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SLAYER, DISPARAGED: Volkshaus Zürich, 06.08.2010

Die Verschiebungen haben ein Ende, SLAYER kommen ins Volkshaus Zürich.
 

SLAYER sind ein sicherer Wert – man weiss, was man an den Konzerten kriegt und muss sich nicht auf merkwürdige Überraschungen einlassen. Ausserdem ist von Anfang an klar, dass die Klassiker unweigerlich kommen und man die neueren Alben lediglich für ein Minimum der Auftrittszeit ertragen muss.

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Kein Wunder, ist das zentral gelegene Zürcher Volkshaus an diesem Abend somit schon früh voll. Denn mit DISPARAGED ist die Speerspitze des Schweizer Thrash/Death Metals als Vorband im Programm, da THE HAUNTED einer Lebensmittelvergiftung zum Opfer gefallen sind. Ein bisschen merkwürdig und traurig ist lediglich, dass für den Merchandise der talentierten Truppe offenbar kein Platz mehr vorhanden ist – dafür gibt es überteuerten SLAYER-Merchandise. CHF 40.- für ein T-Shirt mit der immer gleichen Abwandlung des klassischen Designs, CHF 15 für vier Gitarrenpicks, eine teure Geldbörse in die man nach dem Kauf wohl keine klingende Münze mehr versenken kann, da man keine mehr übrig hat – keine Ahnung, aber der Killerkapitalismus SLAYERs wirkt bei allem Respekt allzu ausgeprägt und hat für mich reichlich nix mit ″Metal″ zu tun. Teuer ist dieser Abend im ausverkauften Volkshaus indes sowieso – CHF 70 für das Ticket allein, Bier und Red Bull schlagen mit je CHF 6.50 zu Buche. Bankenstadt Zürich hin oder her, zu teuer ist zu teuer.

DISPARAGED

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 Charismatischer Frontmann: Tom Kuzmic (DISPARAGED)

Doch zur Musik, und die beginnt mit DISPARAGED schon mal erstklassig. Dass die Bandmitglieder eingefleischte SLAYER-Fans sind, weiss man spätestens, seit die Schweizer ″Jesus Saves″ als Cover auf ihrer Setliste haben. Klar, dass an diesem Abend eigene Kost auf dem Programm steht – und die bekannte Truppe als Anheizer mehr als geeignet ist.

Die Setliste DISPARAGEDs berücksichtigt altes und neues Material, so dass die Fans allgemein auf ihre Kosten kommen: ″Caught in the fire″, ″Reborn″, ″Under F. Flag″, ″Salvation″, ″Thy Will″, ″Overlust″, ″The Wrath of God″ und ″Bringer of Death″ geben die Death Thrasher an diesem Abend zum Besten und lassen sich vom suboptimalen Sound nicht aus der Ruhe bringen. Das Quartett geniesst den Gig von A bis Z und steckt das Publikum mit seiner Spielfreude an. Egal ob Ralfs Riffbretter, das knackige Zusammenspiel von Bassist Adrian und Drummer Deniz oder die Gitarristen-sperrt-die-Kinnlade-auf-Spiel von Fronter Kuzmic – DISPARAGED überzeugen. Frontmann Kuzmic hat die Meute trotz kurzer Ansagen denn auch fest im Griff und beweist sich einmal mehr als charismatischer, gewinnender Frontmann. Fazit: Starker Auftritt!

 

SLAYER
Bevor SLAYER mit ihrem Set beginnen, ergibt sich die Möglichkeit zum Schwatzen, selbst wenn hierbei teilweise Mädchen-Musik, d.h. ″Nothing Else Matters″ von METALLICA, als Background-Sound eingesetzt wird. Die letzten Zigaretten werden mit einer Miene der Verzweiflung draussen geraucht, dann ist es endlich Zeit für eine der einflussreichsten Truppen des extremen Metal-Bereichs. Und das ″endlich″ bezieht sich in diesem Fall nicht nur auf den heutigen Abend, sondern wohl auch auf die Verschiebungen dieses Gigs – gut, ist es endlich Zeit für Araya, King, Lombardo und Hannemann.

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Routiniert wie immer: Tom Araya (SLAYER)

SLAYER eröffnen ihren Gig mit ″World Painted Blood″ und killen dann weiter mit ″Hate Worldwide″, ″War Ensemble und ″Expendable Youth″. Die Fanschar ist von der ersten Minute mit Inbrunst dabei, SLAYER-Chöre erschallen, Pommesgabelgrüsse werden emporgereckt und während den Songs kreisen die Matten. Das Engagement steigt beim Klassiker ″Dead Skin Mask″ und auch ″Beauty Through Order″ und ″Seasons in the Abyss″ kommen positiv an – wie sollte es auch anders sein!

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 Knausrig mit Picks: Kerry King (SLAYER)

SLAYER sind natürlich routiniert – alles funktioniert, alles sitzt, alles ist tight. Natürlich sind die Amerikaner nicht mehr 20 und das Urteil ″hüftsteif″ hört man hier und da durchs Publikum geistern. Dass Tom Araya eine A4-grosse Lyrics-Spickhilfe für einen der neueren Songs braucht, dürften jedoch nur böse Geister als Altersschwäche interpretieren. In die Kategorie ″Rockstar-Gehabe″ geht hingegen Kings Aktion, ein von Fans heiss begehrtes Gitarrenpick einfach hinter sich zu werfen – auf die Bühne, wo niemand es gratis erhaschen könnte…

Letzten Endes ist es jedoch das gnadenlose Songwriting-Können, das SLAYER über andere Bands stellt – und SLAYER kennen ihre Meisterwerke wie die Rückseite ihrer Handflächen. ″Hell Awaits″, ″Spirit in Black″, das starke ″Mandatory Suicide″, ″Chemical Warfare″ oder das unerreichte ″Raining Blood″ – das Publikum kommt definitiv auf seine Kosten. Araya findet kurz freundliche Worte über das Spielen in der Schweiz und SLAYER schliessen ihr reguläres Set mit ″Aggressive Perfector″ ab.

Logischerweise fehlen noch mindestens zwei Klassiker – viel Geklatsche, erneute SLAYER-Chöre und SLAYER erscheinen erneut für ″South Of Heaven″. Den Abschluss macht mein Lieblingstrack ″Angel Of Death″. Viel Applaus, verschwitzte Leiber, mehrheitlich zufriedene Gesichter – SLAYER wissen, was die Fans von ihnen wollen und sind bereit dazu, es ihnen zu liefern. Vielleicht wissen sie es jedoch ein bisschen zu genau… und das hinterlässt einen faden Nachgeschmack, den nicht mal der Todesengel verscheuchen kann.

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Fotos: Andreas Szabo
Layout: Arlette Huguenin Dumittan

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