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23. FANTASY FILMFEST vom 26. August bis 02. September 2009 im Cinedom, Köln

23. FANTASY FILMFEST vom 26. August bis 02. September 2009 im Cinedom, Köln

Etwas später als bisher fand das 23. FANTASY FILMFEST diesmal erst Ende August in Köln statt. Trotz der Tatsache, dass ich diesmal keinen Urlaub bekommen konnte und an den meisten Tagen auch nicht früher Feierabend machen konnte, habe ich dieses Jahr – mit freundlicher Unterstützung der Veranstalter – mehr Filme als je zuvor gesehen. Und da ich außerdem nicht alleine war, präsentieren wir euch hier den bisher umfangreichsten FANTASY FILMFEST-Bericht auf vampster.

Das Wetter präsentierte sich an den meisten Tagen von seiner besten Seite. Sonnenschein und warme Temperaturen, so dass man sich eigentlich an den See statt ins Kino hätte setzen müssen. Aber wenn das FANTASY FILMFEST ruft, spielt das Wetter keine Rolle, oder um mal ein bestimmtes Festivalmotto abzuwandeln: See you in Cologne – Rain or shine! Und zwischen den Filmen konnte man sich schließlich auf dem großen Vorplatz gemütlich in die Sonne setzen.

Sogar dem Kölner Stadtanzeiger war das FFF am Mittwoch einen kurzen Artikel wert. Laut den Veranstaltern war das diesjährige FFF das erfolgreichste aller Zeiten in Köln, was sich in vielen ausverkauften und auch ansonsten vollen Kinosäälen niederschlug. Andererseits hatte man einen großen Einbruch bei den Sponsoren-Geldern zu verkraften, welcher aber wohl zumindest teilweise durch die erhöhten Zuschauerzahlen wieder aufgefangen werden konnte.

Mittwoch, 26.08.2009:

Carriers (USA / 2009 / 84min)

FFF09

Für die Opening Night hatte man sich für das Thema Pandemie entschieden, wie passend zur Zeit der allgemeinen Schweinegrippen-Panik. Carriers hatte wie schon letztes Jahr Eden Lake seine Weltpremiere auf dem FANTASY FILMFEST, was die Anwesenheit von zwei Security-Kerlen nach sich zog, die dafür sorgen sollten, dass keiner Raubkopien des Films anfertigt. Opening Night und Welt-Premiere, da ist natürlich die Hütte voll. Im Regiedebüt der Brüder Alex und David Pastor hat eine Seuche die Erde heimgesucht und den Großteil der Menschen bereits dahingerafft. Der Film beginnt mit einem Familienvideo von einem Urlaub am Strand, dann ein Zeitsprung, Rockmusik, und ein Auto mit Surfbrettern auf dem Dach fährt eine einsame Straße entlang. In diesem Auto sitzen die beiden Brüder Danny und Brian sowie Brians Freundin Bobby und Kate, eine weitere Freundin der drei. Sie sind auf dem Weg zu eben diesem Strand, an dem Danny und Brian mit ihrer Familie den Urlaub verbrachten. Dort wollen Sie dem Chaos und dem Tod durch die Seuche entfliehen. Auf ihrer Fahrt begegnen Sie sowohl Infizierten als auch Nicht-Infizierten, sei es dem Vater, der sich um seine infizierte Tochter kümmert, dem Arzt, der eine ganze Gruppe infizierter Kinder von ihrem Leid erlösen will, oder den bewaffneten Truppen, die sich in einem Golfclub verschanzt haben. Bei letzteren erinnert der Film vom Ansatz an menschlichem Verhalten in Extremsituationen ein wenig an Danny Boyles 28 Days Later dessen Eindringlichkeit Carriers aber zu keiner Sekunde erreicht. Eine bemerkenswerte Szene ist die, in der die Gruppe an einem an einen Strommast gebundenen Lynchopfer vorbeifährt, das ein Schild mit der Aufschrift Chinks brought it um den Hals gehängt bekommen hat. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass eine bestimmte Volksgruppe oder Ethnie die Schuld an einer Seuche oder sonstigen Katastrophen zugesprochen bekommt. Carriers ist ein sehr ruhiger Film, was ja prinzipiell nichts schlechtes sein muss; aber Carriers plätschert die meiste Zeit einfach vor sich hin, ohne einen wirklich mal zu packen. Es gibt einige Szenen, in denen der Film viel Potential einfach verschenkt. Szenen in denen die Charaktere zu furchtbaren Entscheidungen gezwungen werden, in denen die Endgültigkeit und Verzweiflung eigentlich allgegenwärtig sein müssten. Doch irgendwie laufen all diese Szenen mehr oder weniger am Zuschauer vorbei, ohne wirklich eine Regung auszulösen, und das wird dem Film letztendlich zum Verhängnis. Man hätte aus diesem Roadmovie im Endzeitszenario durchaus mehr machen können. Hoffen wir, dass die Pastor-Brüder sich mit ihrem nächsten Film noch steigern. Als Opening Night war Carriers auf jeden Fall einer der schwächsten Filme in den letzten Jahren des FANTASY FILMFEST.

Cabin Fever 2: Spring Fever (USA / 2009 / 100min)

FFF09
Wer das wohl weg machen darf? – Cabin Fever 2: Spring Fever 

Der erste Tag des Fantasy Filmfests stand ganz im Zeichen der Seuchen, und so erwartete den geneigten Zuschauer nach dem Eröffnungsfilm Carriers die Fortsetzung eines Films, der sich auf dem 2004er Filmfests als echter Crowdpleaser entpuppte – Cabin Fever. Meine Vorfreude auf die Fortsetzung wurde jedoch schnell gedämpft, als ich erfuhr, dass Eli Roth weder Regie führen würde, noch am Drehbuch beteiligt war. Stattdessen wurde der junge Ti West als Regisseur ins Boot geholt, der mit The House Of The Devil dieses Jahr gleich zwei Beiträge ins Rennen schickte. Und schlecht hat er seinen Job bei diesem Film wirklich nicht gemacht. Gemäß eines zünftigen zweiten Teils galt die Devise: mehr Opfer, mehr Blut, mehr Körperflüssigkeiten. Sollte man gut gezeichnete Charaktere, eine verschachtelte Story oder gar eine Erklärung für die heimtückische Seuche suchen, ist man hier falsch aufgehoben. Wer jedoch gerne sieht, wie Fingernägel sich im Nagelbett lösen, wie ein Haufen schreiender Teenager Fontänen von Blut erbricht und wie Säfte aus allen möglichen Körperöffnungen spritzen, kommt hier voll auf seine Kosten. Leider kann sich der Film nicht ganz entscheiden, wo er hin will, und das Ende ist sowohl chaotisch, als auch unbefriedigend. Es ist ein wenig, als würde einem Auto auf der Rennstrecke kurz vor dem Ziel der Sprit ausgehen und es gerade noch schaffen, mühsam ins Ziel zu rollen. Und wenn der Abspann läuft hat, man das zwiespältige Gefühl, nicht das letzte Mal von dieser Seuche gehört zu haben. (Gastautor Oliver)

Donnerstag, 27.08.2009:

Cold Prey 2 (N / 2009 / 86min)

Bereits 2006 schickten uns die Norweger mit Cold Prey einen Slasher der Marke Standard-Kost. Und dieses Jahr legten sie mit einem zweiten Teil nach, der nahtlos an die Handlung und (leider auch) Qualität des ersten Teil anschließt. Die Protagonistin aus Teil eins, die wieder mal unglaublich stark von Ingrid Bolse Berdal gespielt wird, wacht nach den vorherigen Ereignissen in einem Krankenhaus auf. Leider findet man anhand ihrer Schilderungen nicht nur die Leichen ihrer brutal verstorbenen Freunde, sondern auch den unangenehmen Killer mit der Spitzhacke und bringt alle ins Krankenhaus. Es kommt, wie es kommen muss und natürlich schlitzt sich der brutale Killer bereits nach kurzer Zeit erneut durch die Landschaft und dezimiert die örtliche Krankenhaus- und Polizei-Belegschaft. Wer den ersten Teil mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Wie für einen zweiten Teil üblich wurde zwar der Bodycount ein wenig angehoben, doch die Atmosphäre des Vorgängers bleibt völlig erhalten und bietet damit zwar keine Überraschungen, aber solide Unterhaltung. (Gastautor Oliver)

Infestation (USA / 2009 / 93min)

FFF09
Wenn man jetzt Insektenspray zur Hand hätte – Infestation 

Meiner Erfahrung nach stehen die Chancen, dass man bei Tierfilmen der besonderen Art eine absolute Gurke vorgesetzt bekommt, ungleich größer, als dass man positiv überrascht wird. Doch diesmal war mir das Glück hold. Infestation ist eine Horrorkomödie, die dem Publikum zu gefallen weiß. Die Geschichte um den nicht gerade Genre-typischen Helden Cooper, der eines schönen Tages Opfer einer aus dem nichts auftauchenden Insektenschar wird, ist derart Augenzwinkernd erzählt, dass es einfach Spaß macht. Wenn er sich mit einer Gruppe für Filme dieser Art typischer Charaktere auf den Weg zum Atomschutzbunker seines Vaters macht und dabei mit riesigen Insekten, militanten Armeefreaks und hysterischen Blondinen zu tun bekommt, ist das zwar nicht unbedingt neu, aber einfach unterhaltsam. Ein ganz besonderes Highlight stellt Ray Wise (bestens bekannt aus Twin Peaks und Reaper) dar, der als Coopers Vater den Film bereichert wie kein Zweiter. Wer mit Creature Features nicht generell auf Kriegsfuß steht und etwas Lockeres für einen DVD oder Kinoabend mit Freunden sucht ist, hier bestens aufgehoben. (Gastautor Oliver)

A Film With Me In It ( IRL / 2008 / 89min)

Ok, ich gebe es zu. Als Fan von Dylan Moran bin ich vielleicht nicht der geeignetste Kandidat, um fair über diese tiefschwarze Komöde von der grünen Insel zu urteilen. Seit ich zum ersten Mal die grandiose Comedy Serie Black Books gesehen habe, bin ich dem Humor des Iren erlegen, und die Nachricht, dass ein Film mit ihm auf dem FFF laufen würde, erfüllte mich mit unglaublicher Vorfreude. Also nichts wie hin und hoffen, dass meine Erwartungen erfüllt werden. Ob es an den Schauspielern oder der Empfehlung der Veranstalter für diesen Film lag, weiß ich nicht, aber das Kino war gerammelt voll, als wir die Welt des arbeitslosen Schauspielers Mark und des alkoholabhängigen Autoren Pierce betraten. Als hätten die beiden nicht schon genug mit ihren persönlichen Problemen, einem behinderten Bruder, einem nervigen Vermieter und einer leeren Brieftasche zu kämpfen, haben sie plötzlich auch noch einen immer höher werdenden Berg von Unfallopfern am Hals. Da ist guter Rat schon mal teuer und die Dialoge, die sich die beiden liefern, gehören zum Besten, was man in Filmen dieser Art je gehört hat. Der Film nimmt einen mit auf eine bizarr-komische Reise, die sich niemand entgehen lassen sollte. Besonders wenn man Fan von Dylan Moran ist. 😉 (Gastautor Oliver)

The Children (GB / 2008 / 84min)

FFF09
Böse Kinder standen auf dem diesjährigen FFF im Rampenlicht – The Children 

Ein nicht ganz so fröhliches Weihnachtsfest präsentiert Regisseur Tom Shankland, der bereits 2007 mit WAZ auf dem FFF vertreten war. Zwei Pärchen und ihre Kinder verbringen gemeinsam die Festtage. Die Erwachsenen unterhalten sich, die Kinder spielen und die älteste Tochter Casey im Teenager-Alter wünscht sich nichts sehnlicher als Handyempfang. Doch der Frieden hält nur so lange an, bis sich die Kinder anfangen seltsam zu verhalten und ihre Erzeuger zu dezimieren. Und damit liefern sie einen soliden Terror-Schocker ab, der mit Sicherheit, wenn er nicht an einigen Kinderkrankheiten (was ´n Brüller!) leiden würde, ein wahres Meisterstück hätte werden können. Die Qualität der erwachsenen Schauspieler ist recht durchwachsen. Als besonders gut muss man jedoch die Performance der kleinen Kinder und Casey (brillant gespielt von Hannah Tointon) hervorheben. Die durchaus düstere und bedrohliche Atmosphäre wird dem Zuschauer gut vermittelt, schafft es aber nicht, einen völlig in den Bann des Films zu ziehen. Wer einen wirklich soliden, wenn auch nicht überragenden Film mit Killer-Kindern und so wenig Story wie möglich sehen möchte, sollte sich schleunigst The Children besorgen. (Gastautor Oliver)

Ip Man (HK / 2008 / 100min)

Denen, die sich im Bereich der Martial Arts auskennen, muss man wohl nicht erklären, um wen sich dieser Film dreht. Allen anderen sei gesagt, dass uns Regisseur Wilson Yip (Dragon Tiger Gate, S.P.L.) uns in seinem neuesten Film einen Einblick in das Leben des Wing Chun Großmeisters Ip Man gibt, dessen wohl berühmtester Schüler Bruce Lee war. Und dazu holt er sich nicht nur den immer wieder überzeugend spielenden Donne Yen als Hauptdarsteller mit ins Boot, sondern konnte sich mit Sammo Hung eine Legende als Choreograph für die Kampfszenen sichern. Und obwohl der Film als Bio-Pic nur bedingt funktioniert, da viele Ereignisse wohl eher auf übertriebenen Erzählungen als auf beweisbaren Tatsachen beruhen, geht die Rechnung auf. Kommt der erste Teil des Films noch wie ein klassischer Kung Fu-Streifen aus dem Hause Shaw Brothers daher, ändert sich die Stimmung mit der Besatzung Chinas durch die Japaner. Ip Man, in Friedenszeiten allseits geachteter Lehrmeister, muss nun mit harter, dreckiger Arbeit seine Familie durch die schwere Zeit bringen. Doch es vergeht nicht viel Zeit, bis der eindeutig friedliebende Mann durch die Umstände dazu gezwungen ist, die Fäuste sprechen zu lassen. Und das macht er richtig gut. Kein übertriebenes Wire-Fu-Spektakel, keine Kämpfer die sich zehn Meter über den Baumkronen bekämpfen, sondern harte, schnelle Kämpfe in einer Qualität, wie man sie leider viel zu selten zu sehen bekommt. Wer sich für das Genre interessiert, macht bei diesem Film garantiert nichts falsch. Und wem es beim Abspann nach mehr dürstet, sei gesagt, dass die Fortsetzung bereits für nächstes Jahr in den Startlöchern steht.  (Gastautor Oliver)

Freitag, 28.08.2009:

Pontypool (CDN / 2008 / 95min)

FFF09

Dieses hervorragende Kammerspiel gehört auf jeden Fall zu den Überraschungen des diesjährigen FFF und es ist kein Wunder, dass bereits für 2010 eine weitere Verarbeitung des Pontypool-Stoffes geplant ist. Bruce McDonald (The Tracey Fragments) erschafft hier mit relativ wenigen Mitteln und einem erstklassigen Hauptdarsteller (Stephen McHattie) einen der atmosphärischsten Filme der letzten Jahre. Dazu kommt eine Story, die vielleicht nicht jeden überzeugt, sich aber deutlich von der Masse abhebt. Und genau deshalb halte ich mich auch mit der Beschreibung der Handlung zurück. Ich denke der beste Weg sich diesen Film anzusehen ist (zumindest habe ich es so gemacht), möglichst wenig über ihn im Vorfeld zu wissen. Schaut euch keine Trailer an, lest keine Inhaltsangaben, sondern lasst euch einfach mal drauf ein. Pontypool ist mit Sicherheit kein perfekter Film, aber definitiv ein Film den man gesehen haben sollte. Denn Pontypool changes everything….  (Gastautor Oliver)

Lake Mungo (AUS / 2008 / 87min)

Als erster Film von insgesamt vier, die ich mir an diesem Freitag angesehen habe, steht mit Lake Mungo mal wieder ein Vertreter des Pseudo-Doku-Stils an. Die 16-jährige Alice verschwindet bei einem Ausflug zum See mit ihren Eltern. Der Zuschauer erfährt die Handlung durch Nachrichtensendungen, Interviews mit den Familienmitgliedern und private Videoaufnahmen. Wenige Tage nach dem Verschwinden wird die Leiche des Mädchens gefunden, doch im Haus der Familie ereignen sich merkwürdige Dinge. Die Frau wird von Albträumen geplagt und plötzlich erscheint Alice auf Photos, die nach ihrem Tod aufgenommen wurden. Klingt bisher nach nichts Neuem? Richtig, nur dass man sich diesmal noch durch nahezu unkenntliche Handyvideos und Camcorder-Aufnahmen wühlen muss, um langsam hinter die Wahrheit hinter den merkwürdigen Ereignissen und Alices Leben zu kommen. Trotz einer ganz netten Wendung mittendrin bleibt der Film letztendlich relativ überraschungsarm und Spannung oder Grusel kommen auch nicht wirklich auf, so dass Lake Mungo letztendlich als äußerst mäßiges Regiedebüt von Joel Anderson in Erinnerung bleibt.

Deliver Us From Evil (DK/S / 2009 / 93min)

FFF9
Auch vor Johannes´ Frau Pernille und den Kindern macht der Pöbel nicht halt – Deliver Us From Evil

Dass man auch im Norden Europas große Filme macht, sollte hinlänglich bekannt sein. Und mit der dänisch/schwedischen Co-Produktion beweist Regisseur und Drehbuchschreiber Ole Bornedal dies ein weiteres Mal eindrucksvoll. Mit Deliver Us From Evil inszeniert er einen dramatischen Thriller, der doch sehr ruhig beginnt. Johannes ist mit seiner Frau und den Kindern gerade erst zurück in sein Heimatdorf gezogen. Sein Bruder Lars ist dort hängengeblieben und bekommt sein Leben nicht so recht in den Griff. Als er gerade denkt, dass jetzt alles gut wird, überfährt er mit seinem LKW Anna, die Frau von Ingvar, dem Ex-Soldaten und Arbeitgeber von Lars. Da es keinen Zeugen gibt, schiebt Lars die Schuld auf Alai, den Asylanten vom Balkan. Als sich der wütende Glatzenmob Alain vorknöpfen will, gewährt Johannes im Unterschlupf in seinem Haus. Doch der Pöbel rückt mit Fackeln, Bier, Gewehren und Benzin an. Drinnen Johannes, seine Familie und der verwundete Alain, draußen der völlig außer Kontrolle geratene Mob, angestachelt von Ingvar, der Vergeltung für den Tod seiner Frau will und nun gegen die ausländische Bedrohung in Form von Alain hetzt. Doch ganz so einfach macht es Johannes den Eindringlingen nicht. Als endlich die Polizei anrückt, eskaliert die Situation endgültig und am Ende der Nacht ist das Anwesen in Blut getaucht, ein jeder hat seine Unschuld verloren. Niemand, nein, wirklich niemand übersteht diesen Tag, ohne Schuld auf sich geladen zu haben. Die Trostlosigkeit von Deliver Us From Evil wird durch die blasse Farbgebung noch unterstrichen, steigert die Tristesse, die Hoffnungslosigkeit derer, für die es kein Happy End zu geben scheint und für die es doch irgendwie weiter gehen muss. Ole Bornedal ist ein Großer seines Faches, das zeigt er mit diesem Film mit Vehemenz. Ein großartiger Film.

District 9 (USA/NZ / 2009 / 112min)

District 9 wird sicherlich eine der Überraschungen des Kino-Jahres werden. In den USA hat die mit 30 Millionen Euro verhältnismäßig günstige Produktion bereits einen Rekordstart hingelegt und sogar G.I. Joe vom ersten Platz verdrängt. Im Oktober soll der Film auch in deutschen Kinos starten. Und ihr könnt euch schon auf DAS Science Fiction-Highlight des Jahres freuen! Dementsprechend war das Kino rappelvoll und ausverkauft bis auf den letzten Platz. Und die Anwesenden bekamen einen furiosen Science Fiction-Kracher zu sehen. Vor 28 Jahren ist ein Raumschiff über Johannesburg aufgetaucht. Die Außerirdischen wurden, da ihr Mutterschiff nicht mehr funktionstüchtig war, in einem Flüchtlingslager vor Johannesburg interniert und leben dort unter katastrophalen Zuständen, vergleichbar mit den Townships zu Zeiten der Apartheid. Und genau hier setzt District 9 an. Die Bevölkerung von Johannesburg ist den Außerirdischen gegenüber misstrauisch und steht Ihnen zum großen Teil ablehnend gegenüber. Schließlich sind diese Wesen anders und sollen doch am besten wieder in Ihre Heimat zurück kehren. Es zeugt natürlich von einer großen Portion Zynismus solch ein Szenario ausgerechnet in Südafrika anzusiedeln.  

FFF09
Wird vom treuen MNU-Mitarbeiter zum Gejagten – Wikus van de Merwe in Distric 9 

Das Lager wird von der Firma MNU überwacht. Diese würde gerne von der Alien-Technologie profitieren, was sich aber als nicht so einfach erweist. Der MNU-Mitarbeiter Wikus van de Merwe leitet die Vorbereitungen für die Umsiedlung der Aliens in ein weiter von Johannesburg entferntes Lager. Dafür müssen erst mal alle Bewohner informiert werden, was sich als nicht so einfach erweist. Wo es keine sprachlichen Barrieren gibt, stoßen die MNU-Mitarbeiter auf das Misstrauen der Aliens ihnen gegenüber, das teilweise in Aggression umschlägt, da MNU auch nicht gerade zimperlich mit den Aliens umgeht. Richtig haarig wird es für Wikus, als er in Kontakt mit einer Alien-Flüssigkeit kommt, die seine DNA verändert, so dass er für die eigene Firma zum interessanten Versuchskaninchen wird. Doch ihm gelingt die Flucht und er verkriecht sich vor seinen Häschern dort, wo man ihn wohl am wenigsten erwarten würde: im District 9. Dort trifft er wiederum auf einen Außerirdischen, der ihm helfen könnte, wenn er ihm im Gegenzug dabei hilft, das Mutterschiff wieder startklar zu machen. Distric 9 hat alles, was man sich von einem etwas anderen Science Fiction-Film wünschen kann. Es geht los im Doku-Style, allerdings größtenteils ohne die allseits beliebte Wackelkamera, und mutiert später zu einem furiosen Action-Spektakel mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik. Weder der Gore-Faktor, noch der Humor werden außer acht gelassen, Distric 9 bietet wirklich beste Unterhaltung und ist trotzdem mehr als einfach nur Popcorn-Kino. Aus dem für heutige Verhältnisse relativ geringen Budget von 30 Millionen Euro haben Regisseur Neill Blomkamp und Produzent Peter Jackson (!) jedenfalls das Maximum heraus geholt.  

Den Fresh Blood-Award, bei dem seit einigen Jahren das Publikum das beste Regiedebüt des Festivals wählen darf, gewann District 9 in Köln, wie auch in allen anderen Städten mit großem Abstand. Und das völlig zu Recht, denn District 9 ist einer der intelligentesten und unterhaltsamsten Science Fiction-Filme, die ich je gesehen habe. Ganz großes Kino! Bei erscheinen dieses Artikels sollte der Film auch in den deutschen Kinos angelaufen sein. Lasst euch District 9 auf keinen Fall entgehen!

Black Dynamite (USA / 2009 / 83min)

FFF09

Nach dem Highlight des Tages kann ja eigentlich jeder folgende Film nur noch enttäuschen oder? Von wegen! Mit Black Dynamite folgte gleich eines der weiteren, absoluten Highlights des diesjährigen FANTASY FIMFEST. Der Film ist eine großartige Hommage an das 70er-Jahre Blaxploitation-Kino, also an Shaft und Co. Dementsprechend spielt der Film auch in den Siebzigern, Klamotten, Frisuren und alles weitere inklusive, quasi Die Nackte Kanone für die Blaxploitation-Era, nur viel, viel besser! Black Dynamite, der Ex-CIA, Ex-Vietnam-Veteran, Kung Fu-Meister und Mega-Stecher ermittelt, wer seinen Bruder auf dem Gewissen hat, und bahnt sich seinen Weg von einer Schlägerei zur nächsten. Dazwischen gibt es haufenweise coole Sprüche. Schon bald kommt heraus, dass sein Bruder für die C.I.A. tätig war und einer neuen Droge, die die Straßen überschwemmt, auf der Spur war. Als Black Dynamite sieht, dass selbst die kleinen Kinder aus dem Waisenhaus schon abhängig sind, ist ihm endgültig klar, dass er diesen Wahnsinn stoppen muss. Er befragt seine Quellen und verprügelt alle, die ihm nicht sagen, was er wissen will, und kommt so Schritt für Schritt einer gewaltigen Verschwörung gegen alle Schwarzen auf die Spur, die ihre Wurzeln ganz weit oben hat. Black Dynamite ist purer Trash. Trash der obersten Spitzenklasse! Muss man gesehen haben! Und merke: Donuts don´t wear Alligator-Shoes!

Samstag, 29.08.2009:

Shinjuku Incident (HK / 2009 / 120min)

Jackie Chan in einem ernsten, harten Film unter der Regie von Tung-Shing Yee (One Nite in Mongkok, Protege)?? Das konnte ich mir nicht entgehen lassen!! Und ich kann nur sagen, es hat sich gelohnt. In knapp zwei Stunden erleben wir mit, wie Steelhead (Jackie Chan), ein chinesischer Emigrant in Japan, zuerst die Frau, die er liebt, und anschließend Geld und Macht sucht. Nach dem er erst versucht, sich mit dreckigen Jobs, wie das Reinigen von Kanälen, über Wasser zu halten, beginnt er bald, zusammen mit anderen chinesischen Auswanderern im Vergnügungsviertel Shinjuku den Abstieg in die Kriminalität. Doch inmitten rivalisierender Gangs und der Yakuza lebt es sich gefährlich und der erarbeitete Stand kann einem schnell wieder genommen werden. Der Film ist zwar nicht übertrieben explizit, versprüht allerdings eine raue Härte die uns mit dem Protagonisten mitfiebern, sogar mitleiden lässt. Ein wenig Scarface und Der Pate mit einem Schuss Film Noir präsentiert a la Hongkong. Wer sich das beliebte Kletteräffchen Jackie mal fernab seiner üblichen Rollen in einem überdurchschnittlichen Crime/Drama-Thriller ansehen möchte, macht hier auf jeden Fall keinen Fehler. (Gastautor Oliver)

Doghouse (GB / 2009 / 89min)

FFF09
Golfer hatten ja schon immer ein Händchen für stylische Klamotten – Doghouse 

Was habe ich mich auf diesen Film gefreut. Gerade noch mit Hilfe eines Taxi und eines netten Mit-Zuschauers, der mir half nicht 30 Minuten an der Kasse stehen zu müssen, schaffte ich es gerade rechtzeitig in den Kinosessel, um den Anfang des Films nicht zu verpassen. Doch nur knapp 90 Minuten später fragte ich mich, ob sich meine Mühen wirklich gelohnt hatten. Der Trailer ließ mich auf eine absolute Splatter-Spaßgranate hoffen: Ein Haufen britischer Jungs, allen voran Danny Dyer (Human Traffic, Severance), Stephen Graham (Snatch) und Noel Clarke (Adulthood, Doctor Who) fahren für einen Männerausflug aufs Land und bekommen es mit einer Horde Männer fressender Frauen zu tun, die mit Schwertern, Äxten, Scheren und Hackebeilen bewaffnet wirklich nur das eine wollen: Frischfleisch!! Das alles kräftig umgerührt und mit einem Haufen sexistischer Sprüche und Literweise Blut gewürzt – fertig. Doch leider bleibt das Ergebnis über weite Strecken ziemlich fade. Einige großartige Szenen und Ideen können den Film nicht über die Mittelmäßigkeit heben und gerade das Ende ist alles andere als befriedigend. Da hätte Regisseur Jake West (Evil Aliens) einfach viel mehr daraus machen können oder besser gesagt müssen. Vielleicht waren es aber auch meine zu hohen Erwartungen, die mir den Film verdorben haben, und ich gebe ihm mit ein paar Kumpels und einer Flasche Whiskey bei einem DVD-Abend noch einmal eine Chance. (Gastautor Oliver)

Giallo (USA/I / 2009 / 92min)

Zwei grundsätzliche Dinge lernt man auf jeden Fall wenn man sich Dario Argentos Giallo ansieht: Erstens ist nicht überall, wo Giallo drauf steht auch Giallo drin, und zweitens sollte der gute alte Dario sich vielleicht doch langsam in Rente begeben. In diesem Film passt nichts, aber auch wirklich gar nichts. Miserabel spielende Schauspieler (allen voran Adrien Brody, der gleich doppelt enttäuscht), furchtbare Dialoge und für einen Argento absolut unwürdige Musik und Morde bescherten mir einen der schlechtesten Filme der letzten Jahre. Keine Spur von der Symphonie aus Eleganz und Brutalität vergangener Tage. Dabei hatte Argento doch noch 2001 mit Sleepless gezeigt, dass er immer noch ein Meister seines Fachs ist. Doch vom Glanz alter Tage hat er sich mit Giallo meilenweit entfernt und wenn der Film nach gut anderthalb Stunden vorbei ist, kann man nicht verhindern, sich still die Frage zu stellen, was man in dieser verschwendeten Zeit wohl alles hätte machen können. (Gastautor Oliver)

The Sniper (HK / 2009 / 90min)

FFF09
Viel Pathos und Action von der Stange – The Sniper 

Nach vier Filmen hintereinander am Freitag schaffte ich am Samstag leider nur The Sniper. Leider, weil erstens einige Filme liefen, die ich wirklich gerne gesehen hätte, und zweitens The Sniper nicht gerade eine Offenbarung war. Inhaltlich dreht es sich um ein Duell zwischen zwei Scharfschützen. Lincoln war der beste, musste aber nach einem verpatzten Schuss, der das Leben einer Geisel kostete, in den Knast und OJ ist gerade neu bei den Scharfschützen und auf dem besten Weg, der beste zu werden. Als Lincoln aus dem Gefängnis kommt und sich auf die Seite des Verbrechers schlägt, den er damals eigentlich töten sollte, kommt es letztendlich zum unvermeidbaren Duell der beiden, doch vorher gibt es noch jede Menge durchgestyltes Geballer und jede Menge Pathos. Wieder mal ein Film, in dem der Scharfschütze zum ultimativen Vollstrecker hoch stilisiert wird. Davon abgesehen bietet The Sniper Asia Action-Stangenware, die sicherlich zu unterhalten weiß, der es aber letztendlich am Besonderen mangelt, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben.

Sonntag, 30.08.2009:

Push (CDN/GB/USA / 2009 / 101min)

Wenn es einen Film kostenlos im Kino zu sehen gibt, kann ich nicht verhindern mir ein paar Gedanken darüber zu machen, wie schlecht der Film wohl sein muss. Und leider waren meine Befürchtungen gerechtfertigt. Zugegeben, der Film hat einige nette Ideen, eine solide Besetzung (bis auf eine Ausnahme) und kann visuell streckenweise durchaus überzeugen, besonders in den Kampfszenen. Aber das reicht in diesem Fall nicht zu einem guten Film. Die Story ähnelt einer weich gespülten Version der X-Men: In der nahen Zukunft gibt es Menschen mit besonderen Fähigkeiten, manche der Telekinese fähig, andere sehen die Zukunft, usw. Diese werden natürlich von der Gesellschaft gefürchtet und/oder geächtet und von der Regierung entweder gefürchtet und/oder angeheuert. Das ist die Ausgangssituation als sich Nick (Chris Evans) und Cassie (Dakota Fanning) auf ihre Odyssee durch Hong Kong machen, um eine der Ihren zu finden, bevor es die bösen Regierungsagenten tun. Das ganze zieht sich über weite Strecken dahin und die fast zwei Stunden Laufzeit machen es dem Zuschauer schwer, sich wirklich für den Film zu begeistern. Was dem Film allerdings den Todesstoß verpasst, ist die (wie immer) nervige Dakota Fanning, deren schauspielerische Leistung (wie immer) zwischen mittelmäßig und unterirdisch anzusiedeln ist, und damit einen eigentlich nicht unbedingt schlechten Film mit sich in den Keller zieht. (Gastautor Oliver)

I Sell the Dead (USA / 2008 / 85min)

FFF09
Früher Hobbit, jetzt Grabräuber – Dominic Monaghan in I Sell The Dead 

Vielleicht hatte ich mir von diesem Film mal wieder zu viel versprochen. Aber eine Horrorkomödie um zwei Grabräuber, die bei ihrer Arbeit nicht nur mit der Polizei und der brutalen Konkurrenz, sondern auch mit Zombies zu kämpfen haben, hörte sich in meinen Ohren sehr viel versprechend an. Dazu reihten sich mit Dominic Monaghan und Ron Pearlman noch zwei bekannte und gute Schauspieler in die Besetzung ein. Außerdem hatte der Kurzfilm, auf dem dieser Film basierte, bereits einige gute Kritiken bekommen, weshalb man ja auch beschloss einen langen Film daraus zu machen. Und leider wirkt er genau so: Ein interessantes Setting und einige gute Ideen werden auf schlechte Art und Weise künstlich aufgebläht und aneinandergereiht. Es hapert an allen Ecken und Enden, und selbst Dominic Monaghan bleibt farblos und weiß nicht recht zu überzeugen. Zugegeben, gelegentlich ertappt man sich beim Schmunzeln. Doch weder als Komödie, noch als Horrorfilm, ganz zu schweigen als Kombi aus beidem ist dieser Film irgendjemandem zu empfehlen. Da kann man seine Zeit weitaus sinnvoller nutzen und sollte einen großen Bogen um I Sell the Dead machen. (Gastautor Oliver)

Wasting Away (USA / 2007 / 90min)

FFF09
Liebe unter Untoten – Wasting Away

Der Zombie-Film hat ja in den letzten Jahren ein kleines Revival erlebt. Seit 28 Days Later oder dem starken Dawn Of The Dead-Remake sind die lebenden Toten wieder ein wenig mehr in den Fokus gerückt. Und hier wird nun endlich mal ihre Geschichte erzählt, ein Zombie-Film aus der Sicht der Zombies! Cindy, Vanessa, Mike und Tim arbeiten in einem Diner. Ganz zufällig gerät eine Flüssigkeit, die von einem schief gelaufenen Experiment übrig geblieben ist und aus Versehen vom LKW gefallen und in die Gasse hinter dem Diner gerollt ist, in die Eismaschine. Die vier infizieren sich natürlich prompt und werden zu Zombies, bekommen das aber irgendwie nicht mit. Stattdessen scheinen um sie herum alle Leute plötzlich tierisch hektisch durch die Gegend zu rennen und unverständlich piepsig zu reden – als würde man einen Film im Schnellvorlauf sehen.

Dazu passend wechselt der Film immer wieder zwischen Farbe und schwarz/weiß – Wenn aus der Sicht der vier Zombies erzählt wird in Farbe, wenn aus der Sicht der restlichen Welt erzählt wird in schwarz/weiß. Als irgendwann einer der vier eine Schrotladung in die Brust bekommt und trotzdem weiter lebt und ein anderer eine Hand verliert, sie aber immer noch kontrollieren kann, könnte man ja mal misstrauisch werden, aber da steht auch schon dieser mysteriöse Ex-Soldat mit dem Motorradlenker im Brustkorb vor Ihnen und erklärt ihnen, dass sie eigentlich Super-Soldaten sind. Alles klar? Und so machen die vier erst mal weiter, versuchen Auto zu fahren, gehen zu einem dubiosen Vorstellungsgespräch oder verlieben sich ineinander. Gerade letzteres endet problematisch. Wasting Away ist einfach nur zum Brüllen komisch und ein verdammt gelungenes Regiedebüt von Mathew Kohen, der zusammen mit Sean Kohen, welcher den Film produziert hat, auch das Drehbuch geschrieben hat. Endlich mal ein Film, der die Zombies nicht nur als hirnlose Killer zeigt, sondern als das, was sie wirklich sind: Lebende, fühlende Wesen, die auch gerne Bowlen und einfach nur ihr Leben leben wollen.

Bathory (SK/CZ/GB/H/USA / 2009 / 138min)

Um kaum eine Frau ranken dermaßen viele Legengen wie um Erzsebet Bathory, auch bekannt als die Blutgräfin. Legendär geworden dadurch, dass sie angeblich junge Mädchen tötete, um in ihrem Blut zu baden. Dass dies historisch im höchsten Maße fragwürdig ist, tat der Beliebtheit der Legende keinen Abbruch, wenn man alleine bedenkt, welch großen Einfluss die Legende auf die Extrem Metal-Szene hatte. In diesem Film wird jedoch die Unschuld der Gräfin vermutet und ihr Leben gezeigt. Der Film ist in insgesamt drei Kapital aufgeteilt. Im ersten Kapitel sieht man, wie die junge Bathory mit 15 verheiratet wird. Ihr Mann ist mehr im Krieg als zu Hause, so dass Erzsébet auf Burg Èachtice größtenteils alleine regiert. Im folgenden wir das Leben der Gräfin in epischer Breite ausgewalzt. Alle Affären und Intrigen inklusive, so dass am Ende klar ist, dass Erzsébet Báthory nur das Opfer eine Intrige ihrer Feinde war, denen die Gräfin zu mächtig war, so dass man fragwürdigen Zeugen noch fragwürdigere Geständnisse entlockte und sie letztendlich bis zu Ihrem Tod in ihrem Schloss einmauern ließ. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, der Stück für Stück erzählt wird. Von der Affäre mit dem italienischen Maler, dem Tod ihres Mannes und der schicksalhaften Begegnung mit der Heilerin Darvulia. Die Ausstattung des Filme ist wirklich mehr als gelungen, sowohl die Kostüme als auch die Kulissen genügen höchsten Ansprüchen. Mit Anna Freil als Darstellerin der Gräfin sowie Karel Roden für die Rolle ihres Widersachers Thurzo hat man auch zwei ausgezeichnete Schauspieler besetzt. Letzterer war auf dem FFF außerdem noch in Largo Winch und einer kleinen Rolle in Orphan zu sehen.

FFF09
Tolle Ausstattung aber etwas zähflüssig – Bathory

Leider zieht sich der Film über die 138 Minuten teilweise doch ein wenig, da viel über das Leben der Gräfin gezeigt wird. Und dann sind da noch die Auftritte des Mönch Peter und seinem Novizen Cyril die zum Teil ins Bizarre abdriften durch die merkwürdigen Erfindungen des Mönches, der auch als Erzähler der Geschichte fungiert. Hier hat man sich wohl ein wenig von Der Name Der Rose inspirieren lassen. Bathory ist sicher ein ambitioniertes Projekt und optisch ist der Film wahrhaft beeindruckend und als Pseudo-historisches Kostüm-Epos funktioniert Bathory auch irgendwie, nur dass sich die Filmemacher scheinbar nicht so recht entscheiden konnten, ob sie jetzt einen dokumentarischen Historienfilm oder ein Hollywood-mäßiges Epos filmen wollten. Bathory liegt irgendwo dazwischen und war auf jeden Fall interessant zu sehen. Ob ich mich aber noch mal durch die fast zweieinhalb Stunden, die einem eher noch etwas länger vorkamen, durcharbeiten würde, ist aber eher fraglich.

Sneak Preview: The Descent 2 (UK / 2009 / 94min)

Mit gemischten Gefühlen nahm ich im Kino zur Sneak Preview von The Descent 2 Platz. Eine Überraschungspremiere war es wohl kaum, immerhin hatten die Veranstalter bereits vor dem Eröffnungsfilm verraten welcher Film uns erwarten würde. Vor vier Jahren schuf Neil Marshall mit The Descent einen der wohl besten Horrorfilme aller Zeiten. Hatte er sich 2002 bereits mit dem grandiosen Dog Soldiers bereits einen Namen gemacht, legte er mit seinem Höhlen-Horror noch eine Schippe drauf. Zugegeben, dass ich unter Raumangst leide, hat es mit Sicherheit leichter gemacht, mich wirklich zu schocken. Doch eine Fortsetzung? Mit einem anderen Regisseur? Was habe ich mir Sorgen gemacht! Völlig zu Unrecht, denn der zweite Teil ist fast genau so gut wie Teil eins. Der Film schließt unmittelbar an den ersten an und begleitet einen Rettungstrupp auf der Suche nach der vermissten Frauenrunde. Die an die Oberfläche zurückgekehrte Sarah (Shauna MacDonald) wird kurzerhand wieder mit in die Tiefe geschleppt, um den Helfern zu zeigen, wo sie die Vermissten finden können. Da diese die Ereignisse aus dem ersten Teil verdrängt hat, kann sie den Trupp nicht einmal vor dem Grauen warnen, das sie erwartet. Und es erwartet sie wieder mal einiges, von blutigen Konfrontationen mit den Crawlern bis zu einstürzenden Tunneln gibt es wieder Horror vom Feinsten. Das einzige, was das Vergnügen ein wenig schmälert ist zum einen das doch leicht vorhersehbare Ende und die Tatsache, dass der Zuschauer im Gegensatz zum ersten Teil bereits weiß, was in den Höhlen lauert. Wer von The Descent begeistert war, sollte sich diese Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen.  (Gastautor Oliver)

The Final Destination 3D (USA / 2009 / 82min)

3D or not 3D? Das ist hier nicht die Frage, denn als dem 3D-Kino abgeneigter Filmfan bewerte ich an dieser Stelle lieber den eigentlichen Film, als mich darüber auszulassen wie toll oder unnütz es ist, wenn einem im Kino brennende Autoteile entgegen fliegen. Da kann jeder nach seiner persönlichen Vorliebe entscheiden, ob einem solche Trickeffekte wichtiger als die Qualität des Films selber sind. Und wer Qualität sucht ist hier völlig falsch. Brachte uns Final Destination als Abschlussfilm des FFF im Jahre 2000 noch einen originellen, spannenden Horror Mystery-Film, so bringt uns die diesjährige Flucht vor dem Tod einen hingerotzten Einheitsbrei, der kaum zu unterhalten weiß. Dabei hatte Regisseur David R. Ellis 2003 fast unmögliches geschafft. Er legte mit Final Destination 2 eine grandiose Fortsetzung vor, wobei er zwar inhaltlich wenig Neues bot, dafür aber den Härtegrad heftig anzog. Härter, böser, brutaler – das war eindeutig das Motto des zweiten Teils. Und so war ich voller Hoffnung, das er den schwachen dritten Teil (der wie allgemein bekannt nur eine gute Szene hat – ich sage nur Solarium) vergessen machen würde. Pustekuchen. Da wird schnell ein neuer Mega-Unfall gefunden, einige Leute überleben weil jemand eine schreckliche Vorahnung hat, nur um dann der Reihe nach den Tod zu finden. Das ist zwar streckenweise blutig und manchmal witzig, aber fast immer lahm und vorhersehbar. Ich hoffe, dass sich meine Vorahnung nicht bestätigt und uns nicht noch mehr solcher Fortsetzungen ins Haus stehen. Bevor weitere, billige Fortsetzungen auf den Zuschauer losgelassen werden, sollte man die Final Destination-Saga besser zu Grabe tragen. (Gastautor Oliver)

The Skycrawlers (J / 2008 / 122min)

FFF09
Schöne Bilder, ansonsten eher mau – The Skycrawlers

Auch das Anime-Genre ist auf dem FANTASY FILMFEST natürlich regelmäßig vertreten. The Skycrawlers basiert auf einer graphic novel von Hiroshi Mori, Regie führte Maoru Oshii der mit Ghost In The Shell mindestens einen Klassiker der Anime-Geschichte zu verantworten hat. In der Zukunft herrscht Frieden. Lediglich die beiden Konzerne Lautern und Rostock führen noch Krieg gegeneinander und nutzen dazu die sogenannten Kildren, junge Menschen, die nicht erwachsen werden, als Kampfpiloten in einem Krieg, der lediglich dazu dient, den Menschen den Wert des Friedens in Erinnerung zu halten. Auf Seiten Lauterns kämpft außerdem ein Pilot, der nur als Teacher bekannt ist, der einzige erwachsene Mann unter den Piloten und scheinbar unbezwingbar. Mitten in diesen Wirren findet sich Yuichi wieder, der frisch in der Lautern-Basis eintrifft und dort das Flugzeug des kürzlich verstorbenen Piloten Jin-Roh übernimmt. Optisch ist The Skycrawlers gelungen, gerade die schmutzig wirkenden Bilder der Luftschlachten, während die Einfachheit und Kargheit der Animationen auf dem Boden die Tristesse im Leben der Piloten sehr gut einfängt. Doch leider packt dieser Film zu wenig Story in zu viel Spielzeit. Die rudimentäre Story über den Wert des Friedens, als auch den inneren Frieden des Individuums gibt letztendlich zu wenig her für zwei Stunden, so dass zuweilen doch Langeweile aufkommt. Und was einem der Film wirklich sagen will, dass bekommt man auch erst so richtig mit, als einem die Kommandantin der Rostock-Basis es nach der einen oder anderen Flasche Wein quasi ins Gesicht sagt. The Skycrawlers kann in den Szenen in der Luft mit wirklich coolen Bildern aufwarten, überzeugt ansonsten aber eher nicht.

Montag, 31.08.2009:

The Tournament (GB / 2009 / 95min)

FFF09
Ein stylisches, blutiges Action-Feuerwerk – The Tournament 

Eigentlich wollte ich mir heute als erstes New Town Killers ansehen, doch als ich sah, dass The Tournament, der eigentlich am Samstag lief und ausverkauft war zur gleichen Zeit wiederholt wurde, habe ich mich kurzerhand umentschieden. Und ich glaube, dass dies eine verdammt gute Idee war. Denn The Tournament war ein erstklassiges, verdammt blutiges Action-Spektakel. Die rudimentäre Rahmenhandlung liest sich wie folgt: Alle siebe Jahre treffen sich die 30 besten Auftragskiller zum Tournament und kämpfen um den Titel des Weltbesten und ein Preisgeld von 10 Millionen Dollar. Das Turnier findet jedes Jahr in einer anderen Stadt statt. Alle Killer erhalten einen Tracker, der ihnen die Position aller anderen anzeigt und dann geht das Töten in freier Wildbahn los bis nur noch einer steht. Dieses Mal hat man, um die Spannung zu erhöhen außerdem jedem eine Mini-Bombe implantiert, die explodiert, wenn nach 24 Stunden kein Sieger feststeht. Durch einen unglücklichen Zufall gerät eine dieser Tracker/Bomben-Kombis in den Körper von Pater Macavoy, einem völlig unbeteiligten Pfarrer mit Alkoholproblem, der keine Ahnung hat, was vor sich geht, als plötzlich ein Killer nach dem anderen auf ihn losgeht. Nur Lai Lai Zhen, eine der Favoriten des diesjährigen Tournament hat Mitleid und beschließt, ihn zu beschützen. Soviel zur Handlung. Klingt wie Assassins im Rudel und auf Adrenalin? Nun ja, nicht ganz. Die 30 Tötungsspezialisten verwandeln das englische Middlesbrough schnell in ein Schlachtfeld. Ob Hotelzimmer, Hinterhof-Gasse, Kirche oder Stripclub. Überall gehen die Damen und Herren mit schwerer Artillerie oder auch bloßen Händen aufeinander los und entfesseln ein stylisches Feuerwerk aus Explosionen, zerstörter Inneneinrichtung und literweise Blut. Gerade was letzteres angeht ist The Tournament nicht gerade zimperlich. Für Fans gut choreographierter Hochglanz-Action am oberen Härtelevel ist The Tournament auf jeden Fall eine Pflichtveranstaltung!

In The Electric Mist (USA/F / 2009 / 117min)

Bei In The Electric Mist handelt es sich um die Verfilmung des Buches In The Electric Mist With Confederate Dead von James Lee Burke. Zwar kenne ich die Buchvorlage nicht, doch Regisseur Bertrand Tavernier schafft es, die schwüle Atmosphäre der Südstaaten auf die Leinwand zu bringen. Dabei ist nicht nur der fiese Dialekt von Tommy Lee Jones verantwortlich, der mich dem Gott der Kinogänger für die deutschen Untertitel danken lässt. Bei englischsprachigen Filmen sind Untertitel auf dem FFF eigentlich eher spärlich gesät – man wird schon gewusst haben, wieso man hier nicht auf sie verzichtete. Auch der jazzig/bluesige Soundtrack trägt viel dazu bei, dass man den Bayou quasi fühlt, während Tommy Lee Jones als Detective Robicheaux den Mord an einer jungen Frau aufklärt und sich dabei unter anderem mit dem schmierigen Mafiosi und Filmproduzenten Julie Baby Feet Balboni anlegt. Unterstützung erhält er vom Schauspieler Elrod Sykes, der aber mehr mit seinem Alkoholproblem beschäftigt ist und nebenbei auch mal tote Südstaaten-Soldaten im Sumpf zu sehen glaubt. Langsam arbeitet sich dieser Thriller mit dezentem Noir-Anstrich der Auflösung entgegen und nimmt den Zuschauer auf einen Trip in den Süden, wo Afro-Amerikaner noch Nigger heißen und manches Geheimnis besser für immer in den Sümpfen begraben bleiben würde.

Blood: The Last Vampire (HK/J/F/RA / 2009  91min)

FFF09
CGI-Blutfontänen und dämliche Dialoge – Blood: The Last Vampire 

Der Grund mir die Realverfilmung eines Stoffes anzusehen, den ich schon als Manga nicht besonders mochte, war einzig und allein Regisseur Chris Nahon. Eben jener schenkte uns 2001 mit Kiss of the Dragon den vielleicht besten Jet Li Film überhaupt. Im Jahre 2005 fabrizierte er dann mit Das Imperium der Wölfe, den wohl schlechtesten Jean Reno Film. Laut dem Gesetz der Serie wäre also wieder ein Meisterwerk dran gewesen. Tja, Kino ist halt Magie und keine Mathematik. Die Geschichte, die sich nur teilweise am Original bedient, ist simpel. Die Vampirin Saya tötet Dämonen im Auftrag einer geheimen Regierungsbehörde. Ihr aktueller Einsatzort ist eine amerikanische Militärbasis wo sie dann ihre erste Freundschaft mit einem Menschen eingeht und natürlich auch noch ihren Erzfeind Onigen zu besiegen hat. Klingt dämlich? Ist es auch! Rein visuell hat der Film vielleicht einige nette Dinge zu bieten, doch billige CGI-Blutfontänen, schlechte Dialoge und mittelmäßige Schauspieler bescheren einem kein Filmvergnügen, sondern den frühzeitigen Wunsch nach dem Abspann. (Gastautor Oliver)

Just Walking (E/MEX / 2008 / 129min)

In The Electric Mist ist gerade zu Ende, da geht mit Just Walking einen Kinosaal weiter auch schon der nächste Film los. Vier Frauen gehen auf Diebeszug, eine von ihnen wird erwischt und geht dafür in den Bau. Doch sie ist noch nicht wieder draußen, da planen die anderen schon den nächsten Coup. Ana hat inzwischen einen mexikanischen Gangster geheiratet, der sich, wie die meisten anderen Männer in diesem Film als ziemliches Macho-Arschloch entpuppt. Was läge also näher, als ihn um sein mühsam ergaunertes Vermögen, oder zumindest einen Teil davon zu bringen. Also machen sich die Damen an die Planung und Durchführung und müssen sich gegen Männer behaupten, die keine Scheu davor haben mit äußerster Gewalt gegen sie vorzugehen. Zimperlich ist Just Walking sicher nicht und wer hofft, dass die vier toughen Frauen ein Happy End erwartet, der wird enttäuscht werden. Regisseur und Drehbuchautor Agustin Diaz Yanes hat mit diesem Film einen Thriller erschaffen, der stilistisch ein wenig an Tarantino erinnert, ohne jedoch dessen Virtuosität zu erreichen. Just Walking ist ein roher, ungeschliffener Film, der sicherlich nicht perfekt ist, aber dennoch zu gefallen weiß.

Loft (B / 2008 / 118min)

FFF09
Das US-Remake ist schon geplant – Loft 

Belgien hat historisch gesehen nicht gerade den Ruf, einen großartigen Film nach dem anderen auf den Markt zu werfen, aber gerade in den letzten Jahren machen sie immer häufiger mit Werken wie dem großartigen JVCD oder dem soliden Action Thriller The Alzheimer Case auf sich aufmerksam. Und nun bringt uns Erik van Looy, Regisseur des eben erwähnten Alzheimer Case, mit Loft einen weiteren Beweis dafür, dass man auch außerhalb von Hollywood großartige Filme schaffen kann. Das was man zur Story sagen kann, ohne zuviel zu verraten, ist schnell erzählt: Fünf Freunde teilen sich gemeinsam ein Loft, in dem sie ohne das Wissen ihrer Ehefrauen ihre Phantasien ausleben können. Als jedoch eines Tages eine tote Frau bei ihnen im Bett liegt und alles darauf hindeutet, dass nur jemand mit einem Schlüssel zur Wohnung als Mörder in Betracht kommt, fangen die Freunde an, sich gegenseitig zu verdächtigen. Die Geschehnisse, die zu dieser Nacht führten werden in Rückblicken immer weiter aufgeklärt und langsam beginnt sich das Puzzle zusammenzusetzen. Und das geschieht äußerst souverän. Die Darsteller spielen sich die Seele aus dem Leib, die Musik und Kameraführung passen perfekt und das Drehbuch gehört, bis auf sehr wenige Schwächen, zu den besten der letzten Jahre. Wer einen cleveren, relativ blutfreien Thriller mit einer geschickt verschachtelten Geschichte und überzeugenden Darstellern sehen möchte, sollte sich Loft auf keinen Fall entgehen lassen. Wer es lieber mainstreamig mag, kann natürlich auch warten bis das amerikanische Remake, das bereits in Planung ist, über den Teich zu uns herüber schwappt. (Gastautor Oliver)

Grace (USA/CDN / 2009 / 85min)

Babys und Horrorfilme. Das ist kein besonders neues Thema, allerdings auch nicht so ausgelutscht wie andere Konzepte. Gibt doch gerade die Mutter-Kind-Beziehung die Möglichkeit psychologische und moralische Grenzbereiche zu beleuchten. Gerade hier kann der der Zuschauer mit der vollen Härte eines Filmes getroffen werden. Leidet man mit den Figuren, kann man die Entscheidungen verstehen, vielleicht sogar gut heißen oder entschuldigen?? Wie würde man selber handeln, wenn das eigene Baby scheinbar nicht ganz normal ist und mehr auf Blut als auf Muttermilch steht? Tja, das sind Fragen die an dieser Stelle wohl kaum beantwortet werden können. Aber dass der Film auf ganzer Linie versagt, kann ich euch verraten. Wenn ich einen Film sehe, in dem nicht Blutfontänen, sondern psychologischer Horror im Vordergrund steht, erwarte ich einfach mehr. Es will und will einfach keine Stimmung aufkommen. Kamera und Schnitt bewegen sich zwar noch irgendwo im Mittelmaß, die Schauspieler jedoch gehören bis auf wenige Ausnahmen (Jordan Ladd) zum absoluten Bodensatz. Da hat man sogar in Seifenopern schon Besseres gesehen. Durch die unglaubwürdigen Charaktere fällt es schwer, sich in die Protagonisten hinein zu versetzen, und der schwer fällige Rhythmus des Films macht es auch nicht besser. Spart euch das Geld fürs Kino und schaut euch lieber noch einmal Roman Polanskis Meisterwerk Rosemary´s Baby an. Der ist mit über 40 Jahren auf dem Buckel in Sachen Atmosphäre immer noch unerreicht. (Gastautor Oliver)

Dienstag, 01.09.2009:

Bronson (GB / 2009 / 92min)

FFF09
Kein angenehmer Zeitgenosse – Michael Peterson a.k.a. Charles Bronson 

Mag man beim Filmtitel denken, dass es sich bei diesem Film um eine Biographie über den alten Hollywood Star Charles Bronson handelt, wird man herbe enttäuscht. Hier steht die Lebensgeschichte des most violent prisoner in Britain im Scheinwerferlicht. Michael Peterson, der später den Kampfnamen Charles Bronson annimmt, wandert mit 19 Jahren für den Überfall auf ein Postamt ins Gefängnis. Und da bleibt er, abgesehen von kurzen Unterbrechungen auch den grö0ten Teil seines Lebens. Auf diese bizarre und gewalttätige Reise nimmt uns Regisseur Nicolas Winding Refn (Pusher 1 bis 3) mit und präsentiert mit Tom Hardy wohl einen der stärksten Hauptdarsteller der letzten Jahre. Doch wird hier der Gefangene oder die Gewalt selbst beleuchtet? Auch mit Erklärungsversuchen für die Taten des Verbrechers wird sich hier kaum aufgehalten. Stattdessen wird der Zuschauer durch eindeutig Kubrick´sche Bildsprache und unglaublich gut ausgewählte Musik in den Bann der Hauptfigur Figur gezogen, ohne dabei Verständnis oder großes Mitgefühl zu empfinden. Bronson ist ein wuchtiger Film und voller grotesker Schönheit. Kein Film für jedermann, aber ein Film den jeder gesehen haben sollte. (Gastautor Oliver)

Red Cliff (RC / 2008 / 146min)

Was John Woo uns hier präsentiert gehört eindeutig auf eine große Leinwand. Egal wie groß euer Fernseher zu Hause auch sein mag, dieses bildgewaltige Schlachtenepos wird dessen Grenzen sicherlich sprengen. Was hier aufgefahren wird sucht seinesgleichen. Riesige Schlachten in denen einzelne Charaktermodelle es mit Horden von Gegnern aufnehmen. Flaggen wehen im Wind, Schwerter klirren, Pfeile surren durch die Luft und auch die eine oder andere Blutfontäne ergießt sich in Slow Motion über die Leinwand. Ob die Ereignisse historisch korrekt sind, kann ich nicht entscheiden, aber was hier filmisch geboten wird hat Hand und Fuß. Natürlich ist das Ganze – wie für den asiatischen Raum typisch – streckenweise mit ein wenig zu viel Pathos und Kitsch getränkt, doch das kann einem den ansonsten hervorragenden Film nicht verderben und die 146 Minuten vergehen wie im Flug. Richtig großes Asia-Kino, das sich der geneigte Fan auf keinen Fall entgehen lassen darf!  (Gastautor Oliver)

Orphan (USA/CDN / 2009 / 123min)

FFF09
If i had a hammer… Esther ist auch handwerklich nicht unbegabt – Orphan 

Endlich Kinowetter! Nachdem es in den letzten Tagen Sonnenschein en masse gab und man sich ernsthaft zu fragen begann, wieso man sich bei diesem Wetter stundenlang ins Kino setzt, gab es heute endlich mal Regen, Regen, Regen. Passend dazu gab es für uns als erstes einen Horrorfilm. Ein Hauptthema des diesjährigen FANTASY FILMFEST waren böse Kinder, die gleich in mehreren Filmen eine tragende Rolle spielten. So auch in Orphan. Nachdem Kate ihr drittes Kind Jessica im Mutterleib verliert, wollen sie und ihr Ehemann John, gespielt von Peter Sarsgaard, der auf dem diesjährigen FFF auch noch in InThe Electric Mist zu sehen war, ein Kind adoptieren. Im Waisenhaus fällt ihnen sofort die künstlerisch begabte und intelligente, aber schüchterne Esther auf, die nach einem Brand in ihrer Heimat Russland ihre Eltern verlor und seit einigen Jahren in diesem Waisenhaus in den USA ist. Mit Max, der kleinen Tochter der Familie, die stumm ist und so gut wie nichts hört kommt, Esther sofort gut klar, doch deren großer Bruder Daniel kann so gar nichts mit seiner neuen Schwester anfangen. Und auch in der Schule wird sie schnell zum Ziel der Gehässigkeit ihrer Mitschüler. Doch Esther weiß sich zu wehren und als die Mutter langsam Verdacht schöpft und Nachforschungen anstellen will, kommt die Kleine so richtig in Fahrt. Eigentlich bietet Orphan typischen, durchgestylten Horror amerikanischer Machart. In allen Belangen solide gemacht und für Genre-Fans auf jeden Fall sehenswert. Doch durch den finalen Plot-Twist gewinnt der Film noch mal einiges dazu. Wer generell auf die neueren US Horror-Filme mit der Familie im Fokus steht, sollte sich Orphan nicht entgehen lassen.

Lesbian Vampire Killers (GB / 2009 / 88min)

Es ist schwer zu sagen was man von L.V.K. (wie ihn Kenner scheinbar nennen) halten soll. Bei dem Titel habe ich eine sexy Horror/Splatter-Komödie erwartet. Und das ist es auch irgendwie, nur einfach keine sehr gute. Dabei hat man mit den Comedy-erfahrenen Hauptdarstellern Matthew Horn (bekannt aus Serien wie Gavin and Stacey und der Cathrine Tate Show) und James Corden (ebenfalls Gavin and Stacey) schon mal die perfekte Besetzung für zwei typische Loser, die sich entschließen in der britischen Provinz ihren Urlaub zu verbringen. Dort treffen sie auf eine Wagenladung schwedischer Schnitten und einen Haufen lesbischer Vampire. Was (zumindest für Männerohren) hervorragend klingt, kann in der Realität leider kaum bestehen. Zu zahm, zu unausgegoren gehen die Briten da zu Werke. Zu sehen bekommt man eine relativ harmlose Komödie, die keinerlei Schwierigkeiten mit der FSK haben wird und vermutlich in einigen Jahren im Vormittagsprogramm von Pro 7 zu sehen sein wird. Wer hier Blut oder nackte Haut sucht, wird ziemlich enttäuscht, was nicht so schlimm wäre, wenn L.V.K. als Komödie gut funktionieren würde. Doch auch das will nicht gelingen. Nur wenige Gags zünden richtig, die meiste Zeit wird einfach nur herumgeblödelt. Wie man diesen Film im Endeffekt findet liegt wohl a) an der persönlichen Einstellung gegenüber lesbischen Vampiren, b) der Gesellschaft in der man ihn genießt und c) wie viel Alkohol man bereits intus hat.  (Gastautor Oliver)

Mittwoch, 02.09.2009:

The Killing Room (USA / 2009 / 93min)

Eigentlich hat mich nur die Besetzung des Films dazu gebracht ihm eine Chance zu geben. Mit Schauspielern wie Timothy Hutton (The Dark Halfe, Leverage), Peter Stormare (Constantine, Prison Break) und Chloe Sevigny (Zodiac, Big Love) ließ sich mit Sicherheit etwas anfangen. Doch leider übersah ich wer für The Killing Room im Regiestuhl Platz genommen hatte – Jonathan Liebesman. Der hatte mich schon mit seinen früheren Werken (Darkness Falls, TCM: The Beginning) nicht mal im Ansatz überzeugen können. Und mein Gott ist der Mann konsequent. Wirklich schlecht ist der Psycho-Thriller um einige normale Bürger, die an einem Regierungsexperiment teilnehmen, nicht, aber leider belanglos. Und das ist für einen Film, der versucht mit Moral und Ethik, den Grenzen der menschlichen Belastung und dem Drang zu überleben kämpft, einfach furchtbar. Das Ganze mutet an wie eine Light-Version von Das Experiment (auch wenn das Experiment selber in eine andere Richtung geht) gemischt mit einem Schuss Cube. Leider kommt der Film zu keinem Zeitpunkt an die eben erwähnten Vorbilder heran und ist wohl dazu verdammt, in der Belanglosigkeit zu verschwinden. (Gastautor Oliver)

The House Of The Devil (USA / 2009 / 93min)

FFF09
Den Abend hatte sich Sam irgendwie anders vorgestellt – The House Of The Devil 

Die Achtziger sind schwer im Kommen. Während das Old School Thrash-Revival immer noch durch die Metal-Szene pflügt, präsentiert uns Ti West mit The House Of The Devil einen Horror-Streifen im besten 80er Retro-Look. Nicht nur, was die Outfits und die Drehorte angeht, auch was die leicht verwaschene Bildqualität angeht, wirkt dieser Film tatsächlich wie ein Relikt aus den Achtzigern und nicht wie eine Hommage. Würde man den Film auf VHS-Kassette in den Laden stellen, keiner würde wohl auf die Idee kommen, dass dieser Film tatsächlich von 2009 ist.  Die junge Studentin Samantha braucht dringend Kohle. Gerade hat sie sich eine eigene Wohnung genommen und muss jetzt mal eben 300 Dollar für die Miete berappen. Da klingt ein Abend als Babysitter schon mal verlockend, vor allem wenn der Arbeitgeber scheinbar wirklich dringend jemanden braucht und dafür gerne gutes Geld zahlt. Dass es sich beim Zielort um ein altes Herrenhaus am Arsch der Welt und in unmittelbarer Nähe eines Friedhofes handelt, überrascht den Zuschauer da genau so wenig wie die Tatsache, dass ausgerechnet für diese Nacht eine Mondfinsternis angekündigt ist. Während jeder Mensch mit etwas Horror Film-Erfahrung spätestens jetzt das Weite suchen würde, ist Samantha so naiv zu glauben, dass das alles mit rechten Dingen zugehen wird. Schon bald ist sie alleine mit der alten Mutter des Hausherren, die es zu babysitten gilt, und tanzt mit ihrem Walkman durchs Haus und gegen die Inneneinrichtung. Das alles zu einem coolen, authentischen 80er-Soundtrack, der sich durch den ganzen Film zieht. Bis hier hin arbeitet der Film noch am subtilen Spannungsaufbau. Sam schleicht durchs Haus und ahnt noch nichts, lediglich der Zuschauer weiß schon, dass dieser Abend kein gutes Ende nehmen wird, hat er doch schon das Ende ihrer Freundin erleben müssen. Doch als dann endlich die Pizza kommt, wird es auch für Samantha brenzlig und sie findet sich plötzlich mitten in etwas, dass so aussieht wie man sich vor zwei bis drei Dekaden wohl ein satanisches Ritual vorgestellt hat…  The House Of The Devil versucht gar nicht erst, in irgendeiner Form innovativ, überraschend oder anspruchsvoll zu sein. Hier wird guter, alter 80er Horror-Trash zelebriert. Kein Meisterwerk, kein neuer Genre-Input, aber eine nette Hommage an die Zeit, als der Ipod noch Walkman hieß und junge Frauen noch karierte Hemden in der Hose trugen.

OSS 117 – Lost In Rio (F / 2009 / 101min)

FFF09
So schön kann das Agentenleben sein – OSS 117 – Lost In Rio 

Nachdem auf dem FANTASY FILMFEST so manchem Genre Tribut gezollt wurde, mal mehr, mal weniger ernst, war in der Closing Night nun der Agenten-Film dran. OSS 117 oder Hubert Bonisseur de La Bath ist ein französischer Agent. Die ersten Romane über ihn erschienen bereits 1949, eine erste Verfilmung folgte in 1957. Danach folgten weitere Filme mit verschiedenen Schauspielern in der Rolle des OSS 117. Die Parallelen zu James Bond sind nicht von ungefähr. Leider kenne ich die früheren Filme allesamt nicht, doch zumindest der 2006er Vorgänger OSS 117 – Der Spion, der sich liebte war wohl ebenfalls schon eine Komödie; auch hier wurde der Agent von Jean Dujardin gespielt der nun ein weiteres Mal als OSS 117 in Diensten des französischen Geheimdienstes unterwegs ist. Nach Rio um genau zu sein. Dort soll er dem Alt-Nazi Von Zimmel einen Mikrofilm abkaufen, auf dem sich die Namen diverser, französischer Nazi-Kollaborateure befinden.

Vor Ort trifft er jedoch auf einige Mossad-Agenten, die Von Zimmel gerne einsacken würden und mit OSS 117 zusammenarbeiten wollen. Dafür stellen Sie ihm die bezaubernde Agentin Carlotta zur Seite. Da der französische Agent sich jedoch sowohl, was Juden, als auch was Frauen angeht, als eher politisch unkorrekt erweist, gestaltet sich die Zusammenarbeit der beiden eher schwierig, davon abgesehen, dass OSS 117 viel mehr daran interessiert ist bei Carlotta zu landen, als mit ihr zusammen auf Nazi-Jagd zu gehen. So geht es durch Rio, Brasilia und den Dschungel dazwischen, bis man auf dem finalen Maskenball dann endlich am Ziel zu sein scheint. Doch so einfach lässt sich ein aufrechter Exil-Deutscher natürlich nicht fangen, so dass es zum packenden Finale auf der berühmten Jesus-Statue in Rio kommt. Dazwischen werden die Schenkelklopfer im Akkord abgefeuert. War Black Dynamite schon die nahezu perfekte Persiflage auf die Blaxploitation-Filme, kommt nun das Pendant zum Agentenfilm der 60er bis 70er. Und die Franzosen wissen, wie man Komödien macht, das wissen wir ja nicht erst seit dem grandiosen Willkommen bei den Sch´tis. Somit bildete OSS 117 – Lost In Rio das gelungene Finale eines wieder einmal mit vielen Highlights bestückten FANTASY FILMFEST. Wir freuen uns schon auf die FANTASY FILMFEST-Nights im Frühjahr 2010 sowie das nächste FFF welches wohl wieder Ende August stattfinden wird.

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