KING DIAMOND: Nürnberg, Hirsch, 14. Juni 2006

Der Fierce hat seine Ode auf die jüngste Tour des Dänenkönigs schon eingereicht. Der gnadiator sieht´s ähnlich positiv.

Der Horror ist wieder im Kommen — zumindest in der Populärmusik, wie jüngst der Kantersieg der finnischen Monstermänner LORDI beim Eurovision Song Contest bewies. Man darf sich also wieder gruseln beim Luftgitarrespielen! Mit KING DIAMOND machte nun eine Ikone der alten Hardrock-Schule Station in Nürnberg, gab im ordentlich besuchten Musikclub Hirsch vor einer unglaublichen 80er-Jahre True Metal-Crowd eines von nur drei Gastspielen in Deutschland — und zauberte gepflegtes Geisterbahnflair im bestem 80er-Jahre-Stil auf die Bretter.

Und die sind an diesem Abend fast zu kurz für die riesige Bühnenproduktion. Durch das rostige Gitter eines Friedhofszauns hindurch blicken die Zuschauer in das Gruselkabinett des dänischen Sängers, der in den frühen 80er-Jahren mit seiner Band MERCYFUL FATE stilprägend für das Genre war. Als Solokünstler wurde er später durch seinen Hang zu vertonten Geistergeschichten bekannt.

Live in Nürnberg gerät das Wiedersehen mit dem Stephen King des Heavy Metal zu einer gelungenen Mischung aus Zeitreise und Werkschau. Während der kurzweiligen eineinhalb Stunden tauchen zahlreiche Protagonisten aus den inzwischen zehn Konzeptalben des Dänenkönigs auf: Die fiese Großmutter im Rollstuhl von den Platten Them und Conspiracy, das Puppenmädchen aus dem ausgezeichneten aktuellen Album The Puppet Master, das die Geschichte zweier mörderischer Marionetten im verschneiten Budapest erzählt. Und natürlich die schwarzen Reiter, die gleich zum Beginn den weißen Sarg von Abigail hereintragen …

Flankiert von einer entfesselt aufspielenden Begleitband geht es bei kristallklarem Sound im Achterbahntempo quer durch alle Schaffensperioden des umtriebigen Horrormetallers. Mörderische Breaks, doppelte Gitarrensoli und obenauf das schrille Organ des Königs — ein tödliches Falsett, das man entweder liebt oder hasst. Dazwischen gibt es wenig: Diese Nacht ist eine einzige Liebhabernummer und gehört den Fans!

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