Kovenant, Zeromancer–20.10.2000 im Z7, CH-Pratteln

Konzertkritik über die Liveumsetzung der Fusion von Black Metal und Goth Klängen

Da Primordial abgesagt hatten, eröffneten Zeromancer den Abend, die mit ihrem Gothic-Sound nicht nur den gothic-angehauchten Teil der Zuhörerschaft zu begeistern vermochten-allerdings vermieden es die mit einem Mayhemshirt Bekleideten, das Tanzbein zu schwingen. Auf grosse Resonanz stiess Zeromancers neues Stück Clone your Lover, was sogleich nicht nur positive Zukunftsgedanken aufspriessen lässt im Gehirn (lässt ein Klon auch seine Socken und Gitarrenkabel rumliegen???). Alles in allem präsentierten Zeromancer kreativ durchdachte Songs, eine angenehme Sängerstimme (kein Dauergejammer im Sinne von mir geht es schlecht, jetzt geht es euch allen auch schlecht) und auch ungewohntere Sampler-Sounds-alles Gründe, um über die zum Teil simplen Gitarren- und Bassstimmen hinwegzusehen…

Fast eine Stunde dauerte es, bis alles für die wiedergeborenen The Kovenant bereitstand, obschon die Bühne-mal abgesehen von Hellhammers rotem Pearl Drumkit(ja, Uncle Fester ist nicht mehr alleine auf diesem Planet)-reichlich spärlich bestückt war, wenn man sich an die Zeiten von Nexus Polaris und die knallharte Liveumsetzung davon vor drei Jahren zurückerinnerte. Nach einem Industrial-angehauchten Intro und einem verpatzten Einsatz, eröffneten Kovenant zu viert ihr Konzert. Angeführt von einem reichlich besoffenen (wenn nicht auch noch bekoksten) Nagash, der in seinen Gummihosen und Brusthörnchenshirt wohl eher auf die Bühne rollte denn trat (treten und gehen sind sowieso schwierig zu bewerkstelligen, wenn man 10cm Plateauschuhe trägt). Mal abgesehen von den spärlichen Gitarrenklängen der zwei Gitarristen, den fetten Beats von Meister Hellhammer und dem Kreisch-Grunz-Jaul-Johl-Kreisch-Gesang von Nagash kam alles, was den Kovenant (und Covenant) Sound so einzigartig und interessant machte, ab Band-die Keyboards noch dazu in reichlich abgespeckter Qualität (heisst: man erinnere sich in Ehrfurcht an Blackhearts Keyboard Kapriolen und Solis-es ist eine Erinnerung). Selbst Hellhammers wie spielt man Jazz mit Blastbeats-Einlage vermochte kaum von Nagash´s peinlicher Vorführung ablenken. Dieser machte die fehlenden Musiker nicht etwa mit soliden Basslines wett, sondern führte sich wie ein gestrandeter Orcawal auf und spie Bier und Wasser auf die Gitarristen, die Zuschauer und die Bühne. So konnte man weder die drei (wegen der fehlenden Musiker eher dünnen) Songs von Nexus Polaris geniessen, noch die gesamte feilgebotene Palette aus Animatronic. Die Ansagen von Nagash waren an der Grenze der Debilität, so beschimpfte er Arafat, Barak und Clinton im Vorfeld von Jihad als Idiots und machte sich so wohl selbst zum Idioten unter der Sonne.

Fazit: wer Hellhammer geniessen will, ist an einem Mayhem Konzert bestens aufgehoben-für Liebhaber von Kovenant sind ihre drei überragenden Silberlinge der goldene Weg zum Genuss (und zum schwelgen in Erinnerungen), denn live gehört Nagash wohl eher in die Mini-Playback Show als auf eine Metalbühne zusammen mit Musikern.

22.10.2000, Arlette Eiselfe Huguenin (traurig über diese Kovenant-Entwicklung)

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