SCHANDMAUL: 1. Oktober 2005, Löwensaal Nürnberg

Die Mittelalterrocker aus München auf anhaltendem Erfolgskurs!

Nicht allen Bands gönnt man den Erfolg so sehr wie der Mittelalter-Truppe SCHANDMAUL. Ende der 90er Jahre in Olching bei München gegründet, hat sich das sympathische Sextett über die Jahre Stück für Stück sein Publikum erspielt – unbeachtet von den Zeitgeistmagazinen der Republik und ohne Unterstützung von Funk, Fernsehen oder gar den allmächtigen MTViva. Und das, obwohl die Band deutsch singt und damit – will man meinen – voll im Trend liegt.

Doch statt über die eigene Befindlichkeit zu sinnieren, singen SCHANDMAUL lieber über Hexen, Henker, Helden und Halunken – klassische Weltflucht-Themen, die musikalisch hier deutlich rockiger, familientauglicher und immer auch ein Stück naiver verpackt werden als bei den deutlich metallischeren Kollegen von SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO mit deren zunehmend brachialer werdenden RAMMSTEIN-Einschlag.

Dass sanfte Streicher prima zu den mit Geige, Akkordeon, Flöte, Drehleyer, Dudelsack und Schalmei aufgepeppten Folkrocksongs passen, hat sich schon auf den letzten SCHANDMAUL-Studioalben angedeutet. Nun machen die bayerischen Geschichtenerzähler Nägel mit Köpfen und bringen ein halbes Kammerorchester mit auf Tour – auch in den rappelvoll gefüllten Nürnberger Löwensaal, wo es mit 18 Musikerinnen und Musikern auf der Bühne schnell kuschelig eng wird.

Entgegen zahllosen vergleichbaren Versuchen in der Vergangenheit (schlimmstes Beispiel: METALLICA) rockt die Band die Streicher hier jedoch nicht gnadenlos an die Wand. Die Arrangements bleiben luftig, die gewünschte Symbiose stellt sich auf Anhieb ein. Einschlägige SCHANDMAUL-Hits wie Herren der Winde, Walpurgisnacht und Geisterschiff erfahren eine gelungene Neuinterpretation, gewinnen im frischen Gewand noch einmal mal an Dichte und Atmosphäre. Das Ergebnis ist nicht zwingend ein Kunststück, wie uns die neue CD beziehungsweise DVD Glauben machen mag, doch zumindest ein äußerst kurzweiliger Spaß.

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