THE HOOTERS, das war irgendwie immer die gute Seite der 90er Jahre. Handgemachter Poprock mit latentem Folkeinschlag, geschmeidig gestrickt, durch und durch radio-affin und kompatibel für (fast) alle Lebenslagen. Im Nürnberger Musikclub Hirsch gab es nun ein Wiedersehen.
Nach kleiner Schaffenspause Ende der 90er Jahre gibt es den Fünfer aus Philadelphia seit 2001 wieder, inzwischen sogar auf Tonträger. Time Stand Still nennt sich die jüngste Veröffentlichung, wobei der Titel darf durchaus programmatisch verstanden werden darf. Neu ist darauf nämlich nix – einfach nur eine nette neue CD mit netten neuen Liedlein von einer netten alten Band, die im Studio leider nur halb so gut ist wie live.
Man nehme nur mal einen Song wie Free Again: Auf Konserve milde Hausmannskost, entpuppt sich die Nummer live als schweißtreibender Rocker, der rau und hart in den Saal drückt und in einem mitreißenden, ausufernden Gitarrenduell mündet. In bester Southern-Rock-Manier werfen sich Eric Bazilian und John Lilley die Soli zu, brillieren als hemdsärmlige, hart arbeitende Rockband im erdigen Soundgewand, das seine Wirkung nicht verfehlt. Im rappelvollen Hirsch herrscht Partystimmung!
Live in Nürnberg sind die einschlägigen Hits (All You Zombies, Johnny B., Satellite) taktisch gut verteilt alle schon im regulären Set erklungen, als es mit dem Cindi Lauper-Hit Time After Time in die Verlängerung geht. Auch der schmiegt sich perfekt ein, macht schon wieder Laune und klingt vor allem original wie ein Song aus eigener Feder. Und das ist er auch: Eric Bazilian und Rob Hyman haben ihn Anfang der 80er Jahre dem schrillen Pop-Wirbelwind auf den Leib geschrieben – was schon wieder für die Qualitäten der beiden als Songwriter spricht.
Im Zweifelfall für den Angeklagten heißt es vor Gericht. Auf die Hooters umgemünzt bedeutet das: Im Zweifelfall lieber live.