IN FLAMES, SENTENCED, DARK TRANQUILLITY, TO/DIE/FOR – Frankfurt, Batschkapp – 10.September 2000

In Frankfurt ist die Metal-Welt wirklich noch in Ordnung. Gute Bands, gute Stimmung – dafür fährt man auch gerne mal ein paar hundert Kilometer.

Nachdem das Skandinavien-Package einen großen Bogen um Baden-Württemberg machte, beschlossen wir nach Frankfurt zu fahren, denn wer lässt sich schon freiwillig so ein Billing entgehen? Um es kurz zu machen, es hatte sich mehr als gelohnt. Die Hessen scheinen einfach mehr Metal zu sein als die Schwaben. Die Batschkapp war megavoll, die Leute waren zu Recht begeistert, so dass dieser Abend als einer der schönsten Konzertbesuche in meiner Erinnerung eingegangen ist. Stagediver, die bis in die hinteren Reihen durchgereicht werden, wehende Haare in ganzen Club und nette Ordner, die sogar ihren Saft mit den Fans teilen – was will man mehr?

TO/DIE/FOR

Bei der ersten Band TO/DIE/FOR war der Club bereits so voll, dass es praktisch unmöglich war von den hinteren Reihen auch nur einen kleinen Blick auf die Bühne zu erhaschen, geschweige denn sich ein Bild von der Show der Finnen zu machen. Schade, denn den Reaktionen nach zu urteilen, war die Band ein würdiger Opener.

DARK TRANQUILLITY

Dark Tranquillity hatten mir persönlich auf dem Wacken 1999 nicht sonderlich gut gefallen, damals wirkte das Auftreten der Schweden etwas gekünstelt. Ganz anders in Frankfurt: Die Jungs legten einen Auftritt hin, der jeden Zweifler überzeugen sollte. Zum einen bietet das aktuelle Album Haven genügend Songs wie The wonders at your feet, die live richtig zünden. Zum anderen sprühte die Band geradezu vor Spielfreude, die Musiker hatten sichtlich viel Spaß, der sich schnell auf das Publikum übertrug. Besonders bejubelt wurde UnDo Control vom vorletzten Album Projector, Mikael Stannes Grinsen wurde immer breiter, als er die Publikumsreaktionen sah. Die Setlist bestand überwiegend aus neuen Titeln, die live ein ziemliches Brett sind. Dark Tranqillity waren an diesem Abend so sympathisch und so ehrlich dass man auch gar nicht anders konnte, als die Band ausgiebig zu beklatschen. Vor Freude ließen sich die Musiker dann sogar von einigen Stagedivern inspirieren und nahmen ebenfalls ein Bad in der begeisterten Menge.

SENTENCED

Insgeheim hatte ich mir ja schon Sorgen gemacht, ob die Songs von Crimson überhaupt ankommen werden – allerdings waren die Bedenken völlig unbegründet, denn Sentenced spielten nur wenige Titel des aktuellen Albums, unter anderen Dead Moon Rising (mit leicht verändertem Text: Ville Laihiala bekundete statt des Refraintextes: Ich bin scheiße) und No more beating as one. Offensichtlich waren die Finnen zu Späßen aufgelegt: Zu Bleed ließ Ville das Publikum Fuck you skandieren um mit einem Fuck you, too zu kontern.

Das Publikum ging von der ersten Minute an mit, eine kleine Andeutung von der Band und schon klatschten auch die hinteren Reihen. Die Selbstmord-Liebäugler vergaßen ein paar Mal ihr Image und lächelten sogar – kein Wunder, wenn man vor einem Publikum spielt, dass beinahe jeden Titel mitsingt. Das Sentenced Best-of Programm mit Songs wie Noose, Bleed, The Suicider, Let go wurde leider viel zu früh mit Nepenthe beendet – Sentenced haben einmal mehr gezeigt, dass sie live um einiges härter sind als auf Platte.

IN FLAMES

Als die finnische Band um den Frauenschwarm Ville ich stolpere gerne Laihiala die Bühne verließ, warten alle schon gespannt auf das schwedische Quintett IN FLAMES. Kurz vor 23.30 Uhr hatte die Batschkapp dann eine angenehme Temperatur von ca. 45 °C erreicht und die Schweden entern die Bretter, die anscheinend die Welt bedeuten. Unter tosendem Applaus der schätzungsweise 500-600 Fans ging es gleich mächtig nach vorne los mit Bullet Ride vom aktuellen Album Clayman. Die Schweden spielten sich im Laufe des Sets in einen wahren Rausch und setzten ein deutliches Zeichen, warum gerade sie diese Tour headlinen. Mit einem fetten Livesound ausgestattet, deckten sie ein breites Spektrum an altem und neuerem Material zur Zufriedenheit der Fans ab. Bei Songs wie z.B. Episode 666, Only for the weak, Ordinary Story, Colony, Pinball map, Jotun, Swim, …as the future repeats today” oder Behind space” hatten IN FLAMES den tobenden und stagedivinden Mob stets im Griff. Drummer Anders Jivard von DARK TRANQUILLITY filmte den gesamten Gig seiner Landsleute IN FLAMES, welche nächstes Jahr ein Homevideo mit dem gesammelten Material veröffentlichen wollen. Nach gut einer Stunde beendeten die sympathischen Nordländer ihren Gig. Jedoch ohne die lautstark geforderte Zugabe, welche aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war. Schade! Aber Daumen hoch für IN FLAMES und das Frankfurter Publikum. Metal ist also doch noch nicht tot!!!

Bericht: vampiria, Psycho

Fotos: boxhamster

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