ANLEITUNG ZUR SEXUELLEN UNZUFRIEDENHEIT [Filmkritik]

…war das nun Kabarett, ein Seminar oder die Vorstufe zu einer Therapie? Es war ein Spaß, soviel steht fest. Und ein lehrreicher obendrein.

Fürwahr: Eine klevere Vermarktungsstrategie, die Bernhard Ludwig verfolgt. Erst verpackt der Wiener Psychologe seine Sexualberatung in Form eines schicken Kabarettprogramms, mit dem er erfolgreich durch den deutschsprachigen Raum tourt. Nun kommt sein über Jahre hinweg ausgefeilter Vortrag auch auf die Leinwand – angekündigt als „ein etwas anderes Kinoerlebnis“. Eine einzige Kameraeinstellung genügt, um den sympathischen Mann mit der Halbglatze als eine Art stand-up comedian adäquat ins Bild zu rücken. Allein auf offener Bühne mit nichts als einem dicken Filzer und einer handelsüblichen Flipcard, landet das Liebesleben auf dem Prüfstand. Rhetorisch top, vertreibt Ludwig seine Botschaft (Stichwort: „sexual healing“) mit viel Charme und zielsicheren Pointen, ohne den Kern seiner Aussagen auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu verlieren. Dem vielzitierten interaktiven Teil („Dieser Film erfordert Ihre Mitarbeit, nur dann kann er seine volle Wirkung erzielen“) darf man da nicht zu viel Gewicht beimessen. Das Spiel mit den „zehn Zuschauerregeln“, der „Dialog“ mit der Leinwand und die geschlechtergetrennte Sitzordnung im Kinosaal sind nett, doch viel spanndender ist es, am Ende des 99minütigen Vortrags gemeinsam mit dem Dozenten zu rätseln: War das nun Kabarett, ein Seminar oder die Vorstufe zu einer Therapie? Es war ein Spaß, soviel steht fest. Und ein lehrreicher obendrein.

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