UNLIGHT, ATRITAS, STEELTORMENTOR, HAILSTORM am 25. 9. 99 in Jeststetten

Vollmondnacht, Blackie Nacht– da es jedoch regnete, fiel das obligatorische "mit Corpspaint auf dem Friedhof abhaengen" ins Wasser und fuer Superkrasse bietet sich wohl nur ein Underground Blackmetal-Konzert als Alternative an, um den Samstagabend stilvoll zu verbringen.

Vollmondnacht, Blackie Nacht– da es jedoch regnete, fiel das obligatorische mit Corpspaint auf dem Friedhof abhaengen ins Wasser und fuer Superkrasse bietet sich wohl nur ein Underground Blackmetal-Konzert als Alternative an, um den Samstagabend stilvoll zu verbringen.

Den Anfang machten HAILSTORM, die vom Erscheinungsbild –maennliche Band mit

rosenbekraenzter Sarah Jezebel Kopie– zwar ein bisschen an CRADLE OF FILTH

erinnnerten, doch vom Sound her eher duerftigen Powermetall mit schwachen

weiblichen Vokalpassagen praesentierten. Obschon der Basser und Saenger sich

voll ins Zeug legte, konnte er nicht darueber hinwegtaeuschen, dass der

Hailstrom Sound mit seiner rhythmischen Variationsspanne von circa 4

verschiedenen Drumspielarten halt relativ langweilig ist.

Die darauffolgende STEELTORMENTOR-Combo war gerade mal 3 Leute stark und

bestand aus lediglich 2 Gitarristen und einem Drummer. Nach einem 08/15

Orchestralintro von der CD legten sie auch gleich mit ihrer Heavy/Blackmetal

Mischung los — nur, mal unter uns: so ohne Basser auf die Buehne.. nee,

besser nicht. Obwohl der wohl auch nicht mehr Substanz zu ihrem Uebungsraum

(dort gehoeren sie fuer mindestens ein Jahr ohne Bier und Groupies auch noch

rein)-Geschrummel haette geben koennen. Nach einer arg geschaendeten

Coverversion von JUDAS PRIESTs Grinder und einer Ballade (das ich sowas

an einem Underground-Pruegelabend ertragen muss!!!), vorgetragen von einem

betrunkenen Kameraden zeichnete sich dann jedoch eine Wende ab — nach den

melodischen Gesangsparts, die eine direkte Aufforderung an saemtliche

Gesangslehrer darstellten, betrat Lord Kratylos, bestueckt mit

schwarzwurzel-Stachelarmbaendern die Stage. Dieser richtig boese

Sessionkreischer brachte den Hauch vom True Black Metal in die Halle, eine

Stimme wie Count Grishnak zu den Zeiten als Burzum noch hochstehendes

Gitarre-mit-Gepruegel war — Lord Kratylos ueberzeugte mit 120%igem Einsatz

und illustrierte die Wichtigkeit charismatischer Frontmaenner(nur so als

Abwechslung zu Bands wie Vader, wo der wichtigste Teil der Band hinter dem

Drumkit sitzt).

Von nun an war Corpspaint und wir finden DIMMU BORGIR toll-keyboardiger

Blackmetal angesagt, da ATRITAS die Buehne betraten. Ihr Shouter fuehrte

grad noch die neueste SM-Mode vor, ein schwarzes Ledergrobnetz ueber der

(Kunst)blutverschmierten Brust, das mich sogleich an einen dieser neuen

Handyhalter erinnerte (derzeit in bei Anhaengern der Houseszene oder

sonstigen Typen, die mit Plateauturnschuhen rumlaufen). Der

Handyhalterkreischer bemuehte sich um Klischee-total Image, inklusive

Groupies. Obschon die Gitarreros solide Arbeit leisteten, fehlte doch
hoerbar ein Bassist, der dem zum Teil breiigen Sound den noetigen Groove

gegeben haette. Aber so ertrank die Performance in artifiziellem Blut und

dem zwanghaften Versuch, so zu sein wie die SPICE GIRLS des Black Metal.

Nun war es Zeit fuer die Headliner des Abends, UNLIGHT, die dank Bass und

aussergewoehnlich flinker Keyboardeinlagen naeher an das jetztige

Kommerzblackmetal-ideal (oder wenn ich Satyr zitieren darf: plakative

Jugendmusik (RockHard Okt. 99)) herankamen. Das schlechte Monitoring bremste

jedoch allzu ausgefeilte Keyboardsoli, den Umstaenden entsprechend boten

UNLIGHT dennoch eine gute Performance und outeten sich als schweizerischen

DIMMU BORGIR-Klon.

Dank Lord Kratylos (ja, Pseudonyme sind was Tolles) konnte man sich jedoch

wieder daran erinnern, wie es ist, Undergroundluft zu schnuppern–und wurde

um die Einsicht reicher, dass dies nicht nur in Norwegen geschehen kann…

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