KEEP IT TRUE XII: Der Festivalbericht

KEEP IT TRUE FESTIVAL am 24.04. + 25.04.2009 in der Tauberfrankenhalle in Lauda-Königshofen

Das Festival

Freitag, 24.04.2009

  Atlantean Kodex | Aska Cloven Hoof | Ruthless | Exumer | Exxplorer | Tyrant | Abattoir | Lizzy Borden

Samstag, 25.04.2009

 Deja Vu | Procession | The Gates of Slumber | Militia | Rigor Mortis | Living Death | Picture | NWOBHM Anniversary | Armored Saint

Das Dutzend ist voll! Zum zwölften Mal findet das KEEP IT TRUE nun schon statt. Und da es sich bei der zehnten Auflage bewährt hat, findet das Festival ab sofort jedes Mal über zwei Tage verteilt statt. Dafür entfällt ab diesem Jahr das Winter-KIT.

Auch die zwölfte Auflage des Festivalswar schon weit im Vorhinein ausverkauft, und auch die Hotels in der Umgebung waren zum Teil bereits seit einem halben Jahr ausgebucht. Ja, nicht nur an die Bestellung der Karten sollte man beim KEEP IT TRUE rechtzeitig denken. Die Bandauswahl war auch dieses Mal eine gute Mischung aus Newcomern wie ATLANTEAN KODEX oder der chilenischen Doom-Sensation PROCESSION, und alten Hasen wie den erneut alles überragenden ARMORED SAINT, sowie raren Reunions wie die der Texas-Metaller MILITIA. Problematisch waren bei einigen Bands mal wieder der Ein- und Auslass, sowie die Luft in der Halle, die irgendwann ganz schön an die Substanz geht. Diese Halle muss man doch irgendwie lüften können. Aber von solchen Kleinigkeiten abgesehen war es wieder mal ein sehr gelungenes Wochenende.

Freitag, 24.04.2009

Auf dem Weg von unserer Unterkunft zur Tauberfrankenhalle war nur wenige hundert Meter vor der Halle die Straße lediglich in eine Richtung befahrbar, weswegen wir uns einfach mal auf die Umleitung verließen. Dass diese uns auf einer Strecke von locker zwanzig Kilometern durch die Gegend führt, konnte ja keiner ahnen. Dadurch bekamen wir von den Schweden IN SOLITUDE leider nur noch einen Song mit. Schade, denn schlecht klang das nicht. Was schildern die Franken auch so blöd ihre Umleitungen aus.

ATLANTEAN KODEX

(nach oben)

ATLANTEAN
Live nicht ganz so überzeugend wie auf Platte – ATLANTEAN KODEX

 

Somit waren Deutschlands Epic Metal-Hoffnung Nummer eins, namentlich ATLANTEAN KODEX, die erste Band des Tages für uns. Die legten nach dem Intro direkt mit From Shores Forsaken, dem Opener der Pnakotic Demos los, brauchten allerdings ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Gerade der Bassist und der zweite Gitarrist hielten sich zu Anfang arg zurück, was das Stageacting angeht. Das besserte sich aber gerade bei ersterem, der spätestens bei Marching Forward dann doch das Bühnentier in sich entdeckte. Eben dieser Song brachte mit ein wenig mehr Tempo auch mehr Leben in die Bude, wo bisher nur vereinzelte Headbanger auszumachen waren. Beim abschließenden The Hidden Folk holte man sich dann noch PROCESSION-Sänger Felipe Plaza Kutzbach zur Unterstützung auf die Bühne. Erstklassig war an diesem Auftritt auf jeden Fall die Gesangsleistung von Johannes Korda, ansonsten war der Auftritt solide, aber noch steigerungsfähig. Auf CD gefallen mir ATLANTEAN KODEX bisher doch noch besser. (agony&ecstasy)

ASKA

(nach oben) 

ASKA
Geballte US Metal-Power mit viel Spielfreude – ASKA

Nach den epischen Klängen von ATLANTEAN KODEX sollten im Anschluss die Fans von US-amerikanischem Power Metal auf ihre Kosten kommen. ASKA merkte man ihre langjährige Erfahrung zu jeder Sekunde an, die Band machte erwartungsgemäß einen sehr routinierten Eindruck, brachte aber gleichzeitig eine gehörige Portion Spielfreude mit. Die Jungs zeigten nicht nur, dass sie wissen, wie man kameragerecht post, sondern auch, wie man livetaugliche Musik schreibt. Der meist ziemlich straighte Power Metal, geprägt von gefälligen Twin-Guitar-Leads, war durchsetzt mit eingängigen Refrains und Shouts, die den gestandenden True-Metaller zum Mitgrölen animierten. Der kraftvolle Gesang von Gitarrist und Frontmann George Call war dabei angenehm abwechslungsreich, und reichte von aggressiv bis zu Halfordschen Screams. Die meiste Zeit aber erinnerte er stimmlich frappierend an die gute alte Air Raid Sirene, so dass man, wenn man sich von der Bühne wegdrehte, hätte schwören können, der leibhaftige Bruce Bruce stehe auf selbiger. Entsprechend wohlwollend waren auch die Reaktionen des Publikums – soweit es nicht gerade damit beschäftigt war, sich mit Harry Conklin fotografieren zu lassen, der sich unters Publikum gemischt hatte und versicherte, dieses Jahr sei er nur als Besucher in Lauda Königshofen anwesend. Auf CD dürfte die Musik von ASKA zwar deutlich weniger Laune machen als live, dazu ist das Songwriting einfach etwas zu monoton, das ändert aber nichts daran, dass die Amis uns hier den ersten Höhepunkt des Tages lieferten. Vielleicht könnte irgendjemand ihnen dann auch bei Gelegenheit mal erklären, dass die meisten Mittel-Europäer keine Wikinger als Vorfahren haben. Diese Annahme scheint unter US-Metal-Bands ja aus irgendeinem Grund verbreitet zu sein. (danielw)

CLOVEN HOOF
(nach oben)

CLOVEN
Am Freitag mit CLOVEN HOOF und am Samstag bei der NWOBHM-Anniversary auf der Bühne – Russ North

 

Als CLOVEN HOOF gegen Viertel nach Drei loslegen, ist erst mal erstaunlich wenig los. Die NWOBHM-Legende startet mit zwei Songs, die erst mal eher nach US Power Metal klingen, als nach gutem alten Britenstahl. Vor der Bühne wird es dann doch ziemlich schnell wieder voll, und die ersten CLOVEN HOOF-Rufe lassen nicht lange auf sich warten. Bei den folgenden Songs Nova Battlestar sowie Astral Rider vom A Sultans Ransom-Album kommt der NWOBHM-Touch dann schon deutlich mehr durch. Allgemein muss man sagen, dass die neueren CLOVEN HOOF-Songs deutlich härter ausfallen als das alte Material. Das beste Beispiel dafür ist Mutilated, ein Song vom kommenden Album. Insgesamt boten CLOVEN HOOF einen guten Auftritt und präsentierten sich als sehr spielfreudige Band. (agony&ecstasy)

RUTHLESS
(nach oben)

RUTHLESS
Der Tiefpunkt des ersten Tages – RUTHLESS

 

Mit RUTHLESS folgte dann der Tiefpunkt des ersten Festival-Tages. Mit Songtiteln wie Wings Of War oder Discipline Of Steel war man auf dem KEEP IT TRUE-Festival natürlich grundsätzlich genau am richtigen Ort. So billig klischeehaft wie die Songtitel der Kalifornier war dann allerdings leider auch die Musik. Ob primitives Hochgeschwindigkeitsgeballer oder simpelste Zwei-Akkord-Riffs im altbekannten Holy Diver-Rhythmus – man musste das, was hier geboten wurde, einfach mit Humor nehmen. Dann, ja dann konnte man durchaus ein kleines bisschen Spaß an diesem Auftritt haben. Spätestens nach dem vierten Song und dem dritten Mitsing-Spiel wurde es dann aber so stumpf, dass auch das nicht mehr half. Auch nicht, dass die Jungs gegen Ende den Michael Jackson in sich entdeckten und sich mit einem We love you all verabschiedet. Wie sagte Commander Susan Ivanova in der vierten Staffel von Babylon 5 doch so schön: Jede Liebe bleibt unerwidert. (danielw)

EXUMER
(nach oben)

EXUMER
Machten ordentlich Dampf – EXUMER

Seit zwanzig Jahren nix mehr veröffentlicht, davor auch nur zwei Alben – das klingt nach einem guten Kandidaten für´s KEEP IT TRUE. Und dafür, dass man seit zwei Dekaden wenig bis nix mehr gemacht hat, präsentierten sich EXUMER in überragender Form. Mit an Bord waren die beiden Sänger der zwei EXUMER-Alben, also sowohl Mem von Stein, der das Debüt Possesed By Fire eingegrölt hat, sowie sein Nachfolger Paul Arakari, der auf Rising From The Sea zu hören war und heute außerdem die zweite Gitarre bediente, so dass Mem den größeren Teil der Vocals übernahm. Dieser machte auch ordentlich Dampf, bewies aber mal wieder eines: Mit Glatze bangen sieht scheiße aus. Von dieser kleinen, optischen Unpässlichkeit abgesehen, machten EXUMER aber an diesem Tag so ziemlich alles richtig. Der Moshpit kam bestens in Betrieb und der erste Circle Pit ließ auch nicht lange auf sich warten. Neben den Krachern der beiden alten Alben gab es dann mit Waking The Fire auch noch einen neuen Song, der sich bestens in das restliche Songmaterial einfügte. EXUMER waren heute wirklich verdammt motiviert und das Publikum ebenso. Nur der ganze Kram, den ich mit mir herum schleppte, verhinderte, dass ich mich brüllend in den Moshpit stürzte – beim nächsten Mal! (agony&ecstasy)

EXXPLORER
(nach oben)

EXXPLORER
Gut gelaunt, ohne Allüren und musikalisch top – EXXPLORER

Hätte man nach dem Outfit wohl eher auf eine Bikerband getippt, standen da tatsächlich EXXPLORER auf der Bühne. Bruce Springsteen-Lookalike Lenny Rizzo war gut gelaunt, betonte eben diese Ähnlichkeit auch wirklich nach fast jedem Song, ansonsten sang er natürlich aber auch und zwar gar nicht mal schlecht. Die Leute waren selbstverständlich gekommen, um die Klassiker des Debüts Symphonies Of Steel zu hören und obwohl jetzt vielleicht nicht wirklich jeder Ton zu 100% saß – schließlich sind seit dem Debüt eben auch 25 Jahre vergangen -, war seine Leistung richtig gut. Der Einstieg erfolgte stilecht mit City Streets und auch sonst war bis auf das sträfliche Weglassen von World War III ziemlicher Klassikeralarm angesagt. Explorer war schön gänsehautig, das Klavierintro Prelusion wurde von den Klampfen gut adaptiert, bei dem leider nicht komplett ausgespielten Run For Tomorrow sangen dann auch einige hundert Kehlen kräftig mit und Guilty As Charged wurde ebenfalls nicht vergessen. Vom zweiten Album gab es Bible Black und zum Abschluss Beg, Borrow And Steal zu hören, mein Lieblingssong Life´s Seduction, dessen Titel mir dummerweise nicht einfiel, wurde leider nicht gespielt. Auf Songs des überflüssigen dritten Werkes Coldblackugly, oder eben Kaltschwarzeklich wurde dankenswerterweise verzichtet, oder sie wurden so geschickt eingeflochten, dass meine Ohren überlistet wurden. Kein wir kamen, sahen und siegten-Auftritt, aber ein sympathischer und natürlicher, ganz ohne Allüren und Rockstar-Gehabe. (ulle)

TYRANT
(nach oben)

TYRANT
Boten größtenteils Standfußball, stellten ihre Fans aber trotzdem vollauf zufrieden – TYRANT

Wenn jemand einen eigenwilligen Gesangsstil sein Eigen nennen darf, dann ist das wohl sicherlich Glen May. Auf Platte war ich mir wirklich nie so ganz sicher, ob dieses leichte, aber eben total kultige Danebenliegen mit den merkwürdigen Endsilben nun wirklich Absicht war. Es schien so, denn live bot er die Songs genau so dar und es war auch gut so. TYRANT mit einem anderen Sänger würden einfach gar nicht gehen, Beyond The Grave kann wohl nur einer so rüberbringen. Optisch war Glen May eine Kreuzung aus Dee Snider, Hulk Hogan und sich selbst und sein Auftreten hatte sicherlich auch etwas selbstironisches, außerdem hatte er noch exakt die gleiche Mähne wie vor beinahe 25 Jahren. Die sichtlich ergrauten Mi(e)tmusiker verblassten dagegen im direkten Vergleich und wirkten eher wie Statisten. Während ich immer dachte, links würde Mark Shelton MANILLA ROAD und rechts Gianni Nepi DARK QUARTERER stehen, war dem wohl nicht so, da fehlte dann eben auch noch eine große Portion Ausstrahlung. Abgesehen von Glen May war daher leider mal wieder komplett Standfußball angesagt, musikalisch gab es aber nichts auszusetzen. Die Setlist fand ich ausgesprochen gelungen und ich habe lediglich Sacrifice vermisst. Trotzdem gab es eine schöne Mischung aus allen drei Alben auf die Ohren, insofern dürfte da nun wirklich kein Fan enttäuscht gewesen sein. (ulle)

ABATTOIR
(nach oben)

ABATTOIR
Spielten alle Klassiker plus einen EVILDEAD-Song – ABATTOIR

ABATTOIR waren angesagt und obwohl mit Steve Gaines der Fronter des Debüts Vicious Attack am Mikro stand, stieg die Band mit Bring On The Damned, dem Opener des zweiten Albums The Only Safe Place in ihren kurzweiligen Set ein. Mich persönlich hat es gefreut, denn obwohl die meisten das rauhere Debüt bevorzugen zu scheinen, hat mir das Zweitwerk mit Mike Towers am Mikro schon immer ein kleines bisschen besser gefallen. Steve Gaines hat natürlich ein wesentlich dreckigeres Organ als Mike Towers, löste seine Aufgabe aber souverän und wirkte nur gegen Ende des Sets etwas strapaziert. Die Band war schön tight und hatte sichtlich Spaß, man merkte auch, dass die Musiker nicht komplett weg von der Bildfläche waren, das wirkte doch wirklich sehr professionell. Leider konnte ich die Gitarren von meiner Position aus teilweise nur erahnen, das tat der guten Laune aber keinen Abbruch, zumal es sogar den Titeltrack vom EVILDEAD-Debüt Annihilation Of Civilization zu hören gab – eben die Band, bei der Basser Mel Sanchez, Mark Careo und Aushilfsklampfer Juan Garcia nach dem Ableben von ABATTOIR aktiv waren, bzw. sind. War nicht zu erwarten, gefreut hat es mich aber trotzdem und Screams From The Grave und Vicious Attack wurden ja schließlich auch nicht vergessen, so dass der Set alle Klassiker beinhaltete, die die Menge erwartet hatte. (ulle)

LIZZY BORDEN
(nach oben)

LIZZY
Im höchsten Maße Partykompatibel – LIZZY BORDEN

Heute morgen um halb sechs aufgestanden und zum Zeitpunkt, als LIZZY BORDEN anfangen, schon um die zehn Stunden in der Halle. Das geht wie so oft beim KIT an die Reserven. Daher beschließe ich, den während des ABATTOIR-Auftritts eingenommenen Platz auf den Rängen nicht mehr zu verlassen. Prima, dass LIZZY BORDEN dann auch noch verspätet anfangen, obwohl auf der Bühne eigentlich nix mehr passiert, dass nach Soundcheck oder so aussieht. Rockstar-Gehabe ist schon was feines. Nach einem weiteren Bombastintro – als hätten wir heute nicht schon genug davon gehabt – legt die Band allerdings einen absolutenBlitzstart hin. Man merkt der Truppe beim Stageacting sofort an, dass hier eine erfahrene Truppe am Start ist. Mit ihrem äußerst partykompatiblen, straighten Metal, der mich immer wieder mal an W.A.S.P. denken lässt, bieten LIZZY BORDEN zu später Stunde genau das richtige, nämlich die geballte Ladung Power, um noch einmal letzte Reserven zu aktivieren, so schwer es auch fallen mag. Warum es dann aber noch ein Bass-Solo sein muss, selbst wenn die Melodie von Pipi Langstrumpf intoniert wird, entschließt sich meinem Verständnis. Interessanter sind da schon die beiden knapp bekleideten Damen im Engel/Teufel-Kostüm, bei deren Einlagen dem einen oder anderen Fan in den ersten Reihen mit Sicherheit die Spandex-Hose geplatzt ist. Hier gab es allerbestes Rock´n´Roll-Entertainment, nicht mehr und nicht weniger. Mission erfüllt! (agony&ecstasy)

Samstag, 25.04.2009

(nach oben) 

DEJA VU
(nach oben)

 DEJA
Musik und Ansagen wie im bayrischen Bierzelt – DEJA VU

Am Samstag startete das KEEP IT TRUE dann zu früher Stunde nicht etwa mit einem Hochkaräter, sondern mit den bayerischen DEJA VU, die ihrem Namen auf gewisse Weise auch gerecht wurden. Die Jungs präsentierten sich mal nahe am Heavy Rock, mal ein klein wenig thrashig angehaucht, meist aber irgendwo dazwischen. Was da in die müde Menge schallte, hatte man alles schon mal irgendwo gehört, allerdings deutlich mitreißender und spannender. Nichtssagend rauschten die Songs an einem vorbei, meist sehr simpel, und von peinlichen Mitsingspielchen durchsetzt. Wenn in bayrischen Bierzelten Metal gespielt würde, würde er genau so klingen.

Sänger und Gitarrist Werner machte zwar im Gegensatz zu seinen introvertiert wirkenden Bandkollegen eine gute Show. In Erinnerung bleibt er aber eher wegen seines Aufrufs, doch bitte keine MP3s aus dem Netz zu laden und nur Original-CDs zu kaufen. Das dürfte  in etwa genauso wirksam sein, wie Kinobesucher vor dem Film mit Werbespots zu belästigen, in denen sie dazu aufgefordert werden, ins Kino zu gehen, anstatt ihre Filme illegal aus dem Netz zu ziehen. Das von DEJA VU-Werner geschilderte Bedrohungsszenario: Sonst wird es dieses Festival irgendwann nicht mehr geben, sondern nur noch Konzerte von IRON MAIDEN und NIRVANA. Ja nee, ist klar. Ach, der ist ja zum Glück schon tot. Spätestens jetzt war für viele Fremdschämen angesagt, so dass der Ansage eine unangenehme Stille folgte. Ob man mit solchen Ansagen in bayrischen Bierzelten besser ankommt? (danielw)

PROCESSION

(nach oben) 

PROCESSION
Der neue Stern am Doom-Himmel – PROCESSION

Nach dem Ausflug ins bayrische Bierzelt ging es weiter auf chilenischen Doom-Pfaden. PROCESSION haben gerade via Iron Kodex ihr Debüt The Cult Of Disease veröffentlicht und müssen schon auf dem DOOM SHALL RISE eine Woche zuvor mächtig Eindruck gemacht haben. Anders ist wohl kaum zu erklären, dass man noch genau zwölf Exemplare der Scheibe dabei hatte, die natürlich schon während des Auftrits der Band ausverkauft waren. Dumm gelaufen, aber Gott sei Dank wurde im Laufe des Tages Nachschub heran geschafft, so dass auch der Verfasser dieser Zeilen sich noch ein Exemplar sichern konnte. Es wäre auch zu ärgerlich gewesen, denn was PROCESSION da auf der Bühne zelebrierten, war klassischer Doom in Vollendung, heavy wie die Hölle und mit erstklassigem, kraftvollem Gesang von Frontmann Felipe Plaza Kutzbach, dessen Entertainer-Qualitäten stilecht noch deutlich zu wünschen übrig ließen. Aber immerhin, Incinerate wurde angekündigt mit This is a song about burning christians. Etwas aktiver präsentierte sich da schon Wonneproppen Daniel Pérez, der immerhin das eine oder andere Mal bangend von Bühnenrand zu Bühnenrand stapfte. Aber egal, denn wie schon gesagt boten die Chilenen die absolute Vollbedienung für alle Fans klassischen Doom Metals, so dass es kein Wunder war, dass schon nach drei Songs laute PROCESSION-Chöre aus dem Publikum erschallten. Ganz klar, hier haben wir es mit einem DER Newcomer des Jahres zu tun und The Cult Of Disease wird sicher seinen Weg in die eine oder andere Jahresbesten-Liste finden. (agony&ecstasy)

THE GATES OF SLUMBER 

(nach oben)

THE
Verschroben, ehrlich, sympatisch – THE GATES OF SLUMBER

Wenn man im Underground wohl in irgendeiner Weise von einem kleinen Hype sprechen kann, dann liegen THE GATES OF SLUMBER da voll im Rennen. Spätestens das letzte Album Conqueror wurde wirklich ohne Ende abgefeiert und auch wenn ich diese enorme Begeisterung für mich nicht so ganz nachvollziehen kann, war ich auf den Auftritt der epischen Doomer durchaus gespannt. Zurecht, wie sich herausstellte, denn auch wenn ich die ersten zwei Minuten verpasst hatte, zog mich die Band ruckzuck in iheren Bann und auch das restliche Publikum schien durchweg begeistert und feierte den Auftritt nach allen Regeln der Kunst ab. Basser Jason McCash, dessen Gesicht größtenteils von seiner Matte bedeckt war, legte mit Drummer Bob Fouts einen wirklich konstanten Powergroove hin und bildete so eine sehr fette Basis für das eigenwillige Gitarrenspiel von Karl Simon, der wie ekstatisch seine Gibson SG bearbeitete und mit seinem liebevoll-verschrobene Auftreten die Menge von Anfang an auf seiner Seite hatte. Singen kann der gute Mann zwar nicht wirklich, aber während mich auf Platte manche schiefen Töne leicht annerven, hatte das live einfach Charme und Seele. Jedes Stück wurde frenetisch bejubelt und bei Songs wie Ice Worm, Angel Of Death oder Trapped In The Web konnten die Herren ja auch nicht wirklich viel falsch machen. Für mich einer der stärksten Gigs des diesjährigen KITs, THE GATES OF SLUMBER sind einfach eine eine durch und durch ehrliche und sympathische Band, die ihre Musik wirklich lebt! (ulle)

MILITIA

(nach oben) 

MILITIA
Eine echte Texas Metal-Rarität – MILITIA

Geht man nach der Rarität was gewisse Metal-VÖs angeht, haben wir es bei MILITIA wohl mit einer der rarsten Bands der Welt zu tun. Die zwei Demos Regiments Of Death und No Submission haben den Texas-Underground Mitte der Achtziger ordentlich aufgemischt, aber die sagenumwobene The Sybling-EP zählt wohl zu den seltensten Metal-Vinyls überhaupt, und da wechselte ein Exemplar dann schon mal für einige Tausender den Besitzer. Späteinsteiger durften sich über die Compilation Released im letzten Jahr freuen, enthält sie doch alle veröffentlichten Songs, Bandrauschen und Leihern inklusive. Sicherlich scheiden sich bei einer Band wie MILITIA trotzdem die Geister, während musikalisch das übliche hohe Texas-Niveau vorherrscht, gehört Mike Soliz wohl zu den höchsten Screamern des Planeten. Selbst Fans von Ski, Jason McMaster oder Alan Tecchio hatten es sicherlich nicht ganz leicht, bei MILITIA herrschen nämlich fast ausschließlich ultrahohe Passagen vor, außerdem wird jeder Song noch von mehreren Dutzend Screams verziert. Die Leistung der Band inklusive Mike Soliz war so oder so tadellos, energiegeladen, technisch überzeugend und alles andere als statisch, trotzdem stellten sich bei mir gegen Ende leichte Ermüdungserscheinungen ein, was aber auch am sehr verwaschenen Sound gelegen haben kann. Alte Säcke sehen jedenfalls anders aus und spielen sicherlich auch nicht dermaßen motiviert, außerdem haben Stücke wie Metal Axe, Objective:Termination oder The Sybling einfach Klasse. US Metaller mit Faible für extrem hohe Screams sind jedenfalls voll auf ihre Kosten gekommen und ich würde mich freuen, wenn es neues Material von MILITIA geben würde. Nachdem die Band selbst auch sehr glücklich schien und sich nach dem Gig tapfer unters Volk mischte, stehen die Chancen da auch sicherlich nicht ganz schlecht. (ulle)

RIGOR MORTIS

(nach oben) 

RIGOR
Voll auf die Fresse – RIGOR MORTIS

Nachdem es schon bei MILITIA ordentlich zur Sache ging, setzten RIGOR MORTIS noch einen drauf und verwandelten die Tauber-Franken-Halle mit ihrem ersten Europa-Auftritt in einen einzigen großen Moshpit. Naja, nicht ganz, aber zumindest in der vorderen Hälfte der Halle ging das Publikum dermaßen heftig ab, dass man den Eindruck gewinnen konnte, sich auf einem Metalcore-Konzert voller Kiddies zu befinden. Dazu gab es aber auch gute Gründe: Mit ihrem derben und bewusst primitiven Voll-auf-die-Fresse-Thrash versprühten RIGOR MORTIS so unglaublich viel Energie und Aggression, dass es wirklich schwer fiel, still zu bleiben. Schaffte man es dennoch, sich auf die Bühne und die Show zu konzentrieren, anstatt instinktiv in den Moshpit zu springen, sorgte Frontmann Bruce Corbitt mit seiner schier wahnsinnigen Mimik für ein außerordentlich intensives Erlebnis. RIGOR MORTIS waren brutal, kräftezehrend und einnehmend. Ganz große Klasse!

 (danielw)

LIVING DEATH

(nach oben)

LIVING
Geiler Frontmann und Eisbein mit Sauerkraut – LIVING DEATH

Nach dem mega-brachialen Auftritt von RIGOR MORTIS lag die Stange für LIVING DEATH ganz schön hoch. Am Schlagzeug saß allerdings nicht LIVING DEATH-Langzeitdrummer Atomic Steiff, sondern Frisurenkönig Jörg Michael. Los ging es mit Grippin´ A Heart. Darauf die Frage ans Publikum: Seid ihr geil? Ich immer!. Na prima, hätten wir das auch geklärt. Die Security hatte weiterhin gut zu tun, wenn auch lange nicht mehr so viel wie gerade noch bei RIGOR MORTIS. LIVING DEATH boten eine wirklich gute Show, hatten meiner Meinung nach aber etwas zu viel Mid Tempo im Set. Etwas mehr Geschwindigkeit wäre begrüßenswert gewesen. Ansonsten lieferten die Herren, insbesondere Frontmann Toto Bergmann einen guten Auftritt ab, der mit dem punkigen Eisbein Mit Sauerkraut sein Ende fand. (agony&ecstasy)

PICTURE

(nach oben) 

PICTURE
Ältere Herren mit Feuer im Hintern – PICTURE

Die alten Herren von PICTURE sind zwar überwiegend schon ergraut, machten aber auf sehr überzeugende Weise klar, dass sie noch immer Feuer im Hintern haben und ordentlich rocken. Die Holländer hatten offenkundig jede Menge Spaß in den Backen. Besonders der dauer-slappende Bassist Rinus Vreugdenhil entpuppte sich als echtes Tier und malträtierte sein Instrument unnachgiebig. PICTURE rockten straight nach vorne, waren dabei stets eingängig, aber nie zu simpel. Die Setlist war außerdem abwechslungsreich gestaltet. Speed-Nummern wie Battle For The Universe wechselten sich ab mit Midtempo-Stampern wie Choose Your Sign, so dass man niemals Gefahr lief, das Publikum zu langweilen. Die Spielfreude der Band übertrug sich denn auch ob der partykompatiblen Musik schnell auf die Fans. Der sehr gute, transparente Sound sorgte dafür, dass man den Auftritt der Niederländer auch wirklich genießen konnte. Höhepunkt der Show war eindeutig der Hit Eternal Dark, der von einem Großteil des Publikums begeistert mitgesungen wurde. (danielw)

NWOBHM Anniversary

(nach oben)

NWOBHM
Eine große Party – Die NWOBHM Anniversary-Party mit ROXXCALIBUR und Gästen (hier Brian Ross)

Eine Coverband zum 30-jährigen Jubiläum der vielleicht wichtigsten Bewegung innerhalb des Metals ist prinzipiell keine schlechte Idee, kann aber, wenn man es falsch macht, ganz schnell Bierzelt-Charakter bekommen. So à la Mitgrölen zu britischen Schwermetall-Fetenhits. Aber keine Sorge, mit ROXXCALIBUR, bei denen gleich drei Mitglieder von VIRON ihr Unwesen treiben, hatte man eine kompetente NWOBHM-Cover-Kapelle am Start. Aber natürlich war das nicht genug, und so karrte man eine ganze Wagenladung an Gastsängern heran, um viele der dargebotenen Songs mit den Originalsängern präsentieren zu können. Mit elichter Verspätung ging es gegen Viertel nach Neun mit Glockenschlägen los. Als Opener wählte man Runnign For The Line von JJ´S POWERHOUSE. Dass man heute keine ausgelutschten Standards hören würde, war ja klar. Nach zwei weiteren Songs gab Sänger Alexx Strahl das erste Mal das Mikro aus der Hand und Brian Ross betrat die Bühne um den Blitzkrieg zu entfesseln und danach Break Free von SATAN hinterher zu setzen. Die Ansagen machte zwischendurch immer wieder Drummer Neudi, der stets ein wenig über die folgende Band referierte. Die Band war spielerisch top und habe ich Alexx Stahl in meiner Kritik zum VIRONDebüt noch wegen seiner hohen Gesangspassagen kritisiert, so könnt ihr das inzwischen getrost vergessen – der Mann bewegt sich auch in hohen Sphären absolut sicher und ist nebenbei noch ein echter Blickfang auf der Bühne. Das gilt nicht für Brian Cox von den TYGERS OF PAN TANG, der Wildcats zwar durchaus überzeugend darbot, optisch allerdings recht mitgenommen wirkte. Dann grub man mit Rainbow Warrior von BLEACK HOUSE sowie Seven Days Of Splendour von JAMESON RAID wieder zwei Perlen aus, die sicher nur den NWOBHM-Experten bekannt sind. Gerade JAMESON RAID-Sänger Terry Dark war trotz seines hohen Alters noch ziemlich gut bei Stimme. Es folgten weitere Highlights wie der GIRLSCHOOL-Doppelpack Race With The Devil und Emergency, sowie Night Of The Demon und Don´t Break The Circle von DEMON. Dann räumte Neudi seinen Platz hinterm Drumkit für SAMSON-Drummer Thunderstick. Und da Bruce Bruce als Sänger wohl unbezahlbar gewesen wäre nimmt man einfach die beste Alternative, die man bekommen kann, nämlich Harry Conklin. Geiler geht es nicht! Ist der Conklin eigentlich Franke oder wieso ist der so oft hier? Und wenn er so oft hier ist, wieso sieht man JAG PANZER dann trotzdem nur so selten? Fragen über Fragen… Dann gab es wieder einen Wechsel am Drumkit. Is dat nich die Fresse vonne ROCK HARD-DVD? Jawoll, dat is der Schottkowski, seines Zeichens bei SODOM tätig. Dann auch noch plötzlich TOM ANGELRIPPER am Bass und Mikro und dazu die beiden TANK-Gitarristen, schon ging es mit This Means War und Don´t Walk Away los. Für das folgende See You In Hell aus dem Hause GRIM REAPER wurde dann wieder der Tyrant auf die Bühne geholt, diesmal im schicken, roten Lederjäckchen. Unterstützung bekam er hier von Alexx Stahl. Und zum Ende hin wurde dann doch noch der größten Band, die die NWOBHM je hervor gebracht hat, gehuldigt. Was wäre ein solcher Abend auch ohne IRON MAIDEN. Und auch hier griff man auf Harry Conklin zurück der 22 Acaccia Avenue mit Textblatt ebenfalls absolut souverän darbot. Der Mann ist Gott, dass kann gar nicht oft genug erwähnt werden! Zu guter letzt holte man dann für Running Free noch mal alle Sänger auf die Bühne, wobei das Ganze mit nur vier Mikros, von denen der Tyrant eines einfach nicht herausrückte, etwas unkoordiniert, aber trotzdem sehr spaßig wurde. Conklin entwickelte beim integrierten Singspiel dann auch noch Entertainer-Qualitäten, die denen eines Bruce Dickinson in nichts nachstanden. Gott sei Dank hat der Weinsheimer nicht den DI ANNO geholt, das hätte wohl ähnlich desaströs wie auf dem ROCK HARD FESTIVAL geklungen. So setzte der Tyrant einen perfekten Schlusspunkt unter einen unerwartet hochklassigen Auftritt, der die hohe Position im Billing absolut rechtfertigte. (agony&ecstasy)

ARMORED SAINT

(nach oben) 

ARMORED
Wie immer anbetungswürdig – ARMORED SAINT

ARMORED SAINT würden das Highlight des Festivals werden, zumindest für mich. Das stand von Anfang an fest und war unumstößlich. Was sollte schon passieren? Nichts, richtig! ARMORED SAINT boten genau das, was ich von den Amis erwartete, nämlich die mit Abstand beste und energiegeladenste Performance des Wochenendes und das bisher beste Konzert des Jahres. Unfassbar, wie diese Band auf der Bühne abgeht. Da kommen höchstens DEATH ANGEL noch dran, alle anderen Bands wirken dagegen wie Bewegungslegastheniker. Und immer wieder dieser Joey Vera! Explodiert der eigentlich, sobald er länger als zehn Sekunden am Stück still steht? John Bush hat sich das vor zwei Jahren auf dem ROCK HARD FESTIVAL zur Schau gestellte Gesichtsfell inzwischen wieder entfernt, sieht also wieder wie jemand mit festem Wohnsitz aus. Und wie immer holt der Mann alles, aber auch alles aus seinen Stimmbändern heraus. Und diese Songs! Sei es Book Of Blood, bei dem Jeff Duncan an der Gitarre brilliert, False Alarm, das von einem saucoolen Drumsolo eingeleitete Symbol Of Salvation, die Gänsehaut-Nummer Last Train Home oder der Kracher Pay Dirt vom 2000er Comeback Revelation. Bei Nervous Man kommen die ROXXCALIBUR-Jungs plus Tyrant mir irgendwelchen Penis-Ersätzen auf die Bühne gerannt und sorgen für Gelächter. Somit hätten wir die beiden besten Sänger des Festivals kurz gleichzeitig auf der Bühne gehabt, wenn auch nur einer seinem eigentlichen Job nachging. Um Viertel vor Eins war mit Chemical Euphoria erst mal Schluss, bevor es mit Can U Deliever sowie Madhouse noch zwei Zugaben gab. Achtzig Minuten pure Energie, selten war ich bei einem KIT-Headliner Auftritt so fit wie bei diesem. Danke ARMORED SAINT, macht bitte noch viele Jahre in dieser Form weiter! (agony&ecstasy)

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner