TRISTANIA, ROTTING CHRIST, VINTERSORG, MADDER MORTEM, 22.09.2001 Erfurt, Centrum

Diese Tour kann als einer der wenigen Lichtblicke der Konzert-Herbstsaison 2001 gezählt werden..!

Diese Tour kann als einer der wenigen Lichtblicke der Konzert-Herbstsaison gezählt werden. Die Konkurrenz war aufgrund der massenhaften Tourabsagen allerdings nicht besonders groß. Doch mit der Absage von Finntroll war auch dieses Billing um eine Attraktion ärmer. Katla – Sänger der Trolle –

hatte seine Stimme verloren und vom Arzt für mehrere Monate striktes Auftrittsverbot erteilt bekommen.

Die Tore des Centrum in Erfurt öffneten erstaunlich früh, sodass die Opener MADDER MORTEM bereits aufspielten, als ich noch am Ende einer ziemlich langen Schlange vor dem Eingang stand. Für einen Spontaneindruck reichten die letzten drei Songs des Sets, die ich dank des schnellen Wegs vor die Bühne noch mitbekam. Madder Mortem um die Sängerin Agnete M. Kirkevaag schlagen in die fast schon ausgefranste Kerbe des Gothic Rock/Metal. Sie gelten allerdings als Hoffnungsträger in der überfrachteten Szene, denn ihre Musik besticht durch magische, emotionsgeladene und avantgardistische Momente. Live konnten sie diesen Eindruck leider nicht halten. Selbst unter den beinharten Supportern gab es Kommentare wie „recht seltsam“, während viele weitere Besucher einfach nur gelangweilt waren.

Es war der erste Gig der Tour durch Deutschland und in allen Combos steckten noch die bekannten Startschwierigkeiten. So auch in Vintersorg, die zwar musikalisch astreine Ware boten, an der showtechnischen Präsentation der genialen Stücke aber noch weiter arbeiten müssen. Immerhin war eine Steigerung zum Wacken Gig auszumachen (was allerdings auch an den geringeren und somit ausgefüllteren Platzverhältnissen in Erfurt gelegen haben mag). Aber Stücke wie ‚´Algol´, ´A Dialogue With The Stars’ das Uriah Heep Cover ‘Rainbow Demon’ oder die Titeltracks der Vintersorg Alben ‚Till Fjälls’, ‚Ödemarkens Son’ und ‚Cosmic Genesis’ verfehlten ihre Wirkung keineswegs und entzündeten ein wahres Freudenfeuer unter den Fans. Was noch keiner ahnte, Vintersorg waren bereits der Höhepunkt des Abends.

Rotting Christ überraschten mich zuallererst. Nach diversen enttäuschenden Gigs u.a. auf der 96er Cannibal Corpse Tour hatte ich die Band bereits als stupide Krachcombo abgestempelt und zu den Akten gelegt. An diesem Samstagabend präsentierten sich die Griechen jedoch mit einer ausgefeilten Präzision und einem deutlichen Reife. Die Spielposition als Co-Headliner machte also durchaus Sinn, denn vor mir waren schon sehr viele Fans auf den Geschmack gekommen und feierten Rotting Christ in Erfurt bereits zu Beginn frenetisch ab. Nach ca. einer halben Stunde war allerdings eine gewisse Langatmigkeit zu spüren und die Stimmung sank. Nach ca. einer Stunde war nichts mehr übrig von der Anfangseuphorie. Langeweile stand in vielen Gesichtern und ich war sichtlich froh über das Ende des Set. Grund hierfür waren die Stücke selbst, denn sie glichen sich für das ungeschulte Ohr fast wie ein Ei dem anderen. Folgende drei Adjektive definieren fast jeden Song der Helenen „schnell, aggressiv, präzise“ – zu wenig für einen 60minütigen Set.

Tristania gehören mittlerweile neben Theatre Of Tragedy und The Gathering zu den „großen 3“ des Gothic Rock. Nicht zuletzt der deutsche Charteinstieg auf Platz 66 des neuen Albums „World Of Glass“ ist Indiz dafür. Auf ihren Alben werden Tristania diesem Anspruch auf jeden Fall gerecht und viele Fans freuten sich auf die livehaftige Umsetzung der Melancholie und Klasse der Studiooutputs. Was jedoch kam, kann ich als einigermaßen objektiver Konzertbesucher nur als „schwach“ bezeichnen. Mittlerweile zu siebt war auf der Bühne ein ständiger Wechsel von Sängern zu beobachten. Die Rolle eines richtigen Entertainers bzw. eines Publikumanimateurs konnte keine Person erfüllen, nicht einmal Vokal-Grazie Vibeke Stene. Es war einfach kein schöner Anblick auf der Bühne. Kjetil Ingebrethsen rülpste als Möchtegern Punk vor sich hin, Osten Bergoy war kaum auf der Bühne, sprang nur für kurze Momente vor das Mikro um seine cleanen Parts zu abzuliefern und Einar Moen erwürgte viele schöne Momente mit seinen viel zu lauten Dark Wave Synthesizer Tönen. Ich hoffe mal, dass das Zusammenspiel unter der Band im Laufe der Tour besser wurde, denn viele Fans verging genau wie mir der Spaß. Als würdige Headlinerposition kann ich Tristania in der jetzigen Form jedenfalls nicht bezeichnen. Vielleicht wären ein paar Trockenübungen in der aktuellen Besetzung sinnvoll gewesen, als gleich als Headliner in die Vollen zu springen.

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