THE OCEAN, EPHEL DUATH und LOFI INFERNO, München, Backstage, 3. September 2007

Umsonst zwei der ungewöhnlichsten extremen Bands Europas sehen? Aber bitte doch!

THE OCEAN sind nicht wirklich selten zu Gast in der bayerischen Hauptstadt, allein letztes Jahr gastierten die Berliner zwei Mal in München. Und nun schon wieder? Man möge es ihnen verzeihen. Wer über so etwas schimpft, sollte froh sein, dass es eine derart aktive Band überhaupt gibt. Außerdem, dieses Konzert war völlig umsonst – die letzten beiden Wochen der bayerischen Sommerferien laufen die Konzerte im Backstage unter dem Motto Free & Easy, wohl deshalb war auch die Hölle los an diesem Abend.

Die junge Münchner Band LOFI INFERNO eröffnete den Abend und war etwas ungeschickt ausgewählt – Metalcore stand auf dem Programm, mit schwedischem Touch versteht sich natürlich. Wenigstens grasten die fünf jungen Musiker nicht sämtliche Beat Down-Parts ab, die jemals schon da waren, sondern sorgten mit flotten Hardcore- und Punk-Grooves für Abwechslung. Neu war das, was präsentierten, mit Sicherheit nicht und auch nicht gerade überragend, aber solide und nett. Nur vor den beiden anderen Ausnahmebands wirkt so eine Combo eher deplatziert und nervt mehr, als dass sie nutzt. Wenigstens war der Sound gut und ein paar Fans gingen vor der Bühne ab – das lustige Gekasper machte sogar die seltsamen Ansagen des Sängers wett.

Dann folgten 45 Minuten Umbaupause für EPHEL DUATH. Schlagzeuger Sergio Ponti baute in aller Ruhe sein Schlagzeug auf, mit weißen Handschuhen versteht sich. Sympathischer war auch nicht Sänger Luciano George Lorusso, der kurz vor knapp auf die Bühne kam und während dem Gig, die sitzenden Leute beschimpfte und einem Zuhörer in der Menge den Mikrofon-Ständer drauf werfen wollte. Hat die Musik dies wenigstens entschädigt? Nein. Denn die enorm durchkomponierten Songs von The Painter´s Palette waren in der Minimalbesetzung von drei Musikern gar nicht möglich, Labyrinthe (Crimson) wurde nur angedeutet und verlor auch von seiner Power und seiner Faszination. Bei den Stücken von Pain Necessary to Know war das nicht ganz so schlimm, diese sind nicht für eine Big Band ausgelegt. Dennoch, der Bass und die zweite Gitarre fehlten einfach. Bandchef Davide Tiso brillierte an der Gitarre natürlich, ebenso wie der Drummer, der sich jedoch sehr zurückhielt. Die Songs kamen trotzdem und trotz der guten Performance des Sängers nicht so recht in Schwung. Wer sich davon freimachen konnte und wer die Band noch nicht kannte, der erlebte seltsame Jazz-Noise-Songs, die manche Frauen zu ekstatischen Tänzen trieben. Und mitgegroovt habe ich auch, keine Frage. Nur das, was ich mir erhofft habe, ist nicht eingetreten, nämlich dass EPHEL DUATH ihre Songs live ebenso intensiv präsentieren, wie sie auf Platte sind. Vielleicht sollte Davide Tiso seine Besetzung künftig doch wieder aufstocken, dann kann man auch mehr als nur 30 Minuten spielen und das noch dazu authentisch.

Die Berliner Ausnahmemetaller waren mit dem Umbau dann doch schneller als ihre italienischen Kollegen und legten um 23:15 mit Nazca und The Greatest Bane von Fluxion los und waren dieses Mal schon wieder weniger Musiker geworden – Percussionist Gerd Kornmann fehlte auf dieser Tour, weshalb The Greatest Bane leider ohne klarem Gesang auskommen musste. Nach dem beinahe enttäuschenden Einstieg betrat der neue Bassist und Sänger Mike die Bühne, unterstützte Sänger Nico nun und sorgte dafür, dass auf der Bühne die Hölle losbrach. The City in the Sea überrollte die Anwesenden und vor der Bühne ging es endlich so ab, wie es bei einem Konzert dieser Band der Fall sein muss. Die komplexe Rhythmik stellte dabei keine Hürde dar, wer wollte, gab Gas. Das galt vor allem für die Musiker, die sich erneut als tighte und agile Live-Band präsentierten. Meisterhaft! Die Visuals der letzten Tour fehlten leider, doch dafür gab es die Band eigene, superbe Lichtshow zu sehen, was die Wirkung der Musik nur weiter verstärkte. Als Bonus spielten THE OCEAN zwei Songs von ihrem im November erscheinenden, neuen Album, das Großes erhoffen ließ. Schließlich gab es mit One with the Ocean, Austerity, Queen of the Food Chain und dem abschließenden The Human Stain noch vier brutale Walzen hinterher, die alle Anwesenden plätteten und regungslos zurückließen, als wären sie von 15 Marshall-Boxen überrollt worden. Der Sound war sehr gut, nur der Gesang von Neuzugang Mike war so gut wie gar nicht zu hören. Nach über einer Stunde war klar: Das war nicht der beste Gig von THE OCEAN, aber enttäuscht haben sie auch dieses Mal wirklich nicht.

Punkte sammeln konnten vor allem THE OCEAN an diesem Abend, aber generell ist es schön, dass die Bands über dieses Gratiskonzert ihre Gefolgschaft vermehren konnten, und hoffen wir, dass einige ihrer neuen Fans auch im Winter zu ihren Konzerten pilgern werden.

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