THE HAUNTED, MERCENARY, FEAR MY THOUGHTS: Köln, Underground, 05.11.06

Alle Jahre wieder. THE HAUNTED beehren das Underground zum dritten mal in vier Jahren und lassen wie immer keinen Fan unbefriedigt zurück. Die Songs der starken, neuen Scheibe haben Ihre Live-Feuertaufe jedenfalls mit Bravour bestanden.

Nicht mal ein Jahr nach dem letzten Abstecher ins Kölner Underground baten THE HAUNTED schon wieder zum Tanz. Dieses Mal verstärkt um die Label-Kollegen MERCENARY und FEAR MY THOUGHTS. Die neue, mal wieder grandiose Scheibe der schwedischen Thrash-Maschine war eine Woche zuvor erst erscheinen, was so gerade reichte, um sich schon mal warm zu hören.

Fear
Sorgten für ordentlich Bewegung auf der Bühne – Fear my Thoughts

Als wir kurz vor 20:00 Uhr am Underground eintrafen standen FEAR MY THOUGHTS schon einige Minuten auf den Brettern. Die Band war mir bisher lediglich vom Namen her bekannt und dieser führte bei mir sofort zu der Assoziation Metalcore. Nun ja, so wirklich zutreffend war das nicht denn die Breisgauer waren eindeutig mehr Schweden-Death als alles andere. Als wolle er diese Aussage noch einmal untermauern trat Gitarrist Patrick Hagmann im schicken NIHILIST-Shirt auf, so dass höchstens noch die Frisur von Frontmann Matthias von Ockl ein wenig an Metalcore erinnerte. Dieser verwirrte mich zudem noch mit seinen etwas konfusen Ansagen, machte aber ansonsten einen einwandfreien Job. Auch was das Stageacting anging war die Band absolut auf der Höhe und sorgte für ordentlich Bewegung, was sich aufgrund der zwei Drumkits als gar nicht mal so einfach herausstellte. Insgesamt schlugen sich FEAR MY THOUGHTS verdammt gut und gefielen mit deutlich besser als erwartet. Leider war gegen 20:15 Uhr schon Feierabend.

Mercenary
Konnten trotz engagierter Show an diesem Abend nicht punkten – MERCENARY

Jetzt wurde es richtig eng auf der Bühne des Underground. Es waren immer noch zwei Drumkits, nämlich das von MERCENARY, welches FEAR MY THOUGHTS ebenfalls benutzten, und das des Headliners aufgebaut. Hierzu gesellte sich jetzt noch das Keyboard und natürlich die insgesamt sechs Musiker von MERCENARY. Diese legten gegen halb neun mit Soul Decision vom aktuellen Album The Hours That Remain los. Von den begrenzten Platzverhältnissen ließen sich zumindest Bassist Rene Pedersen und Frontmann Mikkel Sandager nicht davon abhalten ordentlich Dampf zumachen und dem Publikum, welches MERCENARY sehr gut aufnahm, ordentlich einzuheizen. Seiner Lederjacke entledigte sich Mikkel allerdings nach zwei Songs, was auf der angenehm warmen Bühne des Underground wohl nicht die schlechteste Entscheidung war. Keyboarder Morten Sandager war zwischen Keyboard, Verstärker und Bühnenwand eingekeilt und somit in seinem Bewegungsradius arg eingeschränkt während Martin Buus am äußerst linken Bühnenrand im Dunkeln stand und sein eigenes Ding durchzog. Trotz äußerst engagierter Show, bei der besonders Mikkel Sandager alles gab, konnten MERCENARY an diesem Abend nicht so recht bei mir punkten. Woran das lag lässt sich recht einfach festmachen: Die Setlist! Bis auf World Hate Center gab es ausschließlich neue Songs wie Redefine Me, Lost Reality oder Year Of The Plague zu hören. Ok, bei sechs Songs fällt es natürlich schwer, eine vernünftig Setlist zusammen zu stellen, aber wo zum Teufel waren denn bitte Knaller wie 11 Dreams oder Seize The Night??? Mir jedenfalls gefielen die neuen Songs lange nicht so gut wie das Material der Vorgängerscheiben. Trotzdem muss man den Dänen einen starken Auftritt bescheinigen, der vom Publikum auch entsprechend gewürdigt wurde.

The
THE HAUNTED Setlist:
Intro, The Flood, The Medication, 99, Abysmal, In Vein, The Medusa, Trespass, The Reflection, All Against All, The Guilt Trip, The High Wire, The Prosecution, Shadow World, Sweet Relief, The Fallout, The Cynic, Hate Song, Dark Intentions, Bury Your Dead

Beim letzten Auftritt von THE HAUNTED gab es noch ein Absperrgitter vor der Bühne. Dieses Mal glänzte dieses wieder durch Abwesenheit, so dass uns ein Platz direkt im Geschehen sicher war. Dort wo die letzten beiden Auftritte noch das zweite Drumkit stand, wurden jetzt noch ein paar zusätzliche Verstärkter platziert. Warum auch Platz auf der Bühne lassen. Aber da an dieser Stelle später die Björler-Twins stehen sollten war auch nicht mehr Platz nötig. Bewegen tun die sich ja eh nicht. Um kurz nach halb zehn erklang das Intro der neuen Scheibe The Dead Eye dicht gefolgt von The Flood und The Medication. Was sofort auffiel war der etwas zu leise abgemischte Gesang von Front-Psycho Peter Dolving. Besonders die cleanen Parts gingen meistens im Instrumental-Gewitter der Kollegen unter. Doch daran war nicht nur der Sound schuld, sondern auch Peters Stimme selbst, die an diesem Tag ein wenig schlapp wirkte und während des Auftritts immer weiter abbaute. Da wird sich wohl jemand eine Erkältung oder ähnliches eingefangen haben. Aber man muss dem Frontmann zu Gute halten, dass er das bestmögliche aus der Situation machte und trotz allem eine annehmbare Gesangsleitung ablieferte. Man ist halt einfach nur Besseres von ihm gewohnt. Beschreibungen zum Stageacting kann ich mir eigentlich sparen, man lese dazu einen beliebigen anderen Live-Bericht über THE HAUNTED. Jensen und die Björlers bewegten sich wie immer, wenn überhaupt, nur notgedrungen ein paar Schritte vor und zurück während Dolving das volle Programm zum Besten gab. Ich kann mich hier nur wiederholen: Als Frontmann ist der Kerl einfach nur noch genial und lässt seinen Vorgänger ganz, ganz blass aussehen. Dementsprechend war der gute auch bald sehr schweißgebadet und oben ohne unterwegs. Vorher verirrte sich vor The Medusa allerdings erstmal ein tollkühner Zuschauer auf die Bühne, der der Band und dem Publikum unbedingt sein auf den Arsch tätowiertes Peace-Zeichen zeigen wollte, was von Dolving wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, indem ihm der folgende Song gewidmet wurde. Nach The Guilt Trip und etwa 45 gespielten Minuten verließen THE HAUNTED das erste Mal die Bühne. Nach kurzer Zeit läutete The Highwire dann den zweiten Teil der Show ein, der neben weiteren neuen Songs mit dem Hate Song auch die einzige Nummer vom Debüt enthielt. Dann folgte das unschlagbare Duo Dark Intentions / Bury Your Dead, welches leider auch schon das Ende der Show markierte. Die beiden eigentlich laut Setlist eingeplanten Zugaben No Compromise und D.O.A. wurden ausgelassen, was wohl an Peter Dolvings leicht angegriffener Stimme lag. Trotzdem haben THE HAUNTED in knapp 80 Minuten mal wieder nach allen Regeln der Kunst abgeräumt und bewiesen dass die neuen Songs absolut live-tauglich sind.

Photos: Philipp Rauf

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