TRIVIUM, DEW-SCENTED & WOLF: Köln, Live Music Hall, 09. Dezember 2006

Mitreißende Performance der Shooting Stars. Leider wurde das ganze durch die kurze Spielzeit und die unverschämt hohen Merchandise Preis ein wenig getrübt. Trotzdem: Ein großartiger Konzertabend!

Da TRIVIUM scheinbar gar nicht genug von deutschen Bühnen haben können, fahren die Jungs neben der Support-Tour für IRON MAIDEN, nebenbei auch noch ihre eigenen Headliner-Tour mit dem deutsch-schwedischen Support-Paket DEW-SCENTED und WOLF. Interessante Bandauswahl. Keine Frage also, dass wir in Köln dabei waren. Beim Betreten der Halle bekam die Vorfreude dann erst mal einen Dämpfer. Was war passiert? Mein Freund, der Merchandise-Stand war passiert. Dass ich in letzter Zeit gerne mal auf die Preisgestaltung der Bands im Merchandise-Bereich eingehe, ist aufmerksamen Lesern sicher nicht verborgen geblieben. Und an diesem Abend trieb es mir mal wieder die Zornesröte ins Gesicht. Dass TRIVIUM auf der Tour mit IRON MAIDEN so schnell lernen würden, hätte ich nicht gedacht. Absolut unverschämte und mit Nichts zu rechtfertigende 30 Euro für ein Tour-Shirt und damit nur noch 5 Euro unter dem Kurs, den die Eisernen Jungfrauen momentan für ihre Leibchen abrufen. Und das bei einer Band, die gerade mal ihr drittes Album draußen hat und noch in eher kleineren Hallen spielt. Da änderte auch die Tatsache, dass es alte Tour-Shirts für 15 Euro gab nichts mehr an der sofortigen Boykott-Laune. Aber Gott Seid Dank waren noch genug Leute da, die bereit waren, auch diesen Preis zu zahlen. Anscheinend wollen wir es ja nicht anders als ausgenommen zu werden – aber ohne mich. Das einzig Gute an der Sache war, dass wenigstens die Support-Bands nicht gezwungen waren, ihre Preise diesem Goldgräber-Niveau anzupassen.

WOLF
Konnten das Publikum auf ihre Seite ziehen – WOLF

Zurück zur Musik. Diese begann in Form von WOLF bereits um kurz vor sieben, da nach dem Konzert noch Disco auf dem Programm stand und somit um zehn Uhr Schluss sein musste. Da standen also diese 80er-Metaller auf der Bühne und zeigten dem größtenteils noch recht jungen Publikum, wie Metal vor 20 Jahren mal klang. Und das Beste daran: Dem Publikum gefiel es! Hatte ich doch eher damit gerechnet, dass WOLF es bei den TRIVIUM-Fans schwer haben würden, zeigte sich das Kölner Publikum als absolut geschmackssicher und schenkte den Schweden deutlich mehr, als nur Höflichkeits-Applaus. Sogar ein einzelner Crowdsurfer ließ sich ausmachen. Und WOLF bedankten sich mit einer guten, wenn auch nicht ganz so mitreißenden Show, wie noch letztes Jahr auf dem ROCK HARD-Festival. Sänger Niklas Stålvind hatte bei der einen oder anderen höheren Passage so seine Mühe, begeisterte aber nach etwas Anlaufzeit mit sympathischen Ansagen wie Ich bin ein WOLF aus Schweden. Bassist Mike Goding und Axtschwinger Johannes Losbäck unterhielten dass Publikum derweil mit bestem 80er Jahre Metal-Posing. Bei Children Of The Black Flame kam dann noch ein Sensenmann auf die Bühne und machte Niklas Stålvind kurzzeitig den Platz am Mikro streitig. Als letzten Song spielten die Wölfe noch Evil Star und beendeten damit einen unterhaltsamen, halbstündigen Auftritt.

DEW-SCENTED
Setlist DEW-SCENTED:
New Found Pain, Bitter Conflict, Unconditional, Never To Return, Cities Of The Dead, Bled Dry, Soul Poison, Turn To Ash, Acts Of Rage

Als nächstes standen die Extrem-Thrasher DEW-SCENTED auf dem Programm. Bei jenen waren TRIVIUM vor einigen Jahren noch im Vorprogramm aufgetreten – wie schnell sich die Dinge ändern können… Nun revangierten sich TRIVIUM und luden ihrerseits DEW-SCENTED als Support ein. Für die deutschen sicherlich eine gute Chance sich vor größerem Publikum neue Fans zu erspielen. Los ging es um viertel vor acht mit New Found Pain, dicht gefolgt vom Inwards-Doppelschlag Bitter Conflict und Unconditional. Leif Jensen präsentierte sich gewohnt souverän und war, wenn er nicht gerade ins Mikro brüllte, wie der Rest der Band ausgiebig mit headbangen beschäftigt. Never To Return wurde spaßeshalber mit den Worten Jetzt kommt ein harter Song angekündigt. Als ob das bei den restlichen Songs anders wäre. Und hier kommen wir auch mal wieder zum Problem, das ich mit DEW-SCENTED habe und das ich wohl auch nie überwinden werde: Nach bereits drei oder vier Songs kommen einem die ersten Riffs wieder bekannt vor und schon bald macht sich Monotonie breit. Schade eigentlich, denn der Auftritt an sich war auf jeden Fall klasse und wurde auch vom Publikum entsprechend honoriert.

TRIVIUM
Setlist TRIVIUM:
Intro, Entrance Of The Conflagration, Detonation, Like Light To The Flies, To The Rats, Ember To Inferno, Ignition, Tread The Floods, Dying In Your Arms, A Gunshot To The Head Of Trepidation, Unrepentant, Anthem (We Are The Fire), Walk, Pull Harder On The Strings Of Your Martyr

Dann, gegen fünf vor neun lief das Intro vom Band an und hunderte von Fäusten schnellten, zeitgleich mit tosendem Jubel in die Höhe. Rechts und links neben dem Drumriser waren Banner mit dem Cover der aktuellen CD The Crusade aufgestellt. In der folgenden Stunde lieferten TRIVIUM eine absolut mitreißende Performance ab, die die Band beinahe schon beängstigend selbstbewusst und professionell zeigte. Die Setlist bestand natürlich zum größten Teil aus den Hits der aktuellen Scheibe, aber mit immerhin vier Songs kam auch der Acendancy-Geniestreich nicht zu kurz, während vom Debüt nur der Titeltrack gespielt wurde. Das Publikum erwies sich als absolut textsicher und fraß den Jungs auf der Bühne auch ansonsten aus der Hand. Hauptaugenmerk lag natürlich auf Mastermind Matt Heafy der zwar durch den Mikroständer ein wenig gebunden war, aber jede gesangsfreie Stelle nutzte, um über die Bühne zu wuseln. Gitarrist Corey Beaulieu war ebenfalls überall auf der Bühne zu finden und selbst Drummer Travis Smith sprang ab und an vom Hocker auf und spielte währenddessen weiter. Da hat jemand gewaltig Feuer im Arsch! Das Publikum ging dementsprechend steil, was Matt Heafy dazu brachte, Köln als das bisher beste Publikum der Tour zu bezeichnen. So etwas hört man als Konzertbesucher ja nicht zum ersten mal, aber siehe da: Auf der offiziellen Homepage der Band sprach er von der Kölner Show einen Tag später tatsächlich ebenfalls von den fucking sickest pits and headbangers of the tour!!. Anlass zu Kritik gab allerdings der Sound. Die Backingvocals von Bassist Paolo Gregoletto waren teilweise arg übersteuert und bei Matts Gesang hat der Soundmann es bei einigen Songs mit dem Hall auch etwas zu gut gemeint. Kurz vor Schluss gedachte man dann Dimebag Darrel, dessen Todestag sich am Vortag zum zweiten Mal jährte, mit einer kurzen Version des PANTERA-Klassikers Walk, bevor dann mit dem Tanzflächenfeger Pull Harder On The Strings Of Your Martyr endgültig Feierabend war. Bei diesem forderte Matt die Fans zum Circle Pit auf und diese ließen sich nicht zweimal bitten. Leider dauerte der ganze Auftritt nur eine gute Stunde, was, bei inzwischen drei Alben, doch ein bisschen wenig ist. Genügend herausragende Songs hätten TRIVIUM auf jeden Fall noch in der Hinterhand gehabt und wer schon Merchandise Preise wie die Großen nimmt, der sollte sich dann wenigstens auch von der Spielzeit her an diesen orientieren. Ich hoffe sehr, dass da zukünftig etwas mehr drin ist, denn bei aller Kritik: Der Auftritt war, wenn auch eben etwas kurz, absolut großartig und in dieser Form schaue ich mir die Jungs immer wieder gerne an. Es ist wirklich beeindruckend was für eine Ausstrahlung insbesondere Matt Heafy und Corey Beaulieu auf der Bühne haben. Mann sollte nicht vergessen, dass die Jungs alle erst Anfang 20 sind. Starke Alben, mitreißende Live Shows – es soll doch mit dem Teufel zugehen wenn TRIVIUM auf der nächsten Tour nicht auf größere Hallen umsteigen müssen.

Photos: Philipp Rauf

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