ROSE TATTOO, MUSTASCH: Live im Gewerkschaftshaus Erfurt, am 24.05.2002

Hardrock und Heavy Metal in Erfurt? Nach den jüngsten Ereignissen inkl. Medienhysterie und Meinungsmache nicht selbstverständlich. Die Konzertagentur Appel & Rompf aus Erfurt bricht die Lethargie und zeigt den Erfurtern nach vergangenen Highlights wie Thin Lizzy oder Saxon erneut, welch unglaubliche positive Energie diese Musik freisetzen kann.

Hardrock und Heavy Metal in Erfurt? Nach den jüngsten Ereignissen inkl. Medienhysterie und Meinungsmache nicht selbstverständlich. Die Konzertagentur Appel & Rompf aus Erfurt bricht die Lethargie und zeigt den Erfurtern nach vergangenen Highlights wie Thin Lizzy oder Saxon erneut, welch unglaubliche positive Energie diese Musik freisetzen kann.

Die Stimmung im Gewerkschaftshaus war vom ersten Moment an sehr gut. Die Vorband MUSTASCH, die bei meiner Ankunft gerade am Abbauen waren, hatten einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Gemäß den Aussagen diverser Konzertbesucher durfte ich mich wirklich ärgern, während ihres Gigs noch in den konfusen Straßenschluchten der Landeshauptstadt Thüringens herumgeirrt zu sein. Die Schweden (mehr Infos unter www.mustasch.to) nahmen es aber auch verdammt genau mit der Uhr, fingen mit ihrem Set bereits kurz vor dem offiziellen Beginn um 21 Uhr an und spielten nur eine halbe Stunde.

Shit happens, aber natürlich waren die Rock’n’Roll Outlaws ROSE TATTOO die Hauptattraktion des Abends. Es war also nicht verwunderlich, dass die Stimmung allein durch den Einmarsch der Bad Boys einen überschwänglichen Kick bekam. Frontglatzkopf Angry Anderson wirkte positiv überrascht obgleich der lauten Ovationen und zeigte seine Sympathien gegenüber dem Publikum in einem breiten Grinsen. Ohne viel Schnörkel ging´s los mit ‚Out Of This Place’, ‚Bad Boy For Love’ und ‚Assault & Battery’ – einer Trilogie, mit der der räudige Haufen Rocker auf und vor der Bühne den Arschtritt verpasst bekam, der für eine schweißtreibende Show nötig ist. ‚Tramp’ hielt den Pegel, konnte aber aufgrund seines nicht unbedingt hit-tauglichen Charakters keinen draufsetzen. Ganz im Sinne des folgenden Songs eröffnete Angry wie jedes Mal die 10-minütige Jamsession namens ‚The Butcher And Fast Eddie’ mit einer ausgedehnten Ansage: „Everytime there is something before… brothers and sisters… bevor the rock, there was the BLUES“ und los ging´s. Während der, zugegeben, wirklich langen Interpretation der drei Akkorde dieses Songs konnte ich einen Blick ins Publikum werfen. Die Reihen waren nicht sehr dicht besiedelt. Das Gewerkschaftshaus hätte durchaus kleiner sein dürfen und hätte immer noch die ca. 500 Fans beherbergt. Der Altersdurchschnitt lag relativ hoch, was aufgrund der langen Karriere der Musiker und ihrer ersten Karriere Anfang der Achtziger auch nicht wirklich verwunderte. Doch genau wie ich einer bin, gab es auch neue Fans, die ROSE TATTOO sicher erst seit wenigen Jahren kennen/lieben/vergöttern. Nach der „Metzger-Hymne“ kramten die tätowierten Opas in den Highlights der ersten beiden Alben und zauberten ‚One Of The Boys’, ‚Rock’n’Roll Is King’ und ‚Astra Wally’ hervor. Langsam aber sicher rannen die Schweißperlen den Musikern aus allen Poren. Besonders Angry, der sich in einen leichten Wahn hineinzusingen schien, schüttelte sich und entsorgte die Flüssigkeit wie ein dreckiger Köter, der sich in einer Schlammpfütze gesuhlt hat. Pete Wells, bewaffnet mit BottleNeck und Flying V wirkte leicht gebrechlich, dünn und abgemagert. Ihm gegenüber standen wie Felsen in der Brandung der Riese Steve King am Bass (in modischer Latzhose) und Kampfgewicht und Hawaiihemdenbefürworter Rob Riley an der Rhythmusgitarre. Publikum und Band bildeten eine Einheit. ‚Scarred For Life’, ‚Remedy’, ‚Rock’n’Roll Outlaw’ und obergenial ‚Nice Boys’ wurden durch ausgedehnte Mitsingparts erweitert, bevor die Band nach ca. 75 Minuten von der Bühne ging. Es brauchte jedoch nicht lange, bis die Combo – herausgefordert vom Publikum – wieder auf die Bretter kam. Meine Hoffnung, etwas vom neuen Hammer-Album „Pain“ zu hören, war bereits jetzt gestorben. Eigentlich schade, denn diese Tour gehört ja zu dem Album, selbst wenn es noch nicht erschienen ist. Den Fans wäre es ein leichtes gewesen, auf die neuen Songs einzusteigen. Was mich aber ein wenig wundert ist, dass der Schwerpunkt des Sets mit acht Tracks auf dem 22 Jahre alten Debut „Rose Tattoo“ liegt. Von „Southern Stars“ (´84) wurde gar nichts gespielt, „Scarred For Life“ (´83) mit zwei Tracks angekratzt und von „Assault & Battery“ (´81) immerhin 4 Songs gespielt. Letztendlich ist es aber wie bei jeder guten Band: Sie müssten alle Songs von allen Alben spielen, um alle Fans glücklich zu machen. Aber nach dem Zugabenteil mit ‚We Can´t Be Beaten’ und ‚Suicide City’ war Schluß. Doch hätten die Roadies nicht sofort angefangen das Equipment abzubauen, würden die Fans wohl heute noch nach Zugaben schreien.

Jens Koch

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