MISFITS, THE OTHER und ROSTOK VAMPIRES am 19.07. 2004 in der Live Arena, Münster-Breitefeld

Die MISFITS rockten in der Arena. Was muss man dazu sagen?

Die Live Arena hat sich ja längst als hervorragender Veranstaltungsort etabliert. Selbst die letzten Nachzügler wissen mittlerweile, dass Münster-Breitefeld nicht Münster in NRW ist und finden sich entsprechend oft dort ein. Gelegenheiten gibt es ja genug, bei dem breitgefächerten Angebot, das die Live-Arena bietet.

Am heutigen Abend dürften aber trotzdem einige zum ersten Mal in der Arena gewesen sein. Grund dafür: Die Veranstalter riefen zum Tanze und boten niemand geringeren als die MISFITS. Nun, oder eben das, was davon übrig ist. Und als ob das nicht genug wäre ist dies nur eins von zwei Konzerten, dass die Horror-Punk Legende in Deutschland spielt. Klar, dass das Einzugsgebiet dementsprechend groß ausgefallen sein dürfte.

Folgerichtig ist auch vor der Halle schon früh die Hölle los, MISFITS-Shirts, wohin das Auge blickt, nicht wenige sind in bester Manier geschminkt, es sieht so aus, als wäre das Thema MISFITS so aktuell, wie eh und je.

Als dann irgendwann die erste Band des Abends die Bühne betritt, style=margin-top:10px;hat sich da ganze noch nicht wirklich geändert, denn vor der Halle halten sich scheinbar mehr Leute auf als darinnen. Die Örtlichkeit ist gut gefüllt, aber dort, wo später der Pit sein sollte herrscht noch gähnende Leere. Die ROSTOK VAMPIRES haben die undankbare Aufgabe, ein Konzert vor einem Publikum zu eröffnen, das geschlossen auf die MISFITS wartet. Hinzu kommt, dass die fünf Jungs aus Dortmund absolut nicht so recht zur Attitüde des Hauptacts passen wollen. Zudem merkte man den Musikern kaum an, dass sie mal zu den erfolgreichsten Nuclear Blast Bands gehörten und dort in den Achtzigern drei gut verkaufte Platten veröffentlichten. Sie wirkten wie ein Haufen in die Jahre gekommene Rocker, die vergeblich dem Spirit der alten Punk/Hardcore-Zeit hinterherlaufen.

Der Sänger mit Jeans und Bierbauch sah eher aus, wie der langzeitarbeitslose LKW-Fahrer von nebenan und einer der Gitarristen hatte sich zwei völlig unnötige Striche ins Gesicht geschminkt. Aber gut, das sind Äußerlichkeiten und die MISFITS sind ja auch nicht mehr die jüngsten. Vielleicht würden ja die alten Herren heute das überwiegend junge Publikum rocken.

Danach sah es allerdings bei den ROSTOK VAMPIRES nicht gerade aus. Ihr Gossen-Aussehen konnten die Musiker nicht auf die Bühne übertragen und boten zwar flotten, schrammeligen Punk, der ganz gut nach vorne ging, aber sämtliche Originalität vermissen ließ. Das war vielleicht früher mal innovativ, aber heute gibt es eben leider hunderte andere Bands, die die selbe Musik machen. Die Band, vor allem der Frontman waren zwar sichtlich bemüht, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, aber zu mehr als großzügigem Höflichkeitsapplaus reichte es einfach nicht. Die ulkigen Tanzeinlagen des Sängers taten ihr übriges und so beschlossen nicht wenige Besucher lieber noch mal frische Luft zu schnappen und auf die MISFITS zu warten. Die Tatsache, dass viele der Besucher wahrscheinlich nicht mal wussten, dass sie zur Glanzzeit der ROSTOK VAMPIRES noch im Sandkasten gespielt haben, half der Band in diesem Moment natürlich auch nicht weiter. Eines jedenfalls deutete sich schon bei der ersten Band an: Es würde ein verdammt, verdammt heißer Abend werden, und die Temperaturen schienen stetig zu klettern, was sich mit den steigenden Menschenmassen sicher auch nicht ändern würde.

style=margin-top:10px; Nach der Umbaupause betraten dann THE OTHER die stickige Bühne. Stilecht im Horror-Punk Outfit geschminkt und gekleidet sprachen sie das Publikum durchaus schon mehr an. Besonders der Bassist war bemerkenswert gestylt, seine rechte Gesichtshälfte war einer frischen Fleischwunde nachempfunden.

Die Band offerierte den Anwesenden ihre Interpretation des MISFITS-Mythos und konnte damit großteils ordentlich punkten. Zugegeben, viel mehr als ein Plagiat des Originals war die Band nicht, aber dafür eben mit Stil. Zudem war die Combo offenbar vielen der Anwesenden zureichend bekannt und wurde in den vorderen Reihen ordentlich abgefeiert. Es gibt anscheinend tatsächlich eine Szene für die Musik-Nische Horror-Punk. Dementsprechend waren auch nicht wenige THE OTHER Fans anwesend und konnten Hits wie Tarantula oder 666 Ways to die blind mitsingen und der Frontman ließ sie das auch nicht selten tun.

Mittlerweile war auch gut Bewegung in der Menge, die auch langsam aber sicher zu moshen begann. Aber wie der bleichgeschminkte Sänger es richtig ausdrückte: Lasst mich raten, ihr schont eure Kräfte? wollte sich wohl niemand richtig verausgaben, bevor der Hauptact starten würde.

Auch musikalisch boten style=margin-top:10px;THE OTHER Kost, die mehr als verdächtig nach den MISFITS klang, wenn auch des öfteren in gemäßigterem Tempo und stellenweise etwas metallischer angehaucht.

Insgesamt konnte die Band (inklusive Drummer in blutbefleckter Schürze und Mundschutz), die einmal aus der MISFITS-Coverband THE GHOULS hervorging völlig überzeugen, machte ihrem Namen als Vorband der Szene-Urväter alle Ehre und hat sicher nicht nur bei den eingefleischten Fans Eindrücke hinterlassen.

Als dann um circa halb elf (und somit pünktlich wie die Maurer) die MISFITS die Bühne betreten, ist die Stimmung sofort auf dem Höhepunkt. Die Live Arena ist brechend voll, die Temperaturen haben mittlerweile tropische Ausmaße angenommen und auf der Bühne thront das Schlagzeug von Marky Ramone. Als die Musiker schließlich die Bühne betreten und vorgestellt werden ist kein Halten mehr. Beim ersten Ton entlädt sich die ganze Anspannung und man sieht auf wen die Menge die ganze Zeit gewartet hat. Es wird gemosht und gedived was das Zeug hält und der Schweiß läuft in Strömen.

style=margin-top:10px;Die MISFITS, mit Drum-Legende Marky Ramone hinterm Schlagzeug legen mordsschnell los und rotzen einen ganzen Pulk von Liedern runter, bevor die erste Ansage ertönt. Dabei können die Kult-Punks eigentlich gar nichts falsch machen und werden gefeiert wie Helden.

Als dann Front- und Bassochse Jerry Only, nebenbei einzig verbliebenes Gründungsmitglied und Entertainer des Abends, die lässige Ansage: Let`s do some RAMONES-Stuff! macht, ist das Chaos endgültig besiegelt. I Just Wanna Have Something To Do, I Wanna Be Sedated, Teenage Lobotomy und The KKK Took My Baby Away kennt jeder, hat jeder und mag jeder.

Viel geschieht genaugenommen nicht auf der Bühne. Die Musiker rocken, was das Zeug hält und schwitzen dabei aus allen Poren. Da geht es den Fans nicht anders, mit dem feinen Unterschied, dass Mr.Only von seinem Roadie mit eisgekühltem Wasser versorgt wird und sogar den Rücken abgewaschen bekommt. Während des Spielens eines Liederblocks mal nebenbei bemerkt!

style=margin-top:10px;Die Fans sind dauerhaft in Bewegung und duzende Stagediver finden sich auf der Bühne ein, um umgehend wieder in der Menge zu verschwinden, oftmals sicher mit längerfristigem Andenken an den Boden der Live Arena. Die MISFITS geben durchgehend Gas, spielen anscheinend jedes Lied so schnell wie möglich, das Set besteht jeweils aus Blöcken von MISFITS- und RAMONES-Liedern, die sich an diesem Abend ziemlich in der Waage halten, vielleicht enttäuschend für jemanden, der sich mehr MISFITS erhofft hat. Egal, die versammelte Menge lässt sich dadurch überhaupt nicht aus der Ruhe – oder besser aus der Rage – bringen und feiert jeden Song, egal ob MISFITS-Klassiker, wie Teenagers from Mars, Dig Up her Bones, American Psycho oder RAMONES-Hits wie Psycho Therapy, I Don`t Care oder Sheena Is A Punk Rocker.

Schließlich postiert sich Marky Ramone am Mikro und fordert die Menge auf Hey Ho, let`s go zu singen, die ihm natürlich aus der Hand frisst und dies lautstark tut. Daraufhin verlässt der Drummer die Bühne und Jerry und Dez spielen eine langsame und gewöhnungsbedürftige Version des Liedes. Als Marky wieder hinter Drumkit sitzt wird erneut losgeholzt, das Set neigt sich dem Ende zu und die Temperaturen scheinen unerträglich hoch zu sein. Der finale Kopfschuss heißt dann Blitzkrieg Bop und kommt endlich so schnell und rotzig daher, dass man kaum mitsingen kann.

Dann, nach einer knappen Stunde ist alles vorbei.

Marky

Zwei junge Fans lauern auf der Bühne ehrfürchtig Richtung Marky Ramone, der dann prompt hinter der Schießbude hervorkommt und den beiden seine zwei Sticks schenkt. Die können ihr Glück noch kaum fassen und wachen erst aus der Trance auf, als der massige Jerry Only sie von hinten umarmt.

Ich für meinen Teil ersuche nach Frischluft und folge dem Großteil der Besucher nach draußen, man hört noch nebenbei, dass die Band nachher noch Autogramme geben wird.

Draußen wird man sich bewusst wie heiß es da drinnen wirklich war. Haare und T-Shirts werden ausgewrungen wie nasse Putzlappen, die Luft über der Tür scheint zu dampfen.

Eine knappe Stunde MISFITS. Nicht lang, aber reichhaltig. style=margin-top:10px;Nicht selten hört man den Satz wenn es länger gedauert hätte, wäre ich umgekippt.

Ich wage zu behaupten, dass die meisten begeistert sind. Wenige Nörgler scheinen auf der Tatsache rumzukauen, dass das eben nicht die alten MISFITS waren. Klar, sind sie nicht, und das Argument, dass Jerry nicht so gut singt wie Glenn kennt man ja schon aus dem Vorfeld. Trotzdem war das Trio überzeugend, voller Elan und hat den Fans im sprichwörtlichen Sinne eingeheizt. Und trotz der recht üppigen Ticketpreise (19 Euro im Vorverkauf) kann man Daheimgebliebenen nur sagen: Selber schuld!

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