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OOMPH / FARMER BOYS / HERZER Nürnberg-Hirsch-19.09.00

Zwei der derzeit angesagtesten deutschen "harten" Bands zusammen auf Clubtour.

Zwei der derzeit angesagtesten deutschen harten Bands zusammen auf Clubtour. So war es auch nicht weiter verwunderlich dass Matze, seines Zeichen Sänger von FARMER BOYS, beim Smalltalk vor dem Gig sehr zufrieden mit dem Verlauf der Tour ist. Auch im Nürnberger Hirsch versammelten sich an diesem Dienstag abend schätzungsweise um die 500 Leute, was nicht wenig ist, schaut man sich mal den Veranstaltungskalender dieser Tage an.

Den Anfang machte die deutsche Newcomerband HERZER, welche schon etliche Nachwuchs- und Talentwettbewerbe für sich entscheiden konnte. Sie hatten aber wie so oft bei Vorbands mit dem Problem des Desinteresses des Publikums zu kämpfen. Diese waren nämlich lieber im Bistro oder standen in den hinteren Reihen der Halle. Die Band lies sich aber nicht beirren und spielte einen engagierten Set. Ihre Musik ist eine Mixtur aus harten Gitarren und meist deutschem Sprechgesang. Auch hatte die Band einen Scratcher in ihren Reihen welcher den Songs eine besondere Note gab. Besonders dieser hatte eine Menge Spaß am Auftritt und bewegte sich hinter seinem Pult ständig. Die Songs waren hart, aber meines Erachtens zu sehr nach dem gleichen Strickmuster aufgebaut, so dass der Aha-Effekt, den die Band bei mir zu Beginn des Sets erntete, bald verflachte. Trotzdem würde es mich nicht wundern wenn man nochwas von dieser Band hören würde.

Dann ging es weiter mit FARMER BOYS und man merkte schon beim Betrachten der Bühne dass die Stuttgarter keine Vorband im eigentlichen Sinne sind, sondern eine Art Co-Headliner. Sie hatten eine hervorragende Lightshow und genügend Platz auf der Bühne. Los gings mit dem Single und VIVA 2 Hit „Here comes the pain“ gefolgt von „End of all days“. Die Stimmung war gut, aber bei weitem nicht so enthusiastisch wie ich es erwartet habe. Erst beim folgendem, alten Gassenhauer „Farm sweet farm“ fingen die Leute an zu hüpfen, tanzen und pogen. Beim 70-minütigen Auftritt gab es hauptsächlich Songs des aktuellen Chartbreaker „The world is ours“. Auffallend war, daß das Publikum am meisten bei älteren Tracks wie „Prized“, „Barnburner“ oder „When a chicken cries for love“ abging. Sänger Matze ist zweifelsohne der Mittelpunkt der Band und konnte gesanglich, wie auch schon auf CD, voll überzeugen. Auch suchte er immer wieder den Kontakt zum Publikum. Die übrigen Bauernjungs beschränkten sich auf das fehlerfreie Vortragen der Stücke. Lediglich Gitarrist Alex poste manchmal wie ein richtiger Metalhead was ihm bei mir Pluspunkte einbrachte. Auch ist es verdammt cool sich nach jedem Song von einem Roadie eine andere Gitarre umhängen zu lassen. Leider vermisste ich das superbe DEPECHE MODE Cover „Never let me down again“ und die nächste Single „If you ever leave me standing“. Aber die Stuttgarter spielen im Herbst, oder Anfang nächsten Jahres, sicherlich noch eine eigene Clubtour. Ein hervorragender, frischer Auftritt von einer hoffnungsvollen deutschen Band, die sicherlich die Chance hat auch den amerikanischen Markt zu knacken. Dieser Gig war der endgültige Beweis dafür, daß die FARMER BOYS das Beste sind was das Schwabenland zu bieten hat.

Nachdem die Boys einen meiner Meinung nach mitreißenden Gig hingelegt hatten, war ich gespannt, ob auch OOMPH!, die Erfinder des seit dem RAMMSTEIN-Hype als „Neue deutsche Härte“ bezeichneten Stils überzeugen können. Trotz meiner Bedenken wurde ich mehr als belohnt. Bedenken hatte ich deshalb, da der letzte Output „Plastik“ schon mehr als anderthalbjahre auf den Buckel hat und sich auch das Bühnenoutfit seit dem letzten Jahr nicht verändert hat. Wie gewohnt trat Dero (Vocals) in seinem Psychopaten-Gewand samt Schminke auf, der Rest der Band (Crap, Flux usw.) in ihren Plastik Anzügen. Ich bin sowieso der Meinung, dass die Jungs keinen Outfit-Firlefanz nötig haben um zu überzeugen, da sie ganz einfach die besten Songs in diesem Genre am Start haben. Auch trotz fehlenden neuen Materials konnten OOMPH! durch ein gelungenes Sammelsurium aus alten und neueren Hits („Defekt“, „Das Weiße Licht“, „Fieber“, „Scorn“, „Ice-Coffin“, „I.N.R.I. vs. Jahwe“, “Gott ist tot“…) die doch recht Müde gewordene Meute überzeugen. Dero fand sogar Fans, die ihn mehrmals durch die ganze Halle surften. Nach einer Stunde Psycho-Show gabs dann noch „Feiert das Kreuz“ vom Sperm-Album und eine Solo-Einlage von Dero, sodaß die noch verbliebenen Fans zufrieden den Nachhauseweg antreten konnten. Alles in allem kann man von einem durchaus gelungenen Abend sprechen und es bleibt zu hoffen, dass OOMPH! bald mit einem neuen Album rüberkommen.

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