JOHNNY WINTER: Blues Rock Legends Vol.3 – Live At Rockpalast [DVD]

Das Konzert ist schlichtweg sehens- und hörenswert, hauptsächlich aber für Gitarristen und echte Blues-Freaks.

1979 kam der Blues nach Deutschlands, so kann man wohl die Show der Blueslegende JOHNNY WINTER im April in der Grugahalle Essen bezeichnen. Bis dahin eher Musik für wenige Freaks, präsentierte der Texaner mit seiner Show, wie ausdrucksstark und intensiv der Blues sein kann und brachte diese Musik den gemeinen Rockfans näher, die vorher bereits von der J.GEILS BAND und PATTI SMITH in Stimmung gebracht wurden. Aus der geplanten 80-Minuten-Show wurden zwei Stunden, so spät gab es das damals noch bestehende Sendeschluss-Bild mit dem nervigen Piepston wohl nie. Wer das denkwürdige Konzert live oder im Fernsehen gesehen hat, der kann nun seine Erinnerung auffrischen, die Born Too Late-Generation kann sich dieses Ereignis auch endlich anschauen.

Der vielleicht erste weiße Blues-Star, der auch oft mit seinem persönlichen Vorbild MUDDY WATERS zusammenarbeitete, bringt eine Bühnenpräsenz und Ausstrahlung mit sich, die wirklich beeindruckt. Und das liegt nicht nur daran, dass JOHNNY WINTER als Albino nun mal etwas anders aussieht. Die Kameraführung erlaubt es oft, dem Mann auf die Finger zu schauen und als Gitarrist hat man so manchen Aha-Effekt. Hier zuzuschauen macht Spaß und die nächste Bandprobe wird zum Entsetzen der Kollegen zum Bluesabend. Neben ein paar WINTER-Songs gibt es reichlich Cover-Songs, die oft in überlange Sessions ausufern. Man erkennt ohne Umwege, wie versunken der Mann in seinen Sound ist, nicht selbstverliebt, sondern voller Leidenschaft zelebriert er seine Mishung aus Texas- und Mississippi-Delta-Blues. Seine angenehme Stimme sorgt immer mal für Abwechslung, ansonsten regiert die Bluesgitarre. So zünden Messin´ With The Kid von der JUNIOR WELL, beim Missisippi-Blues hört und schaut man fasziniert zu, das lange Suzie Q. verleitet dazu, endlich mal wieder die CCR-Platten auszukramen. Immer dann, wenn das Publikum droht, von der Bluesstimmung erdrückt zu werden, pöbelt der Meister auch schon mal rum und packt zum Aufmuntern einen flotteren Rock`n´Roller aus wie CHUCK BERRY´s Johnny B. Goode oder zum Abschluss den ROLLING STONES-Klassiker Jumpin´ Jack Flash. Durchgehend überwiegt aber der pure Blues, nie zu bedrückend, der kraftvolle Texas-Blues behält die Überhand. Der Mann ist, auch durch seine starke Kurzsichtigkeit, so mit sich und seiner Gitarre beschäftigt, dass er nicht mal mitbekommt, wie gern PATTI SMITH mitgejamt hätte, die damals immerhin dafür gesorgt hat, dass er diese Show spielen durfte. Hätte nur JOHNNY WINTER auf der Bühne gestanden, es wäre wohl schon sehenswert gewesen. Hat er aber nicht, seine zwei Kollegen tragen ihren Teil bei zum Gelingen der Show. Drummer Bob Torello, 70er-stilecht schick im Ringershirt und Boxershorts, zeigt sich als Energiebündel und Spaßvogel. Wo sonst ein Drumsolo eher einen bedrohlichen Charme hat, kann man sich hier absolut amüsieren. Basser Jon Paris groovt sich den Wolf, hält sich dezent im Hintergrund, blüht auf, wenn er die Harmonika erklingen lässt oder bei I´m Ready und dem Rockabilly Boogie zu Mikro und Gitarre greift, während der Boss den Bass übernimmt. Wenn sie sich dann gegenseitig befummeln, genauer gesagt spielt jeder das Instrument, das der andere umgehängt hat, sieht dies schon etwas strange aus, weiß aber zu begeistern. Aber im Mittelpunkt bleibt natürlich immer der Meister selbst, JOHNNY WINTER. Ton und Bild sind ok, Hightech-Aufnahmen erwartet hier wohl niemand.

Das Konzert ist schlichtweg sehens- und hörenswert, hauptsächlich aber für Gitarristen und echte Blues-Freaks. Ok, wer nur mal gelegentlich GARY MOORE´s Still Got The Blues auflegt, dem ist das hier vielleicht zu viel Blues auf einmal. Wer aber dem Blues nahe steht, der kommt an diesem Zeitdokument kaum vorbei.

Sound:Dolby Digital; Bild:4:3; Ländercode:0; FSK:0

Veröffentlichungstermin: 25.02.2011

Spielzeit: 122:00 Min.

Line-Up:
Johnny Winter – Guitar, Vocals, Bass
Jon Paris – Bass, Guitar, Vocals, Harmonica
Bobby Torello – Drums

Label: MIG Music

Homepage: http://www.johnnywinter.net

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/johnnywinterguitarist

Tracklist:
1.  Hideaway                                  
2.  Messin´ With The Kid                       
3.  Walking By Myself                          
4.  Mississippi Blues                         
5.  Divin´ Duck                                
6.  Johnny B. Goode                            
7.  Suzie Q                                  
8.  Drum Solo                                 
9.  I´m Ready                                 
10.  Rockabilly Boogie                          
11.  Medley                                    
12.  Jumpin´ Jack Flash        

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