Mystic Circle, Graveworm, Stormlord und Suidakra, 21. 10. 1999, Z7, CH-Pratteln

Dieser Donnerstagabend stand ganz im Zeichen des KmK, des Krachs (beziehungsweise Blackmetals) mit Keyboard.

Dieser Donnerstagabend stand ganz im Zeichen des KmK, des Krachs beziehungsweise Blackmetals mit Keyboard. Den Anfang dieses nur dürftig besuchten Konzerts machten die Deutschen Suidakra, die ihrem fröhlichen, teils keltisch-inspirierten Metal treu geblieben sind, allerdings nicht ihren Gitarrensolos von Anno 98, die an diesem Abend eher durch Schlampigkeit denn durch Genauigkeit bestachen. Getragen wurde das ganze von Dimmu Borgir-mässigen Keyboards (keine grosse Überraschung an diesem Abend) die allerdings nicht alles in einen KmK-brei verwandelten. Während Suidakra’s Set kam, erschien zum ersten Mal die massgebende Komponente dieses Abends: die „funny Crew“, die zu Ehren dieses letzten Konzerts der Tour für die Bühneneffekte—im Fall von Suidakra WC-Papier, das um die Musiker gewickelt und auf sie geworfen wurde—sorgte (nebst ihren anderen Aufgaben).

Kaum hatte man sich von den Lachkrämpfen ein bisschen erholt, betraten die italienischen Stormlord die Bühne und sorgten bereits ohne Hilfe der funny Crew für einige Lacher mit ihrem superbösen Outfit: vor allem der Sänger bestach durch sein kleines Batman Cape, mit dem er auf der Bühne herumflatterte und kreischte wie die Mini Playback Show Version von Mr. Dani (Cradle of) Filth. Gerade als Stormlord ihren epischen Blackmetal Song „The eye of the Dragon“, der durch penetrante Dur-Klänge von Seiten des Tastenmenschen und Querflöte-Einstellungen auffiel, betrat die funny Crew die Stage und machten dem Kindervampirgarten ein Ende: der Keyboarder wurde mit Wasser radikal entschminkt und sah plötzlich ganz brav aus obwohl er seine „bösen“ Melodien weiterklimperte. Der Bassist, der die Melodiegesangsparts übernahm, wurde mit einem Kabel an seinen Mikrofonständer gefesselt (habe selten so eine hilflose Kreatur der Nacht gesehen in einer Situation, wo nicht mal ein Kruzifix präsent war). In seiner hilflosen Position kam der Kreischflattermann persönlich und kniete in Monica Lewinsky Pose nieder, um seinen Mitmusiker zu befriedigen—äh zu befreien. Zur gleichen Zeit bekam ein anderes glückliches Kabel einen Blowjob von einem Mitglied der funny Crew…das Ganze erinnerte mehr an eine Blackmetalparodie als an ein Konzert dieser Stilrichtung…

Stormlords Landsleute von Graveworm waren dann schon um einiges grimmiger und hielten sich die Crew erfolgreich vom Leib, vermutlich durch die äusserst aufschlussreichen Ansagen nach dem Cannibal (rülps) Corpse-Schema :“Nocturnal ….(grunz)“ und „Dreaming….(grunz)“. Ansonsten bot ihr Set keine besonderen Highlights, ausser dass die Keyboards flächiger daherkamen und nun die Stimmung düsterer wurde…(nein, es war nicht Bedtime für Teeniesatanisten).

Mystic Circle hoben sich äusserst klar als Headliner des Abends ab, die Stage wurde durch ein Jesuskreuz und zwei Pentagramme reicher, während dem orchestralen Intro wurde das Kreuz dann auch bestückt—schon im Nebel war klar, dass es sich nicht um den ausgehungerten Jesus handeln konnte, sondern nur um den feisten Teufel beziehungsweise Graf von Beelzebub, der uns mit seinem rötlichen, begummistachelten Teufelskostüm beehrte. Gegen Mitte des Sets wurde das Kreuz dann von einer neuen Mieterin bezogen, die uns ihre rot-schwarzen Lackstrapse präsentierte, allerdings nur für die Dauer eines Songs—ich begriff den Sinn ihres Erscheinens nicht ganz, vielleicht versuchte sie Graf von Beelzebubs Aufmerksamkeit zu erringen. Dieser widmete sich jedoch relativ stur seinem Set, das durch ein Sample von „The Devil’s Advocate“ bereichert wurde, genauer um das bekannte Miltonzitat „Better to reign in Hell than serve in Heaven“. Durch seine dominante Bühnepräsenz geriet die Musik zuweilen beinahe in den Hintergrund, doch dies schien die Mystic Circle Anhänger nicht gross zu stören, Hauptsache Satansrufe, Gitarrenwand und Keyboardteppich…und natürlich künstlicher Rauch, denn in diesem Outfit kann Graf von Beelzebub hoffentlich nur in der Hölle rumlaufen…

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