NAPALM DEATH, HUGE BABY, SOUL DEMISE: Live in München, 07. Februar 2002

Ein Abend im Münchener Backstage, Teil 1.

Der erste Gedanke, den ich an diesem unsinnigen Donnerstag hatte, bevor ich das Backstage betrat war: Was soll das denn sein? Ein Schlange, die bis weit vor das Münchner Backstage reichte ließ mich ahnen, dass es heute sehr kuschelig zugehen würde. So voll habe ich das Backstage fast noch nie gesehen. NAPALM DEATH riefen und es schien als wären alle Grindfreaks der Landeshauptstadt gekommen. Gerüchten zufolge war auch Campino von den TOTEN HOSEN an diesem Abend anwesend. Hoffen wir mal, dass sich dieser Abend auf dessen Band auszuwirken weiß.

Um 21:00 Uhr verdunkelte es sich zum ersten Mal und die Schweden… halt, Oberpfälzer Soul Demise betraten die Bühne und gaben eine halbe Stunde in einem furiosen kleinen Gig absolut alles. Der neue Sänger Roman fegte über die Bühne, mal graziös tanzend, mal brutal bangend. Seine Stimme ist ebenfalls hervorzuheben, sehr krass und mit richtig viel Power drin. Von der Erkältung, die er mit geschildert hat, keine Spur. Seine Kollegen waren ebenfalls fleißig am Köpfe schütteln und spielten den äußerst schnellen und melodischen Set routiniert runter. Zum besten wurden unter anderem die Hits Soul Demise, Obidience to Autority und die bärenstarke Cover-Version von OBITUARY´s Slowly We Rot dargeboten. Ein neuer Song, dessen Lead mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht und hohe Erwartungen an das nächste Album stellen lässt schloss gemeinsam mit Concealed Malignancy das Set ab.

Nun kam die Faschingsüberraschung, das hätte man sich jedenfalls denken können. Denn ich empfand es als absolut nicht nachvollziehbar, was auf dieser Tour die Band HUGE BABY zu suchen hatte. Die spielten nämlich gelangweilt und arrogant wirkend ihr Grunge-Set runter und wunderten sich, warum sie fast keinen Applaus bekamen. Im Nachhinein empfand waren sie gar nicht als mies zu sehen, nur sie passten überhaupt nicht zu Napalm Death. Aber es blieb einfach nichts hängen, nervte und jeder empfand die NAAAAAAAAAAAAAAAPAAAAAAAAAAALM-Rufe als extrem gerechtfertigt. Wenn man sich auf ein totales Grind-Inferno freut, ist die das ziemlich abturnend. Wurden die mitgenommen, dass die Hallen nicht so voll wurden?

Jedenfalls ging auch diese halbe Stunde vorbei und im Saal stieg die Vorfreude auf NAPALM DEATH. Die Besucher erlebten allerdings einen kleinen Schock: Basser Shane Embury, der gut gebaute Afro-Man fehlte. Manch einer hatte schon die Befürchtung, das Tier auf seinem Kopf wäre endgültig gestorben, doch er hatte was falsches gegessen und lag zur Beobachtung im Krankenhaus. An dieser Stelle: Gute Besserung! Nach zwei, für mich fast tödlichen Mosh-Aktionen bei den letzten Napalm Death-Konzerten zog ich es diesmal vor, mich etwas weiter hinten zu plazieren. Ohne Intro gings mit Taste the Poison, Next on the List und Constitutional Hell vom aktuellen Album Enemy of the Music Business sowie der absoluten Band-Hymne Suffer the Children los und wie ein Orkan fegte das Quartett über das Backstage hinweg. Agile Frontmänner, Teil 2, Barney hüpfte und rannte ruhelos über die Bühne und gönnte sich keine Verschnaufpause. Und die Instrumentalisten? Perfekt und pathologisch-präzise wie eh und je. Die beiden Gitarristen, Jesse Pintado und Mitch Harris, zockten ein fettes Riff nach dem anderen aus dem Ärmel und Drummer Danny Herrera war der reinste Duracel-Hase. Tight, perfekt, und rasend schnell.

Der Moshpit nahm während des Konzertes stellenweise mehr als das halbe Backstage ein und dutzende Stage-Diver ließen den Security´s keine Zeit zum Atmen. Zeit zum Atmen blieb außerdem auch nicht den Musikern und dem Publikum, denn weiter gings mit Klassikern wie The World Keeps Turning, Cleanse Impure und Politicians, außerdem wurde mit Vermin, Can´t Play, Won´t Pay und A Necessary Evil fast das komplette neue Album durchgespielt. Das Schwitzen kannte nun absolut keine Grenzen mehr, aber wenigstens haben sich Barney und Co. nicht ganz ausgezogen. Auch das obligatorische Scum-Medley ließ nicht auf sich warten. Cure for a Common Complaint schloss dann den regulären Teil des Sets ab. Abschließend die drei Pflichzugaben Greed Killing, dem DEAD KENNEDY´s Song Nazi Punks Fuck Off und der Pflicht Nummer Siege of Power, bei denen der Moshpit atomare Verhältnisse annahm. Niemand, aber auch wirklich niemand verließ unzufrieden das Backstage. Höchstens die Damen waren ob des tollen Oberkörpers von Jesse Pintado etwas unzufrieden, der beim Zugabenteil oben ohne ankam. Das schmälerte den optischen Genuss deutlich.

Tags darauf muss jedenfalls das die Kult-Location ziemlich arg durchgewischt worden sein, bei dem Schweiß der sich ansammelte… Unvergesslich.

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