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LETZTE INSTANZ & COPPELIUS: Bochum, Matrix, 17.03.2006

Bereits Ende Dezember, etwa zwei Monate vor der Veröffentlichung von "Ins Licht", begab sich die LETZTE INSTANZ auf die Reise, zum einen, um sich den Fans in der neuen Besetzung zu präsentieren, zum anderen, um sich selbst auf die längere Tour im März vorzubereiten und an eventuellen Schwachpunkten arbeiten zu können. Während man im Dezember in Krefeld noch vor einem recht kleinen Publikum spielte, war die schmale Matrix sehr ordentlich gefüllt und entwickelte sich schnell zur Sauna, als die sie bekannt und berüchtigt ist.

Bereits Ende Dezember, etwa zwei Monate vor der Veröffentlichung von Ins Licht, begab sich die LETZTE INSTANZ auf die Reise, zum einen, um sich den Fans in der neuen Besetzung zu präsentieren, zum anderen, um sich selbst auf die längere Tour im März vorzubereiten und an eventuellen Schwachpunkten arbeiten zu können. Während man im Dezember in Krefeld noch vor einem recht kleinen Publikum spielte, war die schmale Matrix sehr ordentlich gefüllt und entwickelte sich schnell zur Sauna, als die sie bekannt und berüchtigt ist.

Nachdem man schon im Dezember mit KILOHERZ eine Vorband am Start hatte, welche auf gute Publikumsresonanz stieß, holte man sich diesmal eine Kapelle mit ins Boot, welche nicht nur verdammt gut zum Hauptact passte, sondern für diesen stimmungstechnisch auch eine ernsthafte Konkurrenz darstellte: COPPELIUS wurden vom Publikum, dem sie bis dato nahezu unbekannt zu sein schienen, abgefeiert wie schon lange keine Vorband mehr – und das völlig zu recht. Man kann COPPELIUS mit Fug und Recht als die deutsche Antwort auf APOCALYPTICA bezeichnen, gleichwohl waren sie mehr als das und ungleich vielfältiger. Auch COPPELIUS spielten Rockmusik mit klassischen Instrumenten. Das Cello nahm dabei die Rolle der Rhythmusgitarre ein, der E-Bass wurde durch einen Kontrabass ersetzt, während sämtliche Parts, an denen man üblicherweise eine Leadgitarre erwarten würde, von Klarinetten übernommen wurden. Das einzige in diesem musikalischen Kontext vertraute Instrument war das Schlagzeug, das dann auch technisch versiert malträtiert wurde. Zusätzlichen Reiz gewann die Musik, die stets zwischen hartem, modernem Rock und Metal und leisen folkigen Klängen pendelte, durch den oft mehrstimmigen Gesang der Klarinettisten und des Cellisten. Als wäre die Musik alleine nicht schon eigenständig genug, setzte die Band auch noch durch ihr äußeres Erscheinungsbild und ihr Auftreten, welche einem ausgearbeiteten Konzept unterworfen waren, Akzente: Die Musiker traten in altertümlich wirkender Theatergewandung auf, geschminkt und mit Zylindern auf dem Kopf und ließen die meisten Ansagen vom als Diener auftretenden Bastille durchführen, der sich in den wenigen Passagen, in denen er die Rolle des Sängers übernehmen durfte, zeigte, dass die Rolle des Dieners die einzig richtige für ihn war. Die ganze Show erinnerte so an ein Varieté und erwies sich als äußerst kurzweilig und unterhaltsam, was das Publikum mit frenetischem Applaus honorierte. Was die Band aber richtig sympathisch machte, war die Tatsache, dass man gleich zwei Coverversionen von IRON MAIDEN im Programm hatte, ja sogar mit einer davon seinen Auftritt eröffnete: COPPELIUS begannen mit dem Instrumentalstück Transylvania und ließen später Murders In The Rue Morgue folgen – eine ungewöhnliche Auswahl, die technisch perfekt umgesetzt wurde, wobei insbesondere die Leistung der beiden Klarinettisten zu würdigen ist, welche die anspruchsvollen Gitarrensoli auf ihren Instrumenten wunderbar rüberbrachten. Vom wenig im klassischen Heavy Metal verwurzelten Publikum schien zwar kaum jemand die beiden Coverversionen zu erkennen oder zuordnen zu können, der Rezensent aber war hellauf begeistert.

Muttis
Souverän, aber nicht so energiegeladen und spielfreudig wie vor wenigen Monaten: LETZTE INSTANZ.

Für die LETZTE INSTANZ galt es dann, nicht nur den Stimmungspegel zu halten oder besser noch zu übertreffen, sondern auch zu zeigen, ob die kurze Tour im Dezember wirklich den erhofften Effekt erbracht hat. Als man während jener Tour in Krefeld Station machte, konnte der neue Sänger Holly stimmlich zwar vollkommen überzeugen, schien jedoch zu Beginn noch etwas unsicher und orientierte sich insgesamt etwas zu stark an seinem Vorgänger. Bei diesem Auftritt nun präsentierte sich Holly ein ganzes Stück selbstsicherer, gleichwohl kam einem manche Ansage bekannt vor – etwas mehr Spontaneität wäre in jedem Fall wünschenswert. Musikalisch war der Auftritt, wie zu erwarten war, über alle Zweifel erhaben, sowohl Holly als auch seine Mitmusiker ließen nichts anbrennen, und gerade der Hintermannschaft merkte man die langjährige Live-Erfahrung an. Die Setlist orientierte sich dabei größtenteils an der des Konzerts in Krefeld, der Schwerpunkt wurde dabei aber verständlicherweise etwas mehr auf das zwischenzeitlich erschienene neue Album gelegt, von dem Sonne, das harte Krieg der Herzen und das schleppende Nimm mich! besonders gut ankamen. Das eingängige Das Stimmlein erwies sich jedoch auch live als vergleichsweise flach. Insgesamt aber kamen die neuen Songs sehr gut an, überraschenderweise zeigte sich das Publikum hier sogar teilweise textsicherer als bei den Klassikern der alten Alben, die schon seit Jahren zu den Live-Standards der Band gehören.

So souverän sich die LETZTE INSTANZ auch präsentierte, konnte man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Musiker nicht eine solche überschwängliche Spielfreude an den Tag legten wie noch vor wenigen Monaten in Krefeld. Holly D. etwa, für Backing Vocals und Akustikgitarren zuständig, erwies sich als vergleichsweise träge, anstatt wie ein Flummi auf der Bühne herumzuhüpfen, so dass der Auftritt insgesamt weniger energiegeladen wirkte, als man es nach der Show in Krefeld erwartet hätte. Vielleicht aber war es auch die überraschend starke Show der Vorband, die dafür sorgte, dass der Gig der Dresdener einen nicht ganz so mitreißenden Eindruck hinterließ.

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