grave-pleasures- Livepicture Konzertfoto Mannheim Mat McNerney

GRAVE PLEASURES (“Wir sind die Toten”-Fest, Mannheim, 28. Oktober 2017)

Den besten Tag hatten GRAVE PLEASURES bei ihrem Konzert in Mannheim beim “Wir sind die Toten”-Fest nicht erwischt

grave pleasures Mat McNerney Mannheim Konzertfoto LivePicDen besten Tag hatten GRAVE PLEASURES nicht erwischt. Als die Band spät am Abend auf die Bühne kam, wirkten die Musiker ziemlich unkonzentriert und mitgenommen. Letztendlich riss es Sänger Mat McNerney mit seiner Ausstrahlung raus, singen kann der Mann ja sowieso. Vor dem eigentlichen Auftritt kauerte er hinter den Boxen, und beobachtete den komplett überflüssigen Soundcheck seiner finnischen Begleit-Band aus der Hocke – ahnte er womöglich schon, dass das heute nicht das Highlight der kleinen GRAVE PLEASURES-Tour werden würde? Überflüssig war der Soundcheck übrigens, weil keine der anderen Bands dermaßen lange versuchte, ihren Sound zu justieren – und am Ende GRAVE PLEASURES dann doch den miesesten Sound des Abends hatten.

GRAVE PLEASURES spielten erstaunlich viele BEASTMILK-Songs

Schon beim Opener “Infatuation Overkill” vom aktuellen Album “Motherblood” verpasste Basser Valtteri Arino Einsätze, das sollte sich den ganzen Gig über nicht ändern – außer dass er beim Stümpern noch ein bisschen Überstützung von den beiden Gitarristen Juho Vanhanen und Aleksi Kiiskilä bekam. Das war einfach verdammt schade, denn die Setlist war eine wunderbare Überraschung: Neben vielen Songs vom aktuellen Album “Motherblood” spielten GRAVE PLEASURES erstaunlich viele Songs vom “Climax“-Album der Vorgängerband BEASTMILK.  Das etwas schwächere GRAVE PLEASURE-Album “Dreamcrash” von 2015 wurde mit gerade mal drei Songs (“New Hip Moon”, “Crying Wolves”, “No Survival”) von insgesamt 16 gespielten Stücken berücksichtigt.

Grave Pleasures Mat McNerney Konzertfoto Livepicture Mannheim
Mat McNerney, der Mann der goßen Gesten

Mat McNerney liebt die ganz großen Gesten

Mat McNerney, zu Beginn mit geschlossener Lederjacke und Handschuhen, ist nicht nur Meister des pathetischen Gesangs, er beherrscht auch die ganz großen Gesten. Die braucht man bei GRAVE PLEASURES auch, denn mit „Motherblood“ hat er den Soundtrack für den letzten Tag vor der Apokalypse geschrieben – und zwar für diejenigen, die in den verbleibenden Stunden nochmals so richtig feiern, weil man ja eh nichts mehr ändern kann. Und gefeiert wurden vom Publikum vor allem die BEASTMILK-Songs, gleich an dritter stelle der Setlist stand “Fear Your Mind” – McNerney kündigte den Song als “altes Stück” an – und erntete sofort warmen Applaus, bevor die Band den Track überhaupt begonnen hatte.

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Songraten mit GRAVE PLEASURES: Welches Symbol steht für welchen Track?

 

Die ausgedruckte Setlist von GRAVE PLEASURES war übrigens ein echter Hingucker – statt ausgeschriebener Songtitel standen darauf einfach nur Symbole. Aus der Zeit mit BEASTMILK gab es außerdem eine ziemlich kaputte Version von “Genocidal Crush”, ein hyponotisches “You Are Now Under Our Control”, bei dem McNerney durchaus spooky rüberkam, seinen vielleicht allerbesten Song “Love in A Cold World”, das intensive “Death Reflects Us” sowie “The Wind Blows Thourgh Their Skulls” als letzten Track.

Grave Pleasures Mat McNerney Konzertfoto Livepicture Mannheim
GAVE PLEASURES waren alles andere als perfekt an diesem Abend

Es war kein guter Tag für GRAVE PLEASURES in Mannheim

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Einzig Mat McNerney und seine überragenden Songs retteten den Abend

Leider fanden GRAVE PLEASURES auch bei Übersongs wie “Atomic Christ” nicht so richtig zueinander, wenn direkt nach dem Intro erstmal noch die Gitarre gestimmt werden muss, trägt das nicht unbedingt zur Atmosphäre bei. Mat McNerneys Bühnenpräsenz, sein perfekter Gesang (er klingt live wirklich wie auf Platte) und die überragenden BEASTMILK- und “Motherblood”-Songs machten den Abend denn doch noch zum Fest – vermisst habe ich einfach die Mischung aus apokalyptischer Wucht und unwiderstehlicher Eingängigkeit, die GRAVE PLEASURES bei ihrem Auftritt im Stuttgarter Wizemann vor ziemlich genau zwei Jahren auch auf die Bühne brachten.

Am Ende tat mir Mat Nerney tatsächlich ein bisschen leid, Zugabe-Rufe gabs nur ganz vereinzelt – und sogar eine der Setlists, sonst immer ein begehrtes Souvenir, klebe noch auf der Bühne als das Hallenlicht anging. Der durchwachsene Auftritt hat aber eines gezeigt: Mat McNerney ist auch alleine super und überragende Songs wie die von “Motherblood” und “Climax” kann man nur ganz schwer ihrer Magie berauben.

 

 

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