MAYHEM und DEFILED am 25. April 2004 im Bad Bonn, Düdingen (CH)

Das kleine Bad Bonn war rappelvoll–denn THE TRUE MAYHEM luden zum 20 Jahre-Jubiläum…

Das bevorstehende MAYHEM-Konzert wurde nicht mit einer Flyerflut angekündigt. Die Marktschreier waren beinahe inexistent, die Kunde war eher ein Omen, ein Raunen in den schwarzmetallischen Gefilden. Dennoch (oder gerade deswegen) war das winzige Bad Bonn bereits um 20 Uhr rappelvoll, beim norwegischen Urgestein reichte das Raunen aus für eine solche Reaktion. Während den nächsten zwei Stunden war Warten angesagt, das Gerücht, dass DECAPITATED durch die estnischen MANATARK ersetzt würden, machte die Runde. Am Merchandise-Stand widmeten die wartenden Black Metaller ihre Zuneigung der Clubkatze Streicheleinheiten für den Haustiger, der schon Luttinen auf dem Schoss gesessen hatte, als IMPALED NAZARENE im Bad Bonn gastierten.

DefiledKaum hatte sich der einzige vierbeinige Metalfan von seinem letzten Streichelaufenthalt auf den Monitorboxen verzogen, enterten die Japaner von DEFILED die Bühne. Der gebotene Death Metal war soundtechnisch klar basslastig, was bei den ausgefeilten und überzeugend dargebotenen Basslines keinen Weltuntergang darstellte. Die Todesmetall-Samurais boten Werke ihres neuesten Albums „Diviation“ dar und der Frontmann scheute sich auch nicht, mit den Zuschauern auf Tuchfühlung zu gehen und individuelles Anbrüllen zu zelebrieren. Nach einem kurzen Intermezzo drosselten DEFILED das Tempo zu langsameren und groovigeren Klängen, die etwas an eine zu schnell gespielte AETERNUS-Scheibe erinnerten. Insgesamt überwogen jedoch halbrecherische Breaks, bizarres Bass-Tapping und die reine kranke Raserei.

MayhemMittlerweile war es etwa 23 Uhr und das verschwitze Publikum widmete sich der Frage, ob MAYHEM erst nach Mitternacht spielen würden. Mit den folgenden schiefen Gitarrenklängen war diese Frage jedoch verworfen, Maniacs Gesicht blitzte aus der Dunkelheit auf und die Zuschauerdichte vor der Bühne nahm unangenehme Ausmasse an. Bereits bei „Carnage“ war ein manischer Mosh-Pit entstanden, der beinahe während des ganzen Konzerts präsent war. MAYHEM boten Songs von der Grand Declaration of War wie „A view from Nihil“ oder „In the lies where upon you lie“ genauso souverän dar wie das legendäre „Deathcrush“. Auch Kreationen wie „The Dark Night“, „Ancient Skin“, „Freezing Moon“, „My Death“ und „Pagan Fears“ wurden nicht vergessen. Nach „Ancient Skin“ bot das TANGERINE DREAM-Intermezzo eine kurze Verschnaufspause, damit der Mosh-Pit zu „Deathcrush“ wieder rabiat wiederbelebt werden konnte. Als Zugaben wurde die Meute mit „Necrolust“ und „The time to die“ bedacht.

Wie nicht anders zu erwarten, waren die Meinungen zum MAYHEM-Auftritt danach gespalten: der neuartige Sound (was primär den zugetriggerten Drumbereich betrifft – von der Spielfertigkeit her kann man Hellhammer nichts vormachen) hatte natürlich auch die älteren Songs in ihrem Klanggewand beeinflusst, was notorische Grand Declaration of War-Hasser nicht gerade begeisterte. An der Darbietung an sich konnte man jedoch nicht meckern: die Spielfreude, Technik und nötige Fiesheit sind nach 20 Jahren MAYHEM so frisch wie eh und je. Dass dies auch vegetarierkompatibel ohne Tierkopfbarbeque und ohne Selbstverstümmelungszeremonie funktioniert und überzeugt, haben Necrobutcher, Hellhammer, Maniac und Blasphemer einmal mehr eindrücklich bewiesen…

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