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MY DYING BRIDE – Lahr, Universal D.O.G. – 13. Februar 2000

My Dying Bride zeigen sich 2000 von ihrer bodenständigen Seite: keine Elektronik-Experimente, kein Schnick-Schnack, sondern eine Rückbesinnung auf ihre Anfangstage. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt, der nur einen Anlass zur Kritik bot: Nach knapp einer Stunde fünfzehn Minuten (inclusive Zugaben) holte die Saalbeleuchtung das Publikum zurück in die Realität…

Da wir uns als Orts-Unkundige mal wieder tierisch verfahren hatten, erreichten wir das 180km entfernte Universal D.O.G., übrigens ein ziemlich schöner Club mit einer großen, gut überschaubaren Bühne, pünktlich zur Umbaupause zwischen The Gathering und My Dying Bride.

Bei My Dying Bride hatte sich im Line-Up einiges geändert, so war nicht, wie eigentlich beabsichtigt, Violinist Martin oder Bal Sagoth Keyboarder Jonny Maudlin mit auf Tour gekommen. Schade, denn ich persönlich vermisse die Geige noch immer. Die Violinenparts wurden bei A Kiss to remember von den Keyboards übernommen, die von Jasmin Ahmid bedient wurden. Aaron stellte sie vor: And here we have lovely Jasemin. It´s the first time that we have a female bandmember besides Adrian. Es bleibt festzuhalten, dass Jasmin sehr gut zu der Band passt, sowohl optisch als auch was ihre Spielkünste angeht. Ob sie ein festes Mitglied bei My Dying Bride wird, steht noch nicht fest. Ein weiteres neues Bandmitglied ist Gitarrist Hamish, auch er scheint sich bei den britischen Depris wohl zu fühlen.

Insgesamt war die Songauswahl eher ungewöhnlich, das bereits erwähnte A kiss to remember war der mit Abstand eingängigste Song, natürlich fehlte weder The Cry of Mankind oder der Titeltrack des neuen Albums. Dennoch, My Dying Bride spielten relativ viele alte Songs und verzichteten bis auf A kiss to remember weitgehend auf die Titel, in denen das Fehlen der Violine aufgefallen wäre. Ganz besonders The cry of Mankind war live fantastisch umgesetzt und wurde auch gehörig abgefeiert. Das Publikum war überhaupt ziemlich laut und bejubelte die Band ausgiebig, wobei man, wenn man sich während der Songs umschaute, das ein oder andere Mal der Eindruck gewinnen konnte, dass alle festgefroren seien. Die Leute bewegten sich kaum, man konnte locker bis zur ersten Reihe durchkommen, überhaupt – es herrschte eine eigenartige, sehr ruhige und friedliche, aber wohl für My Dying Bride Gigs typische Atmosphäre. Jeder schien vor sich hinzuträumen und es fiel schwer, nicht einfach nur die Augen zu schließen und sich von der Musik treiben zu lassen. Wer sich in sich selbst versenkte, erlebte sicher auch ein schönes Konzert – aber er verpasste die Show, die von Aarons Ausstrahlung lebt. Es mag ja stimmen, dass er auf der Bühne ziemlich aufgeregt ist, doch davon war nichts zu spüren. Dieser Mann zelebriert seine ganz eigene Form von Leidenschaft auf der Bühne, er gestikuliert, er zerrt sich an den Haaren, er krümmt sich zusammen. Das alles wirkt nicht gekünstelt, sondern hat eine ganz eigene, unverwechselbare Note. Stimmlich präsentierte er sich in Höchstform, kraftvolle Growls wechselten sich mit anklagendem klaren Gesang ab, es war schlicht und einfach ergreifend.

Auch der Rest der Band zeigte sich alles andere als faul, besonders Andrew stach durch wildes Headbanging ins Auge. My Dying Bride zeigen sich 2000 von ihrer bodenständigen Seite: keine Elektronik-Experimente, kein Schnick-Schnack, sondern eine Rückbesinnung auf ihre Anfangstage. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt, der nur einen Anlass zur Kritik bot: Nach knapp einer Stunde fünfzehn Minuten (inclusive Zugaben) holte die Saalbeleuchtung das Publikum zurück in die Realität. Anscheinend wurde der Band nur bis 23 Uhr Zeit gegeben – so hatte zumindest ich Aarons Ansage I think we have only time for two more songs interpretiert – schade, den auch das Publikum wollte mehr.

Bericht: vampiria

Fotos: boxhamster

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