Das fängt ja schon so an wie bei den DREI FRAGEZEICHEN. Die wollen auch immer mal einfach Urlaub machen und laden im nächsten Fall. MARK BRANDIS will nach der Sirius Patrouille mit seiner Frau Ruth in ein Eingeborenendorf im Regenwald wandern, doch Ruth wird von einer Ameisenart gebissen, auf die sie allergisch ist. Mark schleppt sie zwei Tage und Nächte durch den Urwald zurück ins nächste Krankenhaus, wo sie ins Koma fällt. MARK BRANDIS gibt sich danach vor allem dem Alkohol hin – und erhält Überraschungsbesuch von seinem Halbbruder Nat West. Dieser glaubt ein Mittel gegen die Krankheit von Ruth zu haben, doch die Ärzte weigern sich, ihr dieses zu verabreichen. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, erhält Brandis Besuch vom Geheimdienstmitarbeiter José Verastegui, denn auf seinem Bruder Nat West lastet ein schlimmer Verdacht: Der Biologe will angeblich mit einem Killervirus den ganzen Planeten ausrotten. Nun liegt es an MARK BRANDIS Nachforschungen anzustellen und seinen Bruder entweder von dem Verdacht zu befreien oder ihn von seinem Plan abzuhalten.
Geht es seiner Ruth schlecht, geht es auch Mark nicht gut. Dass er zum Saufen neigt, wissen wir schon seit dem Bürgerkriegszyklus, aber in Lautlose Bombe bewegt sich der Commander auf gefährlichem Terrain, er fliegt sogar betrunken zum Mond. MARK BRANDIS ist nicht perfekt, er ist ein Serienheld mit einigen Schwächen, der dadurch immer menschlich bleibt. Es beginnt eine Hetzjagd über weite Teile der Erde, die ohne viel Action auskommt, in der die Story überwiegt. Ein paar Schwächen hat Lautlose Bombe jedoch: Die zweite Hälfte der Doppelfolge ist etwas gehetzt erzählt, einerseits geht es da ja auch um jede Sekunde, aber der Angriff der Flieger in Massaua und dessen Folgen wird etwas zu schnell abgehandelt. Das große Finale ist hingegen schlau und sehr spannend, der Schluss gar poetisch. Ein etwas bitterer Nachgeschmack bleibt, da die Themen Umweltverschmutzung und totale Zerstörung der Erde schon wieder vorkommen, die Serie wiederholt sich in letzter Zeit immer ein wenig. Vielleicht braucht es mal wieder ein fantastisches, extraterrestrisches Raumabenteuer, wie Raumsonde Epsilon, um frischen Wind herein zu bringen.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, die Serie ist immer noch mein persönlicher Hörspielspitzenreiter. Das liegt einerseits an den Sprechern, dem eingespielten Team Michael Lott, Dorothea Anna Hagena, Gerhart Hinze, David Nathan und Konsorten, aber auch Jacob Weigert als Jonathan West, die sinnliche Eva Gaigg als Marie-Christine Rousseau und Daniel Montoya als José Verastegui machen eine gute Figur in dem knapp zwei Stunden laufenden Doppelhörspiel. Andererseits gibt es eine hier intelligente Geschichte zu hören, die nicht nur auf simple Unterhaltung abzielt, sondern abermals zum Nachdenken anregt. Wie muss sich eine Welt entwickeln, in der ein Leben rettendes Medikament nicht zugelassen wird, da der Überbevölkerung wegen ein paar tausend Tote durch Epidemien gerne gesehen sind? Außerdem erfahren wir Nachwirkungen von Alarm für die Erde – gut zu sehen, dass die Macher keine rosarote Brille tragen und in Afrika nicht schon wieder Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Was immer in dieser Serie passiert reicht also sehr weit über einzelne Folgen hinaus.
MARK BRANDIS zielt auf anspruchsvolle Hörer ab und liefert nicht nur eine richtig gute, glaubwürdige Geschichte ab, sondern legt auch Wert auf Optik die richtige Klangkulisse: Gerade der Soundtrack ist wieder erwähnenswert und lässt eigentlich nur die Frage offen, wann er separat veröffentlicht wird. Und auch das Sounddesign ist beachtlich und vor allem in der Szene grandios, in der MARK BRANDIS gleichzeitig Souffleuse spielen und mit dem Arzt Dr. Philipp auf der anderen Leitung über das Schicksal seiner Frau entscheiden muss, ist wirklich hervorragend gemacht. Freunde von irdischer Science Fiction, düsterer aber hoffnungsvoller Zukunftsvisionen sollten auch dieses Abenteuer des mutigen Commanders nicht verpassen. Aber das war ja im Vorfeld eh klar, oder?
Veröffentlichungstermin: 6. Juli 2012
Spielzeit: 59:05 + 49:27 Min.
Line-Up:
Dorothea Anna Hagena – Ruth O´Hara
Michael Lott – Cmdr. Mark Brandis
Oliver Seidler – Dr. Gomez
Wolf Frass – Prolog
Jochim-C. Redeker – Dr. Philipp
Jacob Weigert – Jonathan Nat West
Daniel Montoya – José Verastegui
Elena Wilms – Anflugkontrolle Las Lunas
Martin May – Cpt. Esko Tuomi
Anke Reitzenstein – Porta Stellaris
Stefan Peters – Magnus Sauerlein
Gerhart Hinze – John Harris
David Nathan – Cpt. Grigori Grischa Romen
Eva Gaigg – Marie-Christine Rousseau
Claudia Urbschat-Mingues – Dr. Rebecca Levy
Andreas Müller – Milosch Stojka
Mira Christine Mühlenhof – Bordsystem CORA
Martin Keßler – Lt. Pablo Torrente
sowie: Melanie Blenke, Jens Grümmer, Marco Gehrmann, Michael Hansonis, Stefan Kretschmer, Sebastian Pütz, Casten Litfin, Werner Möhring
Balthasar v. Weymann – Manuskript
Jochim-C. Redeker – Sounddesign und Musik
Tommi Schneefuß, Thomas Weichler, Sven-Michael Bluhm – Aufnahme
Jochim-C. Redeker und Balthasar v. Weymarn – Produktion, Regie und Schnitt
Label: Interplanar / Folgenreich / Universal Music Group
Homepage: http://www.markbrandis.de
Mehr im Netz: http://blog.markbrandis.de/
Tracklist:
Lautlose Bombe 1:
1. Zur heiligen Stadt
2. Prolog
3. Situation kritisch
4. Halbbrüder unter sich
5. Noch eine Flasche
6. Der Mann vom Geheimdienstmitarbeiter
7. Zwischen Erde und Mond
8. Auf Porta Stellaris
9. Harris´ Auftrag
10. Auf dem Eisberg
Lautlose Bombe 2:
1. Subantarktische Bedingungen
2. Massaua
3. Stojkas Hilfe
4. Überfahrt nach Jizan
5. Doppeltes Spiel an der Bar
6. Blinder Passagier auf vertrautem Schiff
7. Konfrontation
8. Nacola und Angelus
9. Jonathans Vermächtnis
10. Abspann