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IRON MAIDEN: Flight 666 [Filmkritik Kino]

IRON MAIDEN als Kinofilm? Ja, das funktioniert…

Wenn man älter als 25 ist und noch immer Metal hört, sich die langen Haare nicht abschneidet und lieber NECROPHOBICs Hrimthursum-Artwork auf der Brust trägt als ein Shirt mit dem Aufdruck I love kisses and turtles aus dem H&M, dann wird man von Nicht-Metallern bisweilen gefragt, wann man denn endlich erwachsen werde. Und ja, man wird älter. Spätestens nach einem Besuch bei der Grossmutter im Altersheim kommt dann der Gedanke auf, wie man es selber im Altersheim haben wird. Musikantenstadl und Marschmusik hören statt Metal? Was, wenn man nicht mehr an einem Konzert Headbangen kann, weil die Arthritis schmerzt? Aber Filme kann man dann noch schauen. Ins Kino mit den Enkeln…

…und dann will man diesen Film auf jeden Fall sehen: IRON MAIDENs Flight 666. Schon bizarr, in einem Kinosaal voller IRON MAIDEN-Fans zu sitzen. Emotional auf jeden Fall. Denn da wird schon mal geklatscht, mitgewippt und Yeah geschrien, wenn Steve Harris und seine Mannen The Trooper zum besten geben (oder Buh gerufen wenn Lars Ulrich erscheint). Aber Flight 666 ist mehr als nur ein brillant gemachter, audio-visuell perfekt umgesetzter Live-Mitschnitt von IRON MAIDENs spezieller Rund-um-die-Welt-Tour anno 2008. Es ist gleichzeitig ein ungemein spannender Dokumentarfilm, gewürzt mit Anekdoten, sympathischen Backstage-Einblicken und interessanten Impressionen zum Thema Metalfans in aller Welt.

So fliegen IRON MAIDEN mit ihrem eigens bemalten Flugzeug – immer wieder einen Lacher wert, wenn der Tower den Flight 666 ankündigt – rund um die Welt. Inklusive Wackel-Eddie auf dem Dashboard, Metal-kompatiblen Air Security-Vorführungen und dem wohl unermüdlichsten Piloten, den es gibt: Bruce Dickinson. Ohne die Leistungen seiner Mitstreiter zu schmälern, ist seine Leistung in diesem Film einfach nur beeindruckend: Mit klarem Kopf und topfit fliegt er seine Truppe sicher von Ziel zu Ziel (und trägt damit eine Riesenverantwortung), gleichzeitig liefert er energiegeladene Live-Performances ab und scheint in diesem Marathon keine Müdigkeit zu kennen.

Der Film findet denn auch exakt die richtige Balance zwischen Konzertmitschnitten und dokumentarischen Passagen. Langeweile gibt es nicht und immer wieder staunt man ob der sensationellen Bildqualität. Gestochen scharfe Bilder auf der Kinoleinwand – IRON MAIDEN beweisen, dass es sehr wohl funktioniert. Klar berücksichtigen die Live-Performances die grossen Hits der Briten – Number of the Beast, The Trooper, Run to the Hills, Hallowed be thy name et cetera. Allerdings war es auch die Motivation der Monstertour, eben diese Hits den Fans vorzuspielen, die vorher noch nicht in den Genuss eines IRON MAIDEN-Gigs gekommen sind.

So finden sich als Tourpunkte neben Städten wie New York eben auch exotischere Locations. Witzig, wenn man in einem südamerikanischen Publikum plötzlich einen NIFELHEIM-Fan entdeckt. Schockierend, welche Strapazen kolumbianische Fans auf sich nehmen, um bei diesem Konzert dabei zu sein – und wenn nach dem Konzert ein gestandener IRON MAIDEN-Fan anfängt zu weinen, dann drückt das selbst beim hartgesottenen Zuschauer auf die Tränendrüse vor Rührung. Gerade die Passagen aus Mittel- und Südamerika zeigen einem, wie mächtig Metal als Musik, als Leben eben noch sein kann. Extrem spannend die Gegensätze zwischen den indischen, japanischen und australischen Fans – und alle sind sie vereint in absoluter IRON MAIDEN-Manie.

Die loyalen, begeisterten Fans sind das eine. Aber der Film zeigt auch die andere Seite: IRON MAIDEN haben Geld. Anders als bei den unzähligen dämlichen Ich bin eine Jetset-Tante mit Botox in der Fratze und Futzäschläckerli im Handtäschli-Sendungen gönnt man IRON MAIDEN jeden Cent, den sie verdienen. Voller Energie rackern sie sich live ab – und entspannen sich kultig-englisch beim Tennis-Spielen oder Golfen. Letzteres ist vor allem die Passion von Schlagzeuger Nicko, der den Film nicht nur mit leisem Humor würzt sondern auch als Beispiel für die Gefährlichkeit von Golfbällen hinhalten muss… Das Gefühl, dass hier irgendwelche Superreichen ihr Geld zum Fenster rauswerfen, erhält man nie – und das macht die Band nur noch sympathischer.

Fazit: Flight 666 ist ein klasse Film, der auf der grossen Leinwand überzeugt. Allerdings machen vereinzelte Vorführungen mehr Sinn, als ein wochenlanger Spielplan, da so eher das Gefühl aufkommt, sich mit anderen Fans bei einem Konzert zu treffen. So oder so reüssieren IRON MAIDEN mit ihrem Film – Qualität, Witz, Spannung und starke Songs. Besser gehts nicht.

Veröffentlichungstermin: 21.04.2009

Spielzeit: 113:00 Min.

Line-Up:
Bruce Dickinson: Gesang
Dave Murray: Lead- und Rhythmusgitarren
Adrian Smith: Lead- und Rhythmusgitarren
Janick Gers: Lead- und Rhythmusgitarren
Steve Harris: Bass und Keyboards
Nicko McBrain: Schlagzeug

Produziert von Sam Dunn, Scot McFadyen, IRON MAIDEN
Label: Banger Films

Homepage: http://www.ironmaiden.com

MySpace: http://www.myspace.com/ironmaiden

Tracklist:
1. Aces High
Bandra Kurla Complex/Mumbai, India
February 1, 2008

2. 2 Minutes to Midnight
Rod Laver Arena/Melbourne, Australia
February 7, 2008

3. Revelations
Acer Arena/Sydney, Australia
February 9, 2008

4. The Trooper
Makuhari Messe/Tokyo, Japan
February 16, 2008

5. Wasted Years
Arena Monterrey/Monterrey, Mexico
February 22, 2008

6. The Number of the Beast
The Forum/Los Angeles, USA
February 19, 2008

7. Can I play with Madness
Foro Sol/Mexico City, Mexico
February 24, 2008

8. Rime of the Ancient Mariner
Izod Center/New Jersey, USA
March 14, 2008

9. Powerslave
Saprissa Stadium/San Jose, Costa Rica
February 26, 2008

10. Heaven can wait
Palmeiras Stadium/Sao Paulo, Brazil
March 2, 2008

11. Run to the Hills
Simon Bolivar Park/Bogota, Colombia
February 28, 2008

12. Fear of the Dark
Ferrocarril Oeste Stadium/Buenos Aires, Argentina
March 7, 2008

13. Iron Maiden
Pista Atletica/Santiago, Chile
March 9, 2008

14. Moonchild
Coliseo de Puerto Rico/San Juan, Puerto Rico
March 12, 2008

15. The Clairvoyant
Pedreira Paulo Leminski/Curitiba, Brazil
March 4, 2008

16. Hallowed be thy Name
Air Canada Centre/Toronto, Canada
March 16, 2008

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