THE HAUNTED und GOD FORBID am 9. Dezember 2005 im Backstage, München

Thrash Metal Supremacy.

Ärgerlich war Einiges an diesem eiskalten Dezemberabend. Mein Auto zickte mal wieder so richtig übel, Eintrittspreise bei 18 Euro, GOD DETHRONED verpasst. Richtig, denn die spielten bereits um 20:30 Uhr, eine Zeit, bei der noch kein normaler Mensch in Münchens angesagtestem Liveclub ist. Aber das kam ja in letzter schon öfter vor, also warum wundere ich mich überhaupt. Dennoch an einem Freitagabend macht so was in meinen Augen wenig Sinn.

Setlist GOD FORBID:

End of the World, Force Fed, Into the Wasteland, Anti-Hero, Gone Forever, Chains of Humanity, Better Days, Broken Promise

Doch der anfängliche Ärger verflog schnell als die Amis GOD FORBID die Bühne betraten und ihr Set runterholzten – meine Damen und Herren, das war nicht von schlechten Eltern. Optisch typische Amerikaner, vor allem die Gebrüder Coyle an der Gitarrenfront. Ins Auge stach aber ganz eindeutig Sänger Byron Davis, der trotz seiner Fülle wie über die Bühne fegte und die Fans deutlich anspornte. Das gelang ihm im Handumdrehen, auch wenn nicht allen GOD FORBID bisher ein Begriff waren, dieser Auftritt riss den Großteil des Publikums mit. Denn Songs wie End of the World, Anti-Hero und Better Days, die mal flott, mal groovig, mal melodisch und mal sehr rhythmisch in die Menge gefeuert wurden, waren reine Kraftpakete. Metalcore war das nicht, eher amerikanischer Metal, der angenehm modern und frisch dargeboten wurde, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Dazu eine wirklich tolle Leistung sämtlicher Akteure, wie zum Beispiel die Gitarristen, die sich wilde Duelle lieferten und die kräftige Stimme des Sängers, und perfekt war eine Show, die sämtliche Anwesenden mitriss und Lust auf mehr machte. Doch leider war nach einer halben Stunde schon Schluss.

The
Setlist THE HAUNTED:

No Compromise, Nothing Right, Bullet Hole, Shadow World, Bloodletting Intro, In Vein, Abysmal, Trespass, 99, Forensick, D.O.A., Hate Song, All Against All, Dark Intentions, Bury Your Dead, My Shadow

THE HAUNTED standen wenig später auf der Bühne und statt Hip Hop in den Pausen gab es dann Thrash Metal par excellance. Die Chefs kümmerten sich persönlich darum, dass bei sämtlichen Anwesenden die Köpfe rollten. Wer allein mit einem Killersong wie No Compromise von rEVOLVEr loslegt, wagt es nicht zu scherzen. Dementsprechend gab es eine schier traumhafte Setlist, die jedes Album beleuchtete und in gut 70 Minuten jedem Fan leuchtende Augen verschaffte. Gerade die Songs vom Debütalbum traten so richtig in die Fresse, Bullet Hole und der Hate Song brachte auch den letzten Besucher zum moshen. Seltsam nur, dass diese Band es mit einer derartig – pardon – rammdösigen Performance schaffte die Leute dermaßen in den Arsch zu treten. Denn außer Peter Dolving, der seine dunkle Seite höllisch intensiv auslebte, ging nur Gitarrist Jensen ein bisschen ab – die Gebrüder Björler ließen es da etwas gemächlicher angehen und bangten gemütlich.

Nichtsdestotrotz gab es rein technisch an dem Auftritt nichts zu meckern. Die Double Bass ratterte nur so dahin, die Riffs flogen um die Ohren wie Torpedos und der Sound war glasklar und drückte ohne Erbarmen. THE HAUNTED bewiesen ihr ganzes musikalisches Können und ließen mit Abysmal und dem abschließendem My Shadow auch mal ihre düstere, hinterhältige Seite raus. Hier konnte sich Peter Dolving besonders gut ausleben, diese Performance machte geradezu Angst, man meinte er ziehe gleich das Messer raus und würde sich an kleinen Stoffclowns vergehen. Kranker Psychopath. Dennoch denke ich, dass ein schnelles Stück am Schluss besser gepasst hätte als My Shadow, doch andererseits gab es diese ja zu genüge während des Sets. Apropos schnelle Songs: Nothing Right, In Vein und Bury Your Dead sind Nummern, die einfach dafür gemacht sind, live gespielt zu werden. Aber auch Grooviges wie 99 oder All Against All, alles wirkte gleichermaßen intensiv.

Nach viel zu kurzen 70 Minuten war Schluss, eine Zugabe gab es nicht, da im selben Club die Beatbox-Meisterschaften einer Hip Hop-Community stattfand – ich war wohl einer der wenigen, der auch dem offen gegenüber stand. Alles in allem also ein gelungener Konzertabend, der gerade durch THE HAUNTED und ihre Songs für einiges entschädigte.

Fotos von Christian Kraeter

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner