hätte Jim Jarmuschs "Down By Law" aussehen können, hätten er ihn in Farbe gedreht. Von so einem locker-ungezwungenen Spaßfaktor träumen all jene Streifen, die sich gerne Komödien schimpfen und doch nur Klamauk unterhalb der Gürtellinie zu bieten haben. Sehr sehenswert!

Der deutsche Untertitel verrät, wo’s langgeht: „Eine Mississippi-Odyssee“. Homers Beitrag zum weltliterarischen Kanon als roter Faden für den neuen Film der Coen-Brüder. Und was haben die aus der großen Vorlage gebastelt? Ein mächtig staubiges Roadmovie oder – wie Hauptdarsteller John Turturro meint – die perfekte Vorlage für ein „Comic Hillbilly Musical“. Die Helden heißen Ulysses Everett (klasse: George Clooney, „From Dusk Till Dawn“/„Emergency Room“), Pete (John Turturro/„Do The Right Thing“) und Delmar (Tim Blake Nelson) und sind frisch dem Strafdienst in Ketten entflohen, um einen fantastischen Schatz zu heben. Auf seinem Weg durch die Südstaaten der 40er Jahre trifft das Trio drei bezaubernde Sirenen und einen blinden Fährmann, blendet um ein Haar einen bösen Zyklopen, überfällt eine Bank, foppt den Ku-Klux-Klan, gerät zwischen die Fronten eines üblen Wahlkampfes und spielt praktisch im Vorbeigehen eine heimliche Hitsingle ein. Jawohl: So cool wären die „Blues Brothers 2000“ gerne gewesen! So hätte Jim Jarmuschs „Down By Law“ aussehen können, hätten er ihn in Farbe gedreht. Von so einem locker-ungezwungenen Spaßfaktor träumen all jene Streifen, die sich gerne Komödien schimpfen und doch nur Klamauk unterhalb der Gürtellinie zu bieten haben.

Längst haben Joel und Ethan Coen ihren eigenen Stil und eine Nische im großen Kinokommerzdschungel gefunden – und gönnen sich fröhlich einige nette cineastische Querverweise: Auf Walter Hills „Crossroads“ zum Beispiel oder auf Preston Sturges „Sullivans Reisen“ von 1941, aus dem der Originaltitel entliehen ist. Doch die Brüder haben weitaus mehr auf der Pfanne als eine bloße Zitatensammlung. Wie schon in „Fargo“ und „The Big Lebowski“ sorgen schrullige Figuren, herzhafte Pointen, schräge Dialoge, tolle Farben und ein markanter Soundtrack (diesmal good ol‘ Bluegrass) für großartige Unterhaltung. Mag „O Brother“ leichtverdaulicher sein als seine Vorgänger, so ist dies dennoch kein Grund zur Sorge für die wachsende Gemeinde der Coen-Fans. Sehr sehenswert!

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