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"Pelagial Tour 2014" mit THE OCEAN, DER WEG EINER FREIHEIT und EARTHSHIP am 21.02.2104 im Conne Island, Leipzig [Tourauftakt]

Sowohl die Vorband EARTHSHIP, als auch die Co-Headliner DER WEG EINER FREIHEIT wussten zu überzeugen und ebneten den Weg für ein tolles Konzert von THE OCEAN. Auch wenn das Line-Up auf den ersten Blick etwas kontrastär wirkte, erwies sich die Zusammenstellung als Glücksgriff.

Nachdem ich bereits Ende letzten Jahres ein Konzert von THE OCEAN als Support von MASTODON in Dresden besuchen wollte, und dieses einen Tag vorher kurzfristig abgesagt wurde, war die Enttäuschung natürlich groß. Denn mit Pelagial hatte das Kollektiv um Mastermind Robin Staps kurz zuvor eines der vielschichtigsten Metalalben 2013 veröffentlicht, von dessen Qualitäten ich mich auch gerne live überzeugt hätte. Doch glücklicherweise zählen THE OCEAN zu einer der fleißigsten Tourbands der Welt, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eine erneute Chance bieten sollte. Passenderweise fand der Auftakt zur zweiten Pelagial World Tour in Leipzig statt, bevor die Konzertreihe nach acht weiteren Stationen in Deutschland in den USA und Kanada fortgesetzt werden wird.

Als wir im kultigen Conne Island ankommen, ist der Saal bereits gut gefüllt und kurz darauf betreten EARTHSHIP die Bühne. Die als Trio agierende Band ist nicht durch Zufall ins Vorprogramm gerutscht, war doch der Frontmann einst als Schlagzeuger bei THE OCEAN. Doch auch ohne diesen Bonus weiß die Musik durchaus zu gefallen. Geboten wird ein schleppender sludgiger Sound, der in einigen Momenten an frühe BARONESS oder auch KYLESA erinnert. Besonders ins Auge fallen dabei die leicht progressiven Ausflüge des Drummers, der sich zusätzlich auch mit cleanen Vocals in den Gesang einschaltet, und somit der Musik eine neue Komponente hinzufügt. Im Verlaufe des Vier-Songs umfassenden Sets kommt die Band immer besser in Fahrt, was sich auch in den Publikumsreaktionen niederschlägt und zu ersten Lockerungsübungen der Nackenmuskulatur führt.

Und obwohl EARTHSHIP bereits jetzt schon reichlich Energie versprühen, könnte man die Performance auf großen Bühnen sicherlich noch etwas ausbauen, um die gleiche Intensität wie in kleineren Rahmen zu erzeugen. Nach einer halben Stunde ist der Auftritt dann schon vorüber, und sowohl Band als auch Publikum zeigen sich sichtlich zufriedengestellt.

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Nachdem EARTHSHIP noch durchaus Parallelen im Sound zum Headliner des heutigen Abends aufweisen können, folgt auf dem Papier der scheinbare Kontrastpunkt. Denn mit DER WEG EINER FREIHEIT wurde eine aufstrebende Black-Metal-Band verpflichtet, die sich langsam aber sicher immer weiter in der deutschen Metal-Landschaft etablieren kann.

Auch für das Leipziger Publikum ist die Band um Nikita Kamprad schon lange keine Unbekannte mehr, machte man doch schon letztes Jahr auf der Tour mit AGRYPNIE in der Stadt halt und spielte ebenfalls 2012 bereits an gleicher Stelle. So ist es wenig verwunderlich, dass es noch etwas enger vor der Bühne wird, als der Auftritt beginnt. Erwartungsgemäß liegt der Fokus des Sets auf den letzten beiden Veröffentlichungen und bietet mit Nachtsam und Der stille Fluss schnell erste Highlights, die vom Publikum frenetisch abgefeiert werden. Dabei ist der Sound wesentlich besser als zuletzt in der Moritzbastei, aber immer noch alles andere als perfekt. Denn so wahnsinnig gut, wie Schlagzeuger Tobias Schuler auch spielt, sein Instrument ist im Mix zu laut und übertönt in den Blast-Passagen einige Male die Gitarren, sodass es teilweise schwer fällt, die Songs auf Anhieb zu erkennen. Auch der Wechsel am Mikrofon, der nun schon einige Zeit zurückliegt, ist in meinen Augen immer noch nicht hundertprozentig zufriedenstellend abgeschlossen. Durch die Doppelbeanspruchung aus Gitarre-Spielen und gleichzeitigem Singen geraten die Vocals von Nikita Kamprad etwas unemotionaler und eine Spur kraftloser, als man es auf den Alben gewohnt ist.

Dennoch bin ich keineswegs enttäuscht von dem Auftritt, denn die herausragenden Songs machen nach wie vor die wenigen Kritikpunkte locker wett. Auch wird gegen Ende ein neues Stück mit dem Titel Letzte Sonne präsentiert, welches durch seinen komplexen Aufbau Appetit auf Mehr macht. So darf sich vor allem der Drummer noch einmal so richtig austoben und baut zwischen den typischen Knüppelpassagen auch progressive und thrashige Takte ein, die zumindest für DER WEG EINER FREIHEIT-Verhältnisse recht ungewohnt klingen. Zum Abschluss gibt es dann noch den Band-Klassiker Neubeginn auf die Ohren, der auch Fans des selbst-betitelten ersten Albums beglückt.

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Nach einer kurzen Umbauphase ist es dann Zeit für den Main-Act. Mit einer stimmungsvollen Lichtshow und Projektion im Hintergrund ausgestattet, beginnt die Reise in die Tiefen des Meeres zu den Klängen von Epipelagic. Spätestens zu Mesopelagic: Into the Uncanny verstummt dann endlich das gesprächige Publikum, sodass man sich vollends auf die Musik einlassen kann. Nicht nur kann, nein, sondern muss, denn THE OCEAN gelingt es, eine dermaßen durchgängig dichte Atmosphäre zu zaubern, dass man niederknien möchte. Der hochdynamische Sound gehört so ziemlich zum Besten, was ich bis jetzt in der Location erleben durfte, und auch die Bandmitglieder wirken hochmotiviert. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, denn Paul (Drums) und Damian (Gitarre) geben an diesem Tag ihren Einstand. Dieser gelingt vorzüglich, zu keiner Sekunde merkt man eine Unsicherheit oder Verspieler. Vielmehr wirkt die Band bereits ab ihrem ersten Auftritt zusammen höchst professionell und perfekt aufeinander eingespielt. Selbst wenn mir der direkte Vergleich zu den Vorgängern fehlt, kann ich keinerlei Abstriche bei der Umsetzung des Pelagical-Albums feststellen – Respekt!

Auch Loïc Rossetti, der Mann am Mikrofon, lieferte stimmlich eine starke Vorstellung ab, ist agil auf den Beinen und versucht sich bereits am Anfang des Sets in der Disziplin des Crowd-Surfings, was gerade noch glimpflich für ihn ausgeht. Davon lässt er sich natürlich nicht beirren, versucht es im Verlaufe des Sets ein weiteres Mal und klaut sich zu Ende des regulären Sets ein Becken inklusive Ständer vom neuen Drummer, das er zu den doomigen Klängen von Benthic: The Origin of our Wishes bearbeitet. Dummerweise ist der Beckenständer nicht so standsicher wie erwartet, sodass das sicherlich teure Becken einige Male unsanft auf dem Boden aufschlägt und schlussendlich dort auch liegen bleibt. Natürlich stellt dies noch nicht den Schlusspunkt des Abends dar, denn unter dem verdienten Applaus des tosenden Publikums kehren THE OCEAN ein weiteres Mal auf die Bühne zurück um die Zugabe anzustimmen. Diese hält zwei weitere Stücke aus den Alben Heliocentric/Anthropocentric und Precambrian bereit, die diesen starken Auftritt gebührend abrunden.

Der Besuch in Leipzig hat sich somit definitiv gelohnt. Sowohl die Vorband EARTHSHIP, als auch die Co-Headliner DER WEG EINER FREIHEIT wussten zu überzeugen und ebneten den Weg für ein tolles Konzert von THE OCEAN. Auch wenn das Line-Up auf den ersten Blick etwas kontrastär wirkte, erwies sich die Zusammenstellung als Glücksgriff. Sowohl DER WEG EINER FREIHEIT als auch THE OCEAN stehen in ihrem Genre für eine fortschrittliche und moderne Interpretation der damit verbundenen Musik, und gehören somit aktuell zu den spannendsten Gruppen Deutschlands.

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