SATYRICON und KHOLD am 15.3. 2003 in der Remise, Wil (SG / Schweiz)

In einer kholden Nacht machte sich ein extravaganter Rebell auf in die Remise, um die schwarze Lava im Volcano zum Kochen zu bringen…

Am kühlen (oder kholden) Samstagabend hatte sich reichlich Schwarzmetallvolk in der Remise in Wil zusammengefunden—die Dichte der Darkthrone-Shirts pro 100 Leute war erstaunlich konzentriert.

Kurz nach 21 Uhr wich der DVD-The Haunted-Sound dem KHOLD-Intro, dem allerdings eine unerwartete Stille folgte. Nach fast fünf Minuten „Instrumente-Einstecken-Probieren-Tönt-es-jetzt“ gaben die Osloer Schwarzmetaller endlich eine Kostprobe ihres ersten Albums. Auffallend an ihrem schleppenden Old School-Black Metal war insbesondere der Bass-Sound, der wie eine überdimensionierte verstärkte Maultrommel durch die Remise wummerte. Trotz Rumschrauben verschwand dieser Eindruck nicht so rasch und so stand die Gitarrenarbeit zeitweise arg im Hintergrund. Natürlich gaben KHOLD auch Werke ihres neuen Werkes „Phantom“ zum Besten, deren Darbietung insbesondere durch das Cover-Artwork-entsprechende Corpsepaint von Sänger Gard (früher bekannt als „Blodstrup“) unterstützt wurde (vom Aussehen her hätte man schon meinen können, er hätte sich einen schwarzen Bankräuberstrumpf nur bis zur Nase gezogen). Zur Freude von langjährigen Fans spielten KHOLD auch noch Songs aus ihrer TULUS-Zeit, die sich vor allem durch die Gitarrenarbeit von ihren neueren Werken abheben. Leider verzichteten sie auf damalige ungewöhnliche Coverversionen, doch die Stimmung war dennoch geprägt von gemütlichen Headbanger-Bewegungen (die passende Aufwärmung also für das Erlebnis SATYRICON). Den Abschluss des KHOLD-Sets bildete der Opener ihres Werkes „Masterpiss of pain“: „Nattpyre“.

Nach einigem Umbauen und reichlich Berieselung mit Dark-Wave-mässigen, wiederholungsgeschwängerten Klägen donnerte endlich das SATYRICON-Intro durch die Remise. Sofort entvölkerte sich der Raum um die Bar und dichtgedrängt wurde die Live-Darbietung des fulminanten norwegischen „Volcano“ erwartet. Gleich nach „Triumphator“, das das Publikum schon völlig in Wallung brachte, setzte Satyr mit seiner Begrüssung noch eins drauf: „We very much appreciate the fact that we’re in the homeland of Celtic Frost“. Kurz darauf setzte auch schon vereinzeltes Crowd-Surfing ein und Satyr warnte die Surfer vorausschauend: „I have pyros and I will fire them“. Nach dem Unglück in Rhode Island war die erste Reaktion auf so eine Aussage natürlich das Ausschauhalten nach irgendwelchen brennbaren Stofffetzen im Bereich der Bühne, doch nach den ersten roten Funken, die ohne Probleme den gewünschten Effekt erzielten, konnte man sich wieder beruhigt dem Spektakel widmen.

SATYRICON boten in der Tat all dies, was der begeisterte Hörer von „Volcano“ sich hätte wünschen können. Anders als bei der „Rebel Extravaganza“-Tour sind die Norweger nicht mehr als bizarres Kunstwerk unterwegs, sondern frönen wieder einem schwarzmetalligen Auftreten mit schlichtem Corpsepaint und reichlich gemeinsamen Headbanging. Satyrs Interaktion mit dem Publikum liess keine Wünsche offen und Frosts gebrochener Fuss muss so zusammengenagelt sein, dass es seine Drum-Künste nicht beeinflusst. Die Gitarrenarbeit suchte ihresgleichen und die Energie, die von den CDs ausging wurde auf die Bühne übertragen und mit viel Stroboscope-Licht zelebriert. Leider wurde der ausgedehnte Song „Black Lava“ etwas gekürzt und neu arrangiert…

Hier eine detailgetreue (!) Abschrift der Trackliste:

Intro

Triumphator

Angstridden

Forhekset

Black Metal / Fuel

Blessed

Black Lava / Repined

Filthgrinder

Possessed

Supersonic

Hvite Krist

Mother North?

Durch genügend Applaus wurde das Fragezeichen nach „Mother North“ offensichtlich gestrichen, denn nebst den Songs von den zwei neuesten Scheiben stand auch die Schwarzmetall-Hymne „Hvite Krist Død“ vom legendären Shadowthrone-Album auf dem Programm — und wurde frenetisch gefeiert. Nach intensivem Nachfragen Satyrs — das Publikum schien sich nicht zwischen „Mother North“ und „The King of the Shadowthrone“ entscheiden zu können — wurde schliesslich „Mother North“ der Vorrang gegeben. Hier zeigten sich natürlich auch klar die Unterschiede zu den neueren Songs, insbesondere in der Dosierung der Elektronik. Doch zeigten genau diese zwei letzten Songs, dass SATYRICON sehr wohl alt und neu unter einen Hut bringen können — was bei ihren Zuhörern zur Ekstase führte und wohl noch manch ein anderes Mal dazu führen wird…

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