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CRADLE OF FILTH: Das Kompendium der dunklen Künste (Buch)

Endlich, das Fanbuch für alle Dani Filth-Schwärmer und CRADLE OF FILTH-Dauerbeweihräucherer…

Dani Filth betätigt sich neben seinem CRADLE OF FILTH-Sängerdasein auch als Co-Autor. Zusammen mit Satanisten-Journi Gavin Baddely hat er das Kompendium der dunklen Künste (englischer Titel: Gospel Of Filth) herausgebracht, der auf dem Promofötzel vollmundig als Der definitive Wegweiser in das Reich der Finsternis! angepriesen wird. Das Buch sei kein Buch ausschliesslich über Black Metal, die Musik dient nur als Eingangstor zu einem Defilee der Abscheulichkeiten, verkündet das Propagandapapier. Und bei mir melden meine schwarzmetallisch verwöhnten Fussnägel, dass sie sich gerne hochrollen möchten. Dennoch – die Lektüre muss sein. Schliesslich braucht mein Medikamentenkompendium endlich einen Kumpanen, der ihm gleichgestellt werden kann.

Leider erweisen sich meine zwei Bände zu schweizerischen Chemiewaffen gegen Krankheiten als wesentlich informativer als dieses 592 Seiten-Werk. Zugegeben, in Sachen Gestaltung kann Das Kompendium der dunklen Künste punkten. Schmuckes dunkles Hardcover, genug schwer, um nervende Liebhaber zu erschlagen und inklusive rotem Lesezeichenbändchen, um ebendiesen noch zu erwürgen, falls der Schlag nicht ausgereicht hat. Eindeutig Punkte für die Aussengestaltung. 

Doch im Inneren lauert der visuelle Tod, der die 592seitige Klischeeanhäufung Bravo-würdig komplettiert. Schon die Kapitelüberschriften – allesamt CRADLE OF FILTH-Werken entsprechend – lassen einen wissen: Der Fankult um Justin Bieber oder Bill von KYOTO MOTEL wird vom Duett zur Trifecta, weil jetzt auch Dani Filth mitspielt. Die ersten 200 Seiten oder so wird klar, dass CRADLE OF FILTH die Black Metal-Band per excellence sind. Für Begriffsstutzige gibts extra schwarze Kästchen mit CRADLE OF FILTH-Wappen, die mit Danis Weisheiten strotzen. Nur, damit man nicht vergisst, dass in diesem Buch CRADLE OF FILTH die Hauptattraktion sind. Nämlich. 

Und das wird dem Leser stilistisch hochstehend immer wieder wie das Koks in die Nase gerieben. Dani schwadroniert davon, wie CRADLE OF FILTH ein Peter Pan Syndrom hätten (S. 59), wie krass sie backstage seien (offenbar kriegte sogar Uncle Fester-Drummer hie und da Sex – dieser Albtraum wird mich heute Nacht verfolgen), wie Dekadenz für ihn bedeute mir im Tourbus den Arsch mit einer Reihe von Büstenhaltern abwischen zu können (S. 89) und dass er seinen Hasen Cronos nannte (S. 422). Klischee türmt sich auf Klischee, bis auch den mutigsten Alpinisten das Geschmacksvertigo überkommt. Und wer nicht lesen kann, darf für einmal beneidet werden, denn ihm entgehen auch die Bildunterschriften, die aus einem Tussenmodenmagazin stammen könnten Dani mit einigen seiner liebsten Accessoires, Dani mag Dornen oder Dani mit Raubtierkrallen (bei denen es sich wohlgemerkt um puffmutterwürdige künstliche, rote Nägel handelt). 

Während die Garnierung dieses CRADLE OF FILTH-Fantums mit alten Horrorfilmplakaten und Stichen noch einigermassen hübsch erscheint, stört die Marginalisierung wesentlich bedeutender Black Metal-Bands. Aber es ist ja schliesslich auch ein CRADLE OF FILTH-Buch. Und genau das bleibt es 592 Seiten lang. Ein Buch für alle, die schon immer Familienfotos von Dani Filth mit seiner Frau Toni und der Tochter Luna sehen wollten. Die schon immer den ersten Entwurf des CRADLE OF FILTH-Logos bestaunen wollten. Die schon immer ein grosses, dickes, schönes Buch besitzen wollten, dessen Hauptaussage sie garantiert raffen: Dani Filth ist das krasseste okkulte Idol des Universums, und CRADLE OF FILTH die böseste Black Metal-Band, die es jemals gegeben hat. Und wer keine roten Kunstfingernägel hat, der ist eben untrve.

 

Veröffentlichungstermin: 28.02.2011

Line-Up:

Dani Filth und Gavin Baddely – Autoren

Label: I.P. Verlag

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