RUNNING WILD: Lübeck, Scream-Festival, 01.10.05

So zweischneidig einige der letzten Studioschwerter auch sind: Live sind Rolf Kasparek und seine Mi(e)tmusiker immer noch eine Macht.

Mein Gott, ist das wirklich schon so lange her?

Am 13.Januar 1989 besuchte ich in der Kieler Traumfabrik mein erstes RUNNING WILD-Konzert, was ich u.a. deshalb so genau weiß, weil es das erste Konzert war, zu dem ich meinem eigenen Auto (ein türkis-farbener Opel Ascona B) fuhr…

Vorsicht, es folgt ein kleiner Zeitsprung:

Mittlerweile sind knapp sechszehndreiviertel Jahre vergangen, wir haben den 01.Oktober 2005 und die o.g. Port Royal-Tour bzw. der Opel Ascona B sind schon lange Geschichte.

Ich fahre mittlerweile einen roten Seat Ibiza, der mich in den späteren Abendstunden zur Lübecker Huckepack Wiek-Veranstaltungshalle zum – ich denke, man kann das ruhig so nennen – Abschlussgig der eh nur aus fünf Dates bestehenden Rogues En Vogue-Tour brachte.

Eine Konzertspielreise, die selbst mit den abgesagten Gigs in Bremen und Dresden nur unwesentlich umfangreicher gewesen wäre.

Die Band spielte dort im Rahmen des Scream- Festivals einen Gig als Co-Headliner vor J.B.O. und nach Kapellen wie AUDIOMILK, KING´S TONIC, LUCY´S DOLL, CIRCLE OF GRIN, DEIN FETTER VATER und CONTRADICTION – über die an dieser Stelle aus dem ganz einfachen Grund nichts berichte, weil ich von ihnen mangels Lust, Interesse und Zeit nichts gehört oder gesehen habe.

Leider mussten die Mannen um den mittlerweile 44-jährigen Rolf Kasparek und seine Freunde ohne Pyroeffekte auskommen, da Auflagen der Stadt Lübeck die Nutzung solcher normaler typischen RUNNING WILD-Showelemente leider unmöglich machten.
Egal, die Band konnte sich so auf das Wesentliche (nämlich die Musik) konzentrieren und überzeugte auch ohne diese oft und gerne von anderen Bands als Ablenkungsmanöver benutzten Eye-Catcher.

Running
Knappe Spielzeit und keine Pyros sind keine guten Voraussetzung für eine RUNNING WILD-Show

Die Songsauswahl war ausgewogen und bedachte fast jedes Album, aber natürlich fehlten etliche Songs, die normalerweise in die Setlist eines regulären RUNNING WILD-Headlinergigs gehören. Das lässt sich aber logisch damit erklären, dass man eben nicht seinen komplettes Repertoire spielen kann, wenn man zwar dreizehn Studioalben veröffentlicht, aber vom Veranstalter nur eine Spieldauer von knapp 65 Minuten zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Sie beinhaltete Draw The Line, Raise Your Fist, Riding The Storm, Black Wings Of Death, Skeleton Dance, Bad To The Bone, Soulless, Little Big Horn, Prisoner Of Our Time, Victory und Under Jolly Roger (die erste und einzige Zugabe) – und besonders die beiden Rogues En Vogue-Songs (Skeleton Dance und Draw The Line) gewannen in der knackigen Livefassung deutlich an Qualität.

Mit dem in allen Ehren ergrauten Rolf standen/saßen dieses Mal erneut Basser Peter Pichl (solide, aber sehr extroveriert) und Drummer Matthias Liebetruth (spielte ein kurzes wie effektives Drumsolo und wirkte viel lebendiger – 🙂 – als sein Vorgänger Angelo Sasso) bzw. der Zweite Gitarre-Neuzugang Peter Jordan auf der Bühne.

Der Neue machte einen durchaus sympathischen Eindruck, gab sich handwerklich keine Blöße, wirkte optisch aber – Hallo Peter, ist nicht böse gemeint! – wie ein kurzhaariger Metalfan, der sich nach dem Konfirmandenunterricht die Jacke des Triangel-Spielers vom örtlichen Spielmannzug überzieht, um vor dem elterlichen Schlafzimmerspiegel mit dem Tennisschläger in der Hand Luftgitarre zu spielen.

Songs und Band klangen wirklich überzeugend und wurden von den (geschätzten) tausend Leuten auch frenetisch bejubelt – und so zweischneidig einige der letzten Studioschwerter auch sind: Live sind Rolf Kasparek und seine Mi(e)tmusiker immer noch eine Macht.

Das bewiesen sich auch an diesem Abend. Freue mich schon jetzt auf die nächste richtige Tour im Jahre 2007 und mein dann vierzehntes RUNNING WILD-Konzert!

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