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JACK SLAUGHTER: Folge 1 – Tochter des Lichts [Hörspiel]

Neues Futter für die Generation der Kassettenkinder: Gruselklamauk mit bekannten Sprechern.

Die einstigen Kassettenkinder der 1980er Jahre sind schon lange erwachsen. Was mit Hörspiellabels wie EUROPA und KARUSSELL begann und die Kindheit prägte, man denke nur an die glorreichen Hörspielserien DIE DREI FRAGEZEICHEN, FÜNF FREUNDE oder TKKG, hat seine Spuren in dieser Generation hinterlassen. Nicht erst seit dem Jahrtausendwechsel oder seit der Live-Tour der DIE DREI FRAGEZEICHEN ist ein neuer Hype um Hörspiele entstanden, bei denen sich die jungen Mittzwanziger bis Mittdreißiger wieder den Helden ihrer Kindheit hingeben und die alten Abenteuer wieder beim Autofahren oder Bügeln hören und dazu auch gerne immer wieder beruhigt einschlafen.

Seit dieser Renaissance sprießen neue Hörspielserien wie Pilze aus dem Boden, oftmals auch für Erwachsene. Die erfolgreichste Serie ist sicherlich GABRIEL BURNS, nicht ganz zu unrecht. Dazu gesellen sich die tollen Hörspiele vom Hamburger Label MERLAUSCH, vor allem CAINE, für die jungen Hörer gibt es POINT WHITMARK, wer nicht genug Grusel haben kann, der hört sich OFFENBAHRUNG 23 an. Schier unmöglich hier noch allen Serien zu folgen, auch wenn der Veröffentlichungsrhythmus nicht mit TV-Serien zu vergleichen ist, weshalb das Erscheinen von ein bis zwei Folgen alle paar Monate noch nicht in Stress ausartet.

So richtig zum Lachen gibt es bisher noch nicht viel, außer vielleicht das verrückt-geniale B.Ö.S.E., wovon es aber leider nur eine Folge gibt. Auch bei der fürchterlichen JOHN SINCLAIR-Comedy blieb das Lachen eher im Hals stecken. Mit JACK SLAUGHTER wird also eine neue Serie ins Leben gerufen, die versucht, die Elemente einer Sitcom mit angesagten übernatürlichen (Horror-)Elementen zu verbinden. Das klingt so, als könnte es unglaublich spaßig werden, die Gefahr eines völligen Rohrkrepierers ist aber deutlich größer.

Schon der Plot wirkt gefährlich: Ein verrückter Wissenschaftler, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um zu beweisen, dass es Dämonen wirklich gibt, verwandelt sich in ebensolchen und sinnt auf Rache. Dem gegenüber steht ein völlig unsympathischer Loser namens Jack Slaughter, der mit seinem Nerd-Kumpel in Videotheken abhängt und ansonsten Waffen im örtlichen Jagdshop verkauft. Jacks verstorbene Großmutter erscheint ihm im Traum und erklärt, er sei, wie jede Frau der zweiten Generation seiner Familie eine Tochter des Lichts, um das Böse zu bekämpfen.

Bei Tochter des Lichts handelt es sich um eine reine Auftaktfolge, bei der die Dinge nur langsam ins Rollen kommen und die Hauptfiguren schön ausführlich vorgestellt werden. Das ist durchaus gelungen, denn langsam aber sicher formen sich die Figuren im inneren Auge des Hörers zu Charakteren. Zwar ist das nicht wirklich anspruchsvolle Unterhaltung, weshalb auch keine tiefen Charakterzüge beleuchtet werden, aber das ist bei dieser Form des Entertainment auch nicht allzu sehr notwendig. Dringender ist hier eine gute Story und viel Humor.

Ersteres ist trotz des albernen Plots zumindest ansatzweise gegeben. Viele Details schmücken die Story liebevoll aus, von einer trinkfreudigen Studentenvereinigung bis hin zu einer bizarren Sammelleidenschaft von Porzellandelfinen scheint vieles möglich zu sein. Letzteres, der Humor, hat hier einen schweren Stand. Viele Gags zünden einfach nicht, wirken uninspiriert und aufgesetzt, besser sind die versteckten, schrägen Elemente, wie Bob bei der Studentenparty. Es dauert, bis diese Auftaktfolge an Fahrt gewinnt, mit zunehmender Dauer gibt es auch mehr zum Schmunzeln, auch wenn es sich teils um recht platte Kalauer handelt.

Auch in dieser Hinsicht war es strategisch mehr als sinnvoll, zwei Folgen auf einmal zu veröffentlichen. Zwar hat Tochter des Lichts einen klaren Handlungsstrang und endet schnörkellos, aber ein richtiges Abenteuer erlebt der Held der Serie, Jack Slaughter, noch nicht. Insofern bleibt doch ein Interesse des Hörers bestehen, egal ob er diese erste Folge nun gelungen oder eher misslungen fand. Hervorragend ist auf jeden Fall der Soundtrack, der sehr rockig, auf adäquate Art und Weise dem Hörspiel Farbe gibt.

Dem gegenüber stehen renommierte Sprecher wie Simon Jäger und David Nathan, die als Antihelden einen schweren Auftakt haben und zunächst ein wenig hölzern klingen, so als könnten sie sich nicht wirklich mit ihren Rollen identifizieren. Auch der Erzähler wirkt ein wenig zu subjektiv, was aber wohl beabsichtigt ist, um für etwas mehr Humor zu sorgen, was allerdings nur selten klappt. Ein wenig übertreibt K. Dieter Klebsch in seiner Rolle als Professor Doom, was aber in den zukünftigen Episoden bestimmt besser zur Geltung kommt. Ziemlich nervtötend ist dessen Fan, der Streber Basil Creeper, gesprochen von Rainer Fritzsche, dem man einfach immerzu eine reinhauen möchte. Das war zweifellos beabsichtigt, ist aber deutlich über das Ziel hinaus geschossen. Wirklich brillieren in Tochter des Lichts nur Lutz Mackensy als Teufel und Gisela Fritsch als Grandma Abigail.

JACK SLAUGHTERs Auftakt kommt erst spät in Fahrt, hoffentlich wird bei den kommenden Folgen dieser Umstand vermieden. Die Idee ist nicht schlecht, die Regie ist gelungen, ebenso der Soundtrack. Es gibt weder viel Action, noch Gewalt im Überfluss, leichte Unterhaltung eben. Nun müssen nur noch die Dialoge besser werden und die Sprecher motivierter sein. Ansonsten wird sich JACK SLAUGHTER nicht auf dem Hörspielmarkt für Erwachsene behaupten können. Seien wir gespannt, was noch kommen wird.

Altersempfehlung: Ab 12 Jahren

Veröffentlichungstermin: 31. Oktober 2008

Spielzeit: 66:37 Min.

Line-Up:
Till Hagen – Erzähler
K.Dieter Klebsch – Professor Doom
Arianne Borbach – Dr. Kim Novak
Rainer Fritzsche – Basil Creeper
Simon Jäger – Jack Slaughter
Regina Lemnitz – Ms. Albright
Detlef Bierstedt – General Custer
David Nathan – Tony Bishop
Lutz Mackensy – Luzifer
Andy Matern – Bob
Schaukje Könning – Sunset River
Dennis Schmidt-Fuß – Rick Silver
Fang Yu – Mr. Ming
Gisela Fritsch – Grandma Abigail

Lars Peter Lueg – Idee, Konzeption, Story, Regie, Produktion & Dramaturgie
Devon Richter & Nikola Frey – Dialogbücher
Andy Matern – Musik, Arrangements & Instrumente
Stefan Ellerhorst – Zusätzliche Gitarren
Anno Storbeck – Aufnahmeleitung
Alexander Lux, torius – Artwork, Illustration, Grafik

Label: Folgenreich / LPL Records / Universal Music Family

Homepage: http://www.jackslaughter.de

MySpace: http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts

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