SOULFLY, DISBELIEF: Karlsruhe-Durlach, Festhalle, 23.08.2007

DISBELIEF und SOULFLY lassen es in Karlsruhe ordentlich krachen.

SOULFLY spalten auch zehn Jahre nach Gründung die Metal-Welt. Man mag sie oder man hasst sie. Wer sich nicht entscheiden kann, träumt mehr oder weniger stillschweigend von irgendeiner Art Reunion. Zumindest der letzten Gruppe scheint nun geholfen zu sein: wie jüngst verlautete, haben sich Max und Igor Cavalera versöhnt und treten am 31. August mit ihrer neuen Band INFLIKTED auf. Eine CD soll ebenfalls in Kürze folgen.
Doch bis dahin steht die aktuelle Europatour von SOULFLY an, welche die Band in 18 Tagen in acht Länder führt – ohne einen einzigen Tag Pause vom strapaziösen Auftrittsmarathon. Mittlerweile liegt die Tour in den letzten Zügen und brachte SOULFLY nun auch in den beschaulichen Karlsruher Vorort Durlach. Schon letztes Jahr spielte man hier lautstark in der örtlichen Festhalle auf. Übrigens sehr zur Freude der Anwohner.
Rund 700 Metal-Fans sind zum diesjährigen Schlagabtausch angetreten. Die einen wollen sich lediglich ihre ohnehin gefestigte Meinung bestätigen lassen (schon im Vorfeld fallen Sätze wie Ich hab die schon mal live gehört. Da haben sie nur 40 Minuten gespielt. Und zwar schlecht. ), die anderen lieben SOULFLY ohne Vorbehalte.

Als Support machen die hessischen Schwermetaller DISBELIEF ihrem hervorragenden Ruf alle Ehre.

Sie sorgen schnell dafür, dass die obligatorischen 120 Dezibel und 50 Grad im Bewegungsschatten des Vordermanns erreicht werden. Die Gitarrenriffs schneiden sich durch die stehende Luft, das Schlagzeug meißelt sich mit kräftigen Schlägen ins Hirn, der Gesang ist nach dem Motto Gut gebrüllt, Löwe hart und fordernd. Soli sucht man vergeblich, langweilige Standardkost zum Glück auch. Die Musik von DISBELIEF ist druckvoll, erbarmungslos und direkt. Perfekt, um stilvoll in den Abend zu starten.

Dann betreten SOULFLY die Bühne. Wie immer steht Mastermind Max Cavalera im Mittelpunkt des Geschehens. Zwar ist dieser weder ein brillanter Gitarrist noch ein begnadeter Sänger, wohl aber ein wahres Bühnentier, der seiner eigenen Linie auch live treu bleibt. Le roi c´est moi – Cavaleras kreativer Geist spiegelt sich in all seinen Songs wider. Das Line-up mag mit jeder neuen Platte austauschbar sein, doch ohne den Frontmann geht nichts. Natürlich darf ab und zu darf einer seiner Weggefährten ein Solo spielen, aber Demokratie geht wahrscheinlich anders.
Letztlich kommt es allerdings ohnehin nur auf das Gesamtergebnis an und dieses ist, um den Zweiflern und Lästermäulern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, wirklich gut. Abwechslungsreiche Songstrukturen, ein gewisser folkloristischer Touch, dazu schwere Riffs, solide Thrash-Parts und vertrackte Läufe. Mit Volldampf geht es über stilistische Grenzen hinweg, ohne den rohen Klangcharakter des Genres zu verleugnen. Auch der Blick zurück kommt nicht zu kurz. Der SEPULTURA-Track Roots Bloody Roots wird wohl die Zeit überdauern, egal wer ihn spielt. Elf Jahre nach der Veröffentlichung rockt er noch immer ohne Wenn und Aber. Der Titel ist einfach ein musikalischer Meilenstein. Zu diesem Klassiker gesellt sich ein Querschnitt aus fünf SOULFLY-Alben. Allesamt abwechslungsreiche und individuelle Songs, die auch die Menge begeistern können. Die Haare fliegen, die Körper zucken, Bier und Schweiß fließen in Strömen. Und das über 1,5 Stunden lang.
Gegen 23 Uhr endet das Konzert, welches mit DISBELIEF und SOULFLY zwei hervorragende Metalbands auf die Bühne brachte. Und die Nachbarn können endlich schlafen gehen.

Soulfly_Live-FesthalleDurlach-KA230807_PictureByElisaReznicek

Artikel und Fotos: Elisa Reznicek

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