SUBWAY TO SALLY, XANDRIA – 30.3.2003 in Stuttgart, LKA

Die bange Frage war, ob SUBWAY TO SALLY nach dem eher mäßigen "Engelskrieger"-Album live an Intensität einbüßen würden. Die Frage kann mit einem klaren Jein beantwortet werden…

Nicht, dass ich prinzipiell gegen Neuerungen im Stil einer meiner Lieblingsbands wäre, im Gegenteil, aber Engelskrieger fehlt es in meinen Ohren schlichtweg an der sonst so packenden Intensität der vorangegangenen Scheiben wie auch an der nötigen Härte. Somit war also die bange Frage, ob SUBWAY TO SALLY nun auch live an Intensität einbüßen würden. Die Frage kann mit einem klaren Jein beantwortet werden. Die imposanten Bühnenaufbauten, die auf die Bühne des LKAs gequetscht worden waren, boten die Kulisse für zwei unterhaltsame Stunden mit Eric Fish, Frau Schmitt und ihren in schwarzen, zerrissenen Klamotten gekleideten Konsorten. Sie begannen zunächst mit einigen Songs des aktuellen Albums, was die erste kleine Überraschung barg, denn wie schon beim letzten Album kamen die Tracks live weitaus druckvoller und kurzweiliger aus den Boxentürmen geschallt.
Und doch kam erst bei Mephisto die unverwechselbare euphorische SUBWAY TO SALLY-Stimmung im Publikum auf. Als dann jedoch nach und nach Kruzifix, Henkersbraut, Ohne Liebe, Das Opfer und Liebeszauber zwischen den neuen Songs erklangen, kochte das LKA wie traditionell bei SUBWAY TO SALLY-Konzerten über. Eric Fish, der mit einem dicken PEACE auf der Stirn herumsprang, freute es sichtlich. Er gab alles und zeigte sich wieder einmal stimmlich voll auf der Höhe. Die Anekdote des ersten SUBWAY-Gigs in Stuttgart vor fünf Zuschauern durfte auch nicht fehlen, ebensowenig wie die ruhige Einlage Minne. Einige Songs von Herzblut rundeten ein gelungenes, wenn auch nicht ganz so ekstatisches Konzert wie letztes Jahr auf dem Feuertanz-Festival ab. Doch SUBWAY TO SALLY ließen sich nicht lumpen und kamen für sage und schreibe drei Zugabenblöcke zurück auf die Bühne, bevor mit dem vom Publikum schon längst intonierten Julia und die Räuber endgültig Schluss war und die erschöpfte Meute zurück in die Stuttgarter Frühlingsnacht entlassen wurde.

Vorband war an dem Abend übrigens XANDRIA, die kurzfristigst für PINKOSTAR eingesprungen waren. Die Begeisterung, die unser WOSFrank für ihr Debütalbum verspürte, konnte ich vom Liveeindruck her nicht teilen. Zu bieder, vorhersehbar und schüchtern gab sich die Band. Zwar gaben sich alle Beteiligten Mühe, mal den Mischer ausgenommen, der sich vermutlich wunderte, was die zwei Jungs mit so komischen sechssaitigen Geräten um den Hals auf der Bühne machten, wo sie doch gar nicht zu hören waren, aber XANDRIA sind noch so weit weg vom Erwerb des Attributs ´eigenständig´ wie George Bush momentan vom Bundesverdienstkreuz. Eine schwarzgewandete Frontfrau, der Gesangsstunden durchaus hilfreich sein könnten, und einige Burschen, die statisch über die Bühne verteilt auf ihre Instrumente starrten – das genügte zwar, um Höflichkeitsapplaus zu bekommen, die Tradition der schwachen Vorbands bei einem SUBWAY TO SALLY-Konzert kann man so jedoch nicht brechen.

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