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MY DYING BRIDE im Hirsch, Nürnberg am 6. Juli 2009

Sensation! MY DYING BRIDE spielen ein Clubkonzert in Deutschland!
 

Sensation! MY DYING BRIDE spielen einen Clubgig in Deutschland! Die Doom Metaller aus Yorkshire machen sich in den letzten Jahren immer rarer, wenn es darum geht, sie live zu bewundern und so kriegt man höchstens nicht gerade atmosphärische Festivalauftritte in unseren Breitengraden zu sehen. Da stellt sich gar nicht erst die Frage am Montag nach der Arbeit schnell die anderthalb Stunden in die Frankenmetropole Nürnberg anzutreten, auch wenn das launenhafte Juliwetter eher zum April passt. Die Anfahrt ist gespickt mit Abenteuern, wie eine Wasserwand nahe Allersberg, inklusive Aquaplaning und einer tief stehenden Sonne, welche die Wolken vertreibt, leider auf Kosten der kompletten Sicht.

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Hervorragender Gitarrensound – Hamish Glencross.

Aber ich will nicht meckern, Herr und Frau Chaos sind gut hin- und heimgekommen. Allerdings zu spät um beide Vorbands zu sehen, die mit überraschender deutscher Pünktlichkeit ihr Set gestartet haben. Die gut 350 versammelten Fans – viele davon in neuen, gnadenlos überteuerten T-Shirts – fiebern aber eh viel mehr den Hauptakteuren des Abends entgegen, die Ihre Zeremonie mit einer wahren Introwand einläuten. Das heißt laute Samples, orchestrale Elemente und atmosphärische, blaue Beleuchtung schwören die Doom Metaller auf das kommende Ereignis ein. Und es ist in der Tat ein absolutes Highlight, was wir erleben, auch wenn mit einer eher unspektakulären Nummer gestartet wird. Aber Fall with Me leitet das Set dank seines melancholischen Refrains und der tonnenschweren Riffs doch sehr gut ein. Da fällt den Riffliebhabern der wahnsinnig gute, tiefe und massive Gitarrensound gleich mehr auf, als Aaron Stainthorpes gewagtes Semi-Military-Outfit.

MY DYING BRIDE wirken enorm spielfreudig, auch wenn Aaron angeblich nicht gerne live auftritt. Anzumerken ist dem großen, dürren Frontmann seine Schüchternheit allerdings. Und trotzdem lebt er sich in die Songs hinein, wie kein anderer. Einen weiteren Song vom superben neuen Werk For Lies I Sire, das treibende Bring Me Victory, nutzen MY DYING BRIDE um vollends aufzutauen, danach werden die alten Fans beglückt. Mit ihrem nagelneuen, blutjungen, sowie recht schüchternem Keyboarder und Violinisten Shaun MacGowan im Gepäck ist der Klassiker From Darkest Skies live wieder möglich und die Fans danken es der Band. Aaron bemerkt in einer Ansage, dass er wirklich gerne die alten Nummern spielt und deshalb schleichen sich immer wieder gern gehörte, alte Stücke ins Set, mit The Thrash of Naked Limbs ist aber eine freudige, faustdicke Überraschung geglückt, die allerdings erschreckend wenigen Fans bekannt ist.

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 Theatralik mit Klasse – Aaron Stainthorpe und Lena Abé

Überhaupt haben MY DYING BRIDE ein wirklich gutes Händchen dafür, alle Fans zufrieden zu stellen. Das Set bietet von fast jedem Album etwas, A Line of Deathless Kings kommt ebenso zur Geltung wie Turn Loose the Swans mit seinem unwahrscheinlich gutem Titelsong, ganz klar einer der besten Doom-Death-Songs aller Zeiten. Die Gitarristen Andrew und Hamish zelebrieren jedes der Stücke mit einer dezenten Hingabe, die allerdings keinen Zweifel an der Ehrlichkeit aufkommen lässt. Für das Aufhorchen sorgen da eben eher die kleinen, aber monströs klingenden Amps. Die relativ neue Bassistin Lena Abé groovt sich ebenso durch das Set, geht in der Musik auf, als wäre sie schon seit Demotagen bei MY DYING BRIDE. Ebenso gut ist Dan Mullins an den Drums ins Set integriert. Ein wenig komisch mutet es schon an, die neuen Musiker zu sehen, wie sie die alten Songs spielen, der Gedanke einer Coverband um zwei Originalmitglieder kommt allerdings nie in den Sinn.

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Auch nach 20 Jahren noch voller Leidenschaft: Andrew Craighan

Die Intensität des Konzerts steigert sich von Lied zu Lied, nach Turn Loose the Swans wird in Sachen Heaviness mit She is the Dark der Zenith des Abends erreicht. Am meisten lebt Aaron, halb Schauspieler, halb Frontmann, mit einem stimmlich hervorragendem Tag, allerdings bei The Dreadful Hours, in dem er die verschiedenen Rollen des Textes sehr intuitiv darbietet. Mit so einer Performance ist es schier unmöglich auf etwas anderes zu achten als auf Aaron selbst. Und auch die Sympathien liegen auf seiner Seite. Zum erst zweiten Mal spielen MY DYING BRIDE Santuario Di Sangue von For Lies I Sire und er bittet das Publikum eventuelle Fehler zu überhören. Nach Fünfundsiebzig Minuten kommt die Band ein zweites Mal auf die Bühne und gibt noch zwei Zugaben zum Besten: The Cry of Mankind entführt noch einmal in ältere Zeiten, My Body, a Funeral hingegen ist der denkbar beste Abschluss dieses alles in allem anderthalbstündigen Auftritts voller Magie, großartiger Songs und einer spielfreudigen Band, die ihre Leidenschaft noch lange nicht verloren hat.

Setlist MY DYING BRIDE:
Fall with Me
Bring Me Victory
From Darkest Skies
The Thrash of Naked Limbs
And I Walk with Them
Turn Loose the Swans
She is the Dark
Catherine Blake
Santuario Di Sangue
The Dreadful Hours

The Cry of Mankind
My Body, a Funeral

Fotos: (c) Andrea Friedrich.
Viele weitere Bilder gibt es auf www.deceitful-tranquillity.de

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