Vollmondnacht, Blackie Nacht– da es jedoch regnete, fiel das obligatorische mit Corpspaint auf dem Friedhof abhaengen ins Wasser und fuer Superkrasse bietet sich wohl nur ein Underground Blackmetal-Konzert als Alternative an, um den Samstagabend stilvoll zu verbringen.
Den Anfang machten HAILSTORM, die vom Erscheinungsbild –maennliche Band mit
rosenbekraenzter Sarah Jezebel Kopie– zwar ein bisschen an CRADLE OF FILTH
erinnnerten, doch vom Sound her eher duerftigen Powermetall mit schwachen
weiblichen Vokalpassagen praesentierten. Obschon der Basser und Saenger sich
voll ins Zeug legte, konnte er nicht darueber hinwegtaeuschen, dass der
Hailstrom Sound mit seiner rhythmischen Variationsspanne von circa 4
verschiedenen Drumspielarten halt relativ langweilig ist.
Die darauffolgende STEELTORMENTOR-Combo war gerade mal 3 Leute stark und
bestand aus lediglich 2 Gitarristen und einem Drummer. Nach einem 08/15
Orchestralintro von der CD legten sie auch gleich mit ihrer Heavy/Blackmetal
Mischung los — nur, mal unter uns: so ohne Basser auf die Buehne.. nee,
besser nicht. Obwohl der wohl auch nicht mehr Substanz zu ihrem Uebungsraum
(dort gehoeren sie fuer mindestens ein Jahr ohne Bier und Groupies auch noch
rein)-Geschrummel haette geben koennen. Nach einer arg geschaendeten
Coverversion von JUDAS PRIESTs Grinder und einer Ballade (das ich sowas
an einem Underground-Pruegelabend ertragen muss!!!), vorgetragen von einem
betrunkenen Kameraden zeichnete sich dann jedoch eine Wende ab — nach den
melodischen Gesangsparts, die eine direkte Aufforderung an saemtliche
Gesangslehrer darstellten, betrat Lord Kratylos, bestueckt mit
schwarzwurzel-Stachelarmbaendern die Stage. Dieser richtig boese
Sessionkreischer brachte den Hauch vom True Black Metal in die Halle, eine
Stimme wie Count Grishnak zu den Zeiten als Burzum noch hochstehendes
Gitarre-mit-Gepruegel war — Lord Kratylos ueberzeugte mit 120%igem Einsatz
und illustrierte die Wichtigkeit charismatischer Frontmaenner(nur so als
Abwechslung zu Bands wie Vader, wo der wichtigste Teil der Band hinter dem
Drumkit sitzt).
Von nun an war Corpspaint und wir finden DIMMU BORGIR toll-keyboardiger
Blackmetal angesagt, da ATRITAS die Buehne betraten. Ihr Shouter fuehrte
grad noch die neueste SM-Mode vor, ein schwarzes Ledergrobnetz ueber der
(Kunst)blutverschmierten Brust, das mich sogleich an einen dieser neuen
Handyhalter erinnerte (derzeit in bei Anhaengern der Houseszene oder
sonstigen Typen, die mit Plateauturnschuhen rumlaufen). Der
Handyhalterkreischer bemuehte sich um Klischee-total Image, inklusive
Groupies. Obschon die Gitarreros solide Arbeit leisteten, fehlte doch
hoerbar ein Bassist, der dem zum Teil breiigen Sound den noetigen Groove
gegeben haette. Aber so ertrank die Performance in artifiziellem Blut und
dem zwanghaften Versuch, so zu sein wie die SPICE GIRLS des Black Metal.
Nun war es Zeit fuer die Headliner des Abends, UNLIGHT, die dank Bass und
aussergewoehnlich flinker Keyboardeinlagen naeher an das jetztige
Kommerzblackmetal-ideal (oder wenn ich Satyr zitieren darf: plakative
Jugendmusik (RockHard Okt. 99)) herankamen. Das schlechte Monitoring bremste
jedoch allzu ausgefeilte Keyboardsoli, den Umstaenden entsprechend boten
UNLIGHT dennoch eine gute Performance und outeten sich als schweizerischen
DIMMU BORGIR-Klon.
Dank Lord Kratylos (ja, Pseudonyme sind was Tolles) konnte man sich jedoch
wieder daran erinnern, wie es ist, Undergroundluft zu schnuppern–und wurde
um die Einsicht reicher, dass dies nicht nur in Norwegen geschehen kann…